Torsten Werner, Lukas Gläßer
Tz. 112
Stand: EL 115 – ET: 09/2024
Die Vorschrift des § 34 Abs 13f KStG idF des JStG 2010, die durch das Kroatien-StAnpG zu § 34 Abs 11 KStG wurde, ist eine Reaktion des Ges-Gebers auf den Beschl des BVerfG v 17.11.2009 (BGBl I 2010, 326). Demzufolge verstoßen die Umgliederungsregelungen des § 36 Abs 3 und Abs 4 KStG idF des StSenkG vom Anrechnungsverfahren zum Halbeink-Verfahren gegen Art 3 GG (s § 36 KStG Tz 27). Das BVerfG hatte den Ges-Geber aufgefordert, bis zum 01.01.2011 für alle noch nicht bestandskräftig abgeschlossenen Fälle eine verfassungskonforme Neuregelung zu schaffen.
Nach § 34 Abs 13f KStG idF des JStG 2010, jetzt § 34 Abs 11 KStG, ist der unter Berücksichtigung der Vorgaben des BVerfG geänderte § 36 KStG auf alle noch nicht bestandskräftig festgestellten Endbestände iSd § 36 Abs 7 KStG anzuwenden (hierzu s § 36 KStG Tz 48a).
Das BVerfG hat mit Beschl v 24.11.2022 (2 BvR 1424/15, HFR 2023, 285) entschieden, dass § 36 Abs 4 KStG idF von § 34 Abs 13f KStG idF des JStG 2010 sowie § 36 Abs 4 KStG idF von § 34 Abs 11 KStG idF des Kroatien-StAnpG teilw unvereinbar mit Art 14 Abs 1 iVm Art 3 Abs 1 GG ist, soweit diese Regelungen zu einem Verlust von KSt-Minderungspotenzial führen, weil der in § 30 Abs 2 Nr 4 KStG idF der Bekanntmachung v 22.04.1999 (BGBl I 1999, 817), zuletzt geändert durch Art 4 des StiftFöG v 14.07.2000 (BGBl I 2000, 1034), bezeichnete Teilbetrag des verwendbaren Eigen-Kap bei der Verrechnung der unbelasteten Teilbeträge nicht berücksichtigt wird.
Mit Beschl v 06.12.2022 (2 BvL 29/14, HFR 2023, 294) hat das BVerfG entschieden, dass § 36 Abs 6a KStG idF von § 34 Abs 13f KStG idF des JStG 2010 sowie § 36 Abs 6a KStG idF von § 34 Abs 11 KStG idF des Kroatien-StAnpG unvereinbar mit Art 14 Abs 1 iVm Art 3 Abs 1 GG ist.
Das BVerfG hat den Ges-Geber dazu verpflichtet, die festgestellten Verfassungsverstöße bis zum 31.12.2023 rückwirkend zu beseitigen. Von dieser Verpflichtung werden alle noch nicht bestandskräftigen Entsch, die auf den für verfassungswidrig erklärten Vorschriften beruhen, erfasst. Bis zu einer Neuregelung dürfen Gerichte und Verw-Beh die Normen im Umfang der festgestellten Unvereinbarkeit nicht mehr anwenden, laufende Verfahren sind auszusetzen. Der BVerfG-Beschl v 24.11.2022 (2 BvR 1424/15) erging aufgr einer gegen das BFH-Urt v 25.02.2015 (I R 86/12, BStBl II 2016, 243) eingelegten Verfassungsbeschwerde und der Beschl v 06.12.2022 (2 BvL 29/14) erging aufgr des Vorlagebeschl des FG Münster v 16.09.2014 (EFG 2015, 500). Das beim BFH anhängige Rev-Verfahren (Az I R 59/14) aufgr des Urt des FG Ddf v 30.09.2014 ruhte durch Beschl v 29.01.2015 bis zur Entsch des BVerfG in dem Verfahren 2 BvL 29/14. Das Rev-Verfahren wurde unter dem neuen Az I R 7/24 wieder fortgesetzt. Zu den beiden Beschl des BverfG s auch Binnewies, GmbHR 2023, 270. Nach Auff des FG Münster (s Urt des FG Münster v 14.11.2012, EFG 2013, 326 sowie nachfolgend BFH-Urt v 29.01.2015, BFH/NV 2015, 1007); des FG Ddf (s Urt des FG Ddf v 30.09.2014, EFG 2014, 2167) und des BFH (s Urt v 30.07.2014, BStBl II 2014, 940) sei die Vorschrift des § 34 Abs 11 KStG verfassungsgem gewesen. Gegen die Urt des BFH v 30.07.2014 und v 29.01.2015 wurde jeweils Verfassungsbeschwerde eingelegt. Die Verfassungsbeschwerde gegen das BFH-Urt v 30.07.2014 (Az 2 BvR 1240/15) wurde durch Beschl v 14.12.2023 und die Verfassungsbeschwerde gegen das BFH-Urt v 29.01.2015 (Az 2 BvR 928/15) wurde durch Beschl v 06.03.2024 nicht zur Entsch angenommen. UE ist für die Frage, ob ein St-Bescheid bestandskräftig ist, auf den Eintritt der materiellen, nicht jedoch auf den Eintritt der formellen Bestandskraft abzustellen. Ein St-Bescheid ist materiell bestandskräftig, wenn er unanfechtbar ist und weder unter dem Vorbehalt der Nachprüfung steht noch einen Vorläufigkeitsvermerk enthält. Hierbei dürfte es sich in aller Regel um Bp-Fälle handeln.
Zum Verhältnis der Schlussfeststellung nach § 36 Abs 7 KStG zur Feststellung des KSt-Guthabens nach § 37 Abs 1 KStG s § 36 KStG Tz 48c, 53ff.
Tz. 113
Stand: EL 115 – ET: 09/2024
vorläufig frei