Alexandra Pung, Torsten Werner
Tz. 73
Stand: EL 80 – ET: 04/2014
Anders als die unentgeltliche Übertragung werthaltiger Beteiligungen (s Tz 72) beurteilt die Rspr (s Beschl des BFH v 04.08.2008 – Az: IX B 85/08; weiter s Urt des BFH v 05.03.1991, BStBl II 1991, 630; v 18.08.1992, BStBl II 1993, 34; v 18.08.1992, BFH/NV 1993, 158; v 30.11.1994, BFH/NV 1995, 386; v 25.07.1995, BStBl II 1996, 684 und v 01.08.1996, BFH/NV 1997, 215; ebenfalls hierzu s Urt des FG Münster v 29.08.1989, EFG 1991, 124; s Urt des FG Köln v 15.05.1991, EFG 1991, 676 und v 19.06.1997, EFG 1997, 1508; s Urt des FG Ddf v 12.10.1995, EFG 1996, 55; s Urt des FG München v 10.12.2000, EFG 2001, 1279 und s Beschl des FG Bln-BB v 15.07.2008, EFG 2008, 1956) die Übertragung wertloser Anteile für 0 EUR. Sie bejaht insoweit einen Anwendungsfall des § 17 EStG, dh sie erkennt den in diesen Fällen im Regelfall entstandenen Veräußerungsverlust unter den Voraussetzungen des § 17 Abs 2 S 6 EStG stlich an. Das FG Ba-Wü bejaht dies auch, wenn die Veräußerung objektiv wertloser Anteile für 1 EUR zwischen Ehegatten erfolgt (s Urt des FG Ba-Wü v 29.09.2004, EFG 2005, 712). Hingegen ist das sa FG (s Urt des FG Sa v 24.05.2005, FGReport 2005, 57) in dem Fall der Übertragung einer wertlosen Beteiligung für 0,– DM zwischen nahen Angehörigen von einer unentgeltlichen Übertragung ausgegangen, da eine wirtsch Abgrenzung zwischen der (bereits bestehenden) Beteiligung des Sohnes und der des Vaters nicht stattgefunden hat. Ebenfalls hierzu s Tz 76, s Tz 66 und s Tz 396. Auch das FG München (s Urt des FG München v 20.09.2006 – Az: 6 K 3686/04) geht bei einer Übertragung zwischen nahen Angehörigen zu einem Preis von 0,– EUR nur dann von einer entgeltlichen Übertragung aus, wenn feststeht, dass die Vertragsparteien den Wert der Anteile nach kaufmännischen Gesichtspunkten wie unter fremden Dritten festgelegt haben und auf dieser Grundlage zur Feststellung der Wertlosigkeit gelangt sind. Ebenso s Urt des FG RP v 28.11.2012 (EFG 2013, 352, Rev-Az: IX R 4/13). Nach Inkrafttreten des StSenkG ist dieser Verlust nur noch zur Hälfte bzw ab dem VZ 2009 zu 60 % abzb. Diese Rspr zielt im Grenzbereich zwischen dem Verkauf der Anteile zu einem Preis von 0 EUR einerseits sowie einer Schenkung andererseits darauf, die estlichen Folgen eines Wertverlusts entspr dem Zweck des § 17 EStG dem Stpfl zuzuordnen, der den Verlust erlitten hat, vorausgesetzt, die Anteilsübertragung beruht nicht auf einer durch pers Umstände bestimmten und deshalb unentgeltlichen Zuwendung (so die Begr des Beschl des BFH v 18.01.1999, BStBl II 1999, 486). AA s Urt des FG Münster v 07.08.1996 (EFG 1997, 406), wonach die Übertragung eines wertlosen GmbH-Anteils für einen symbolischen Kaufpreis von 1 EUR keine Veräußerung iSd § 17 EStG darstellt. Der BFH (s Beschl des BFH v 18.01.1999, BStBl II 1999, 486) führt aus, dass seine oa Rspr zur unentgeltlichen Übertragung wertloser Anteile nicht auf den Anteilsübergang durch Erbfall übertragbar ist. Hierzu s Tz 70.
Carl (FR 1992, 341) kritisiert diese Rspr. SE weicht das St-Recht unzulässig vom Zivilrecht ab, wenn es eine "Veräußerung zu null EUR" als entgeltlichen Vorgang wertet, der die Rechtsfolgen des § 17 EStG auslöst. Wenn die stliche Anerkennung daraus sich ergebender Veräußerungsverluste gewollt sei, so Carl, dann sei es Aufgabe des Gesetzgebers, § 17 EStG generell auch auf unentgeltliche Anteilsübertragungen auszudehnen.
Die Auff von Söffing (NWB F 3, 7959), wonach die oa Rspr den Vertragsparteien bei Übertragung eines wertlosen Anteils ein Wahlrecht einräumt, den Vorgang als entgeltlich oder als unentgeltlich zu behandeln, wird vom BFH offensichtlich nicht geteilt (zur Begr s Urt des BFH v 18.08.1992, BStBl II 1993, 34).