Dr. Rolf Möhlenbrock, Lisa Maiworm
5.2.3.1 Zinsaufwendungen
Tz. 218
Stand: EL 92 – ET: 03/2018
Zinsaufwendungen sind lt Gesetz die für die Überlassung des FK im og Sinne gezahlten Vergütungen (grundlegend zum Zinsbegriff iSd Zinsschranke s Häuselmann, FR 2009, 401ff und FR 2009, 506ff). Dabei ist der Zinsbegriff der Zinsschranke nach Verw-Auff nicht zwingend deckungsgleich mit dem in § 20 Abs 1 Nr 7 EStG. Insoweit ist der Auff von Häuselmann (FR 2009, 401, 406), der den Zinsbegriff in Anlehnung an § 20 Abs 1 Nr 7 EStG auslegt, nicht zuzustimmen. Es ist keine festverzinsliche Vergütung erforderlich, sondern eine erfolgsabhängige Vergütung in Abhängigkeit von einem ungewissen künftigen Ereignis reicht aus (s BT-Drs 16/4841, 50; s Schr des BMF v 04.07.2008, BStBl I 2008, 718, Rn 15 S 2; s Mattern, in Sch/F, § 8a KStG, Rn 122 und s Frotscher, in F/M, § 8a KStG, Rn 194). Auch Aufwendungen aus der Abschr eines Damnums oder eines Disagios sind Zinsen, ebenso Vorfälligkeitsentschädigungen, Bereitstellungszinsen sowie Provisionen und Verwaltungsgebühren (s Scheunemann/Socher, BB 2007, 1144, 1147ff und s Frotscher, in F/M, § 8a KStG, Rn 194a; aA wohl s Förster, in Breithecker/Förster/Förster/Klapdor, URefG, § 4h EStG, Rn 134ff; s Häuselmann, FR 2009, 401, 407ff und FR 2009, 506, 508; s Dörfler, in E/S, 3. Aufl, Anh 1 zu § 8a KStG, Rn 177, der nur Aufwendungen mit Zinscharakter erfassen will; s Mattern, in Sch/F, § 8a KStG, Rn 124; weiter s Stangl/Hageböke, in Schaumburg/Rödder, URef 2008, 460, wonach Avalprovisionen und Bereitstellungszinsen nicht dazu zählen sollen; weiter s Schmidt-Fehrenbacher, Ubg 2008, 469, 471, der einen zivilrechtlichen Zinsbegriff vertritt). Maßgebliches Kriterium der Einordnung als Vergütung für FK ist, dass es sich um Zahlungen an den Geber des FK und nicht an Dritte handelt. Auch die Fin-Verw will Vergütungen, die zwar nicht als Zins berechnet werden, aber Vergütungscharakter haben (sie nennt bsp-haft: Damnum, Disagio, Vorfälligkeitsentschädigungen, Provisionen und Gebühren) offenbar mit der Einschränkung erfassen, dass diese dem Geber des FK geschuldet werden müssen (s Schr des BMF v 04.07.2008, BStBl I 2008, 718, Rn 15 S 3). Auch Frotscher (in F/M, § 8a KStG, Rn 192a und Rn 194b) geht davon aus, dass nur an den FK-Geber gezahlte Beratungskosten und Provisionen Zinscharakter haben. Ebenso s Mattern (in Sch/F, § 8a KStG, Rn 124).
UE fallen unter den Vergütungsbegriff des § 8a KStG sowohl Entgelte für die reine Geldüberlassung (Zinsen ieS) als auch für die Bereitstellung des FK und damit alle Kosten, die ohne die Gewährung des FK nicht entstanden wären. Diese weite Auslegung des Vergütungsbegriffs entspr auch der Verw-Auff. AA s Häuselmann (FR 209, 401, 408), der den Vergütungsbegriff eng auslegen will. FK-Vergütungen sind danach insbes:
- Agio,
- Damnum,
- Disagio,
- Diskontaufwendungen,
- erfolgsabhängige Vergütungen, zB bei Genussscheinen und stillen Beteiligungen,
- Gebühren für Kreditbearbeitung,
- Gewinnanteile des stillen Gesellschafters, wenn die stille Beteiligung als FK zu werten ist (s Schulze zur Wiesche, GmbHR 2008, 1140, 1142),
- Leasingraten, wenn das Leasinggut dem Leasingnehmer zuzurechnen ist,
- Mahngebühren,
- Provisionen, zB Bürgschafts-, Bereitstellungs-, Garantie-Zusage- und Avalprovisionen,
- Vorfälligkeitsentschädigungen (aA s Köhler/Hahne, DStR 2008, 1505, 1508; s Förster, in Gosch, 3. Aufl, § 8a Rn 272; s Mattern, in Sch/F, § 8a KStG Rn 143 "Vorfälligkeitsentschädigung" und s Häuselmann, FR 2009, 506, 508; glA s Frotscher, in F/G, § 4h EStG Rn 125 und s Hick, in H/H/R, § 4h EStG Rn 75),
- Zinsen in fester oder variabler Form,
- Vergütungen iR von Arbeitnehmerbeteiligungsmodellen (s § 2 Abs 1 Nr 1 Buchst i bis l des Fünften Vermögensbildungsgesetzes) (s Tz 217).
AA s Fischer/Wagner (BB 2008, 1872, 1873); s Hahn (Ubg 2014, 106, 108) und s Förster (in Gosch, 3. Aufl, § 8a Rn 272), die Kreditvermittlungsgebühren, Aval- bzw Bürgschaftsprovisionen, Bereitstellungszinsen oder Schadenersatzleistungen für die Nichtinanspruchnahme eines Kredits nicht zu den Zinsaufwendungen zählen wollen. Wegen der Berücksichtigung von Leasingraten in Fällen des Immobilienleasing s Tz 215. Der Auff von Hahn (Ubg 2014, 106, 107), wonach Arrangement-Fees von der Zinsschrankenregelung nicht erfasst werden, ist uE nur insoweit zuzustimmen, als der Mandated Lead Arranger ein Kreditvolumen nicht zur Verfügung stellt. Underwriting-Fees werden uE entspr den Avalgebühren von der Zinsschranke erfasst. AA s Hahn (Ubg 2014, 106, 108). Entspr gilt für Verwaltungsgebühren, Security-Agent-Fee und Participation-Fee. AA s Hahn (Ubg 2014, 106, 109). Gleiches gilt uE für Waiver-Fees etwa als Entgelt für sich ändernde Verhältnisse der Vertragsparteien, auch wenn diese nicht in eine Anpassung des Zinssatzes münden (tw aA s Haase/Geils, DStR 2016, 273, 277f). Agency-Fees – als (Sonder-)Entgelt an den Konsortialsführer (Agent) für seine gegenüber dem Konsortium erbrachten Leistungen – sind aus der Sicht des Stpfl ebenfalls Vergütung für die Kap-Überlassung; die dieser Zahlung zusätzlich innewohnende Entgelt...