Alexandra Pung, Torsten Werner
Tz. 352
Stand: EL 80 – ET: 04/2014
Zahlungen aufgrund eines Haftungsbescheids (s §§ 34, 69 AO), durch den ein Ges-GF für St-Schulden der Kap-Ges in Anspruch genommen wird, führen uE nicht zu nachträglichen AK. Der Ges-GF wird in seiner Eigenschaft als GF der Kap-Ges in Anspruch genommen. Die Zahlung ist daher nicht durch das Gesellschaftsverhältnis, sondern durch das Fehlverhalten als GF veranlasst. Ebenso s Urt des FG Ddf v 26.02.1997 (DStRE 1998, 437). In der nachfolgenden Revision (s Urt des BFH v 12.12.2000, BFH/NV 2001, 761) war diese Frage nicht entscheidungserheblich. Auch das FG Münster (s Urt des FG Münster v 10.12.2002, EFG 2003, 1469) hat die Haftungsinanspruchnahme als WK behandelt. Der BFH (s Urt des BFH v 01.03.2005, BFH/NV 2005, 2171 unter II.3 der Urt-Gründe) hat die Frage im anschl Revisionsverfahren ausdrücklich offen gelassen. Ebenso s Urt des FG SnA v 02.07.2013 (EFG 2013, 1651). GlA s Frotscher (in Frotscher, § 17 EStG, Rn 241). AA s Weber-Grellet, in Schmidt, 32. Aufl, § 17 EStG, Rn 176 und s Urt des FG MV v 20.07.2005 (DStRE 2006, 520), das uE verkennt, dass es sich nicht um die freiwillige Übernahme von St-Schulden und damit dem Grunde nach um eine Einlage handelt, sondern dass die St-Schulden zwangsweise auf Grund des Haftungsbescheids (als GF) gezahlt wurden. Das ebenfalls anders lautende Urt des Nds FG v 08.08.2001 – Az: 13 K 518/97, ist durch den Beschl des BFH v 21.01.2004 (BFH/NV 2004, 947) aufgehoben worden. Nach Ansicht des FG Münster (s Urt des FG Münster v 21.01.1999, EFG 2000, 481) können Haftungsschulden nachträgliche AK darstellen, wenn durch die vGA, auf die der KSt-Haftungsanspruch zurückzuführen ist, das Stamm-Kap der GmbH nicht nur gleichsam wertmäßig "zurückgezahlt" wurde, sondern sogar negatives Stamm-Kap entstanden ist. Damit hätte der AE nach §§ 30, 31 GmbHG grds die Pflicht zur Nachzahlung. Jäschke (in Lademann, § 17 EStG, Rn 246) will Haftungsbeträge nur dann als nachträgliche AK berücksichtigen, wenn diese in der Gesellschafterstellung begründet sind. UE ist ein solcher Fall kaum vorstellbar.
Die vorstehenden Ausführungen gelten uE entspr, wenn der Ges-GF Sozialversicherungsbeiträge wegen seiner Stellung als GF für die Arbeitnehmer entrichten muss oder wenn eine Inanspruchnahme nach § 11 Abs 2 GmbHG (sog Handelndenhaftung) erfolgt, denn auch in diesem Fall wird der AE in der Eigenschaft als GF oder wer wie ein solcher für die künftige GmbH bzw Vorgesellschaft tätig wird, in Anspruch genommen (s Fastrich, in Baumbach/Hueck, 20. Aufl, § 11 GmbHG, Rn 47). AA wohl s Jäschke (in Lademann, § 17 EStG, Rn 246).