Alexandra Pung, Ewald Dötsch
Grotherr, Anwendungsgrundsätze und Zweifelsfragen der neuen Freigrenze iHv 250 000 EUR bei der Gesellschafter-Fremdfinanzierung, BB 2004, 411.
Tz. 121
Stand: EL 55 – ET: 10/2005
Durch das sog Korb II-Gesetz wurde eine Freigrenze iHv 250 000 EUR in § 8 a Abs 1 S 1 KStG eingefügt, wodurch kleine und mittlere Unternehmen aus dem Anwendungsbereich des § 8a Abs 1 KStG ausgenommen werden sollen. Eine Anwendung des § 8a Abs 1 KStG nF erfolgt nur, wenn die Vergütungen die Freigrenze von 250 000 EUR übersteigen. Bei der Zugrundelegung eines Zinssatzes von 4% werden damit Darlehen bis zur Höhe von 6 250 000 EUR nicht von § 8a Abs 1 KStG nF erfasst.
Tz. 122
Stand: EL 55 – ET: 10/2005
Die Freigrenze von 250 000 EUR gilt uE - wie alle anderen Freibeträge bzw -grenzen auch - pro VZ. GlA s Mensching/Bauer, BB 2003, 2429, 2431; Prinz/Ley, FR 2003, 933, 935; Schwedhelm/Olbing/Binnewies, GmbHR 2003, 1385, 1389; Schwedhelm/Ehnert, FR 2004, 249, 253; Stalinski (NWB F 4, 4771, 4773); Gosch (in Gosch, KStG, § 8a Rn 116); Holzaepfel/Köplin (in Erle/Sauter, Gesellschafter-Fremdfinanzierung, § 8a Rn 141) und die Fin-Verw (s Schr des BMF v 15.07.2004, BStBl I 2004, 593 Rn 28). AA s Grotherr (IWB Deutschland, Gr 1, 2017, 2020; BB 2004, 411, 418 und DStZ 2004, 249); Neumann/Stimpel (GmbHR 2004, 392); Herzig/Lochmann (StuW 2004, 144, 146); Janssen (DStZ 2004, 665, 670) und Frotscher (in F/M, § 8a KStG Rn 99), die auf das Wj der Kap-Ges abstellen wollen. Endet in einem VZ nur ein Wj führen beide Auslegungen wegen § 4 Abs 2 Nr 2 EStG zum selben Ergebnis. Unterschiedliche Folgen ergeben sich jedoch, wenn in einem VZ zB wegen Umstellen des Wj zwei Wj enden. UE ist die Freigrenze nur einmal, dh für alle in einem VZ zu erfassenden Wj zusammen, zu gewähren. Ansonsten könnte uE ungerechtfertigt für ein uU nur sehr kurzes Rumpf-Wj die volle Freigrenze in Anspruch genommen werden. Grotherr (BB 2004, 411, 418) geht hingegen davon aus, dass bei der Bildung von zwei Rumpf-Wj in einem VZ auch die Freigrenze doppelt beansprucht werden kann. Dem kann uE aus den vorstehend angeführten Gründen nicht gefolgt werden.
Tz. 123
Stand: EL 55 – ET: 10/2005
Bei Nichtüberschreiten der Freigrenze bleiben die gezahlten Vergütungen BA. Ggf erfolgt eine Hinzurechnung bei der GewSt nach § 8 Nr 1 GewStG. Wird die Freigrenze überschritten, ist auf den gesamten Betrag § 8a Abs 1 KStG nF anzuwenden. Bei Vergütungen iSd § 8a Abs 1 S 1 Nr 1 KStG führt dies stets zu einer Hinzurechnung als vGA. Bei Vergütungen iSd § 8a Abs 1 S 1 Nr 2 KStG nF ist § 8a KStG trotz der Überschreitung der Freigrenze nicht anzuwenden, soweit der safe haven nicht überschritten wird, wenn der Drittvergleich geführt werden kann oder wenn eine Finanzierung banküblicher Geschäfte vorliegt. Semmler (NWB F 4, 4783, 4789) hält die Ausgestaltung als Freigrenze und nicht als Freibetrag für verfassungsrechtlich bedenklich.
Tz. 124
Stand: EL 55 – ET: 10/2005
Die Freigrenze ist uE gesellschaftsbezogen zu prüfen, dh die Freigrenze steht allen AE einer Gesellschaft zusammen nur einmal zu. Ist der AE an mehreren Gesellschaften beteiligt, besteht für jede Gesellschaft eine gesonderte Freigrenze von 250 000 EUR. In die Berechnung der Freigrenze sind dabei alle an die AE, an den AE nahe stehende Personen iSd § 1 Abs 2 AStG und an rückgriffsberechtigte Dritte gezahlte Vergütungen, die auf FK iSd § 8a KStG entfallen, einzubeziehen. GlA ist die Fin-Verw (s Schr des BMF v 15.07.2004, BStBl I 2004, 593, Rn 28); Grotherr (IWB Deutschland, Gr 1, 2017, 2020 und BB 2004, 411, 412 und 420); Schwedhelm/Ehnert (FR 2004, 249, 253); Neu/Tombers (GmbHStB 2004, 75, 77); Neumann/Stimpel (GmbHR 2004, 392); IDW (FN-IDW 2004, 297, 299); Prinz (in H/H/R, § 8a KStG Rn J 03-17); Gosch (in Gosch, KStG, § 8a Rn 115); Holzaepfel/Köplin (in Erle/Sauter, Gesellschafter-Fremdfinanzierung, § 8a Rn 144) und Frotscher (in F/M, § 8a KStG Rn 99). Nach Ansicht von Grotherr (BB 2004, 411, 413) sprechen Gesetzeswortlaut und -systematik hingegen für eine AE-bezogene Anwendung. Janssen (DStZ 2004, 665, 671) spricht sich sogar für eine kombinierte gesellschafter- und gesellschaftsbezogene Auslegung aus. UE gibt der Gesetzeswortlaut eine solche Auslegung nicht her. Ein unterjähriger Gesellschafterwechsel beeinflusst die Höhe der Freigrenze nicht. GlA s Grotherr (BB 2004, 411, 418 und DStZ 2004, 249).
Grotherr (BB 2004, 411, 413; GmbHR 2004, 850, 854 und DStZ 2004, 249, 250) geht uE zutr davon aus, dass bei beschr stpfl Kap-Ges mit inl Einkünften für die Berechnung der Freigrenze nur die mit der Erzielung von inl Einkünften im Zusammenhang stehenden Vergütungen zu berücksichtigen sind.
Tz. 125
Stand: EL 55 – ET: 10/2005
In die Berechnung der Freigrenze sind uE nur die Vergütungen für FK einzubeziehen, die dem Grunde nach von § 8a KStG nF erfasst werden.
Vergütungen für nur kurzfristig überlassenes FK (s Tz 96) sind uE nicht zu berücksichtigen. GlA s die Fin-Verw (Schr des BMF v 15.07.2004, BStBl I 2004, 593, Rn28); Holzaepfel/Köplin (in Erle/Sauter, Gesellschafter-Fremdf...