4.1 Wie entstehen sie und was passiert dabei?
Ärger und Wut sind typischerweise Reaktionen auf wahrgenommene Bedrohungen, Ungerechtigkeiten oder auch Beleidigungen. Sie können ausgelöst werden durch persönliche Interaktionen, Arbeitsereignisse, Ereignisse in der Umgebung oder durch Gedanken und Erinnerungen.
Insgesamt ist Ärger eine normale und gesunde Emotion, die hilft, auf Bedrohungen, Ungerechtigkeiten oder Verletzungen zu reagieren, um die Zustände abzuwehren. Die gesunde Emotion wird aber zur negativen, z. B. durch Konflikte, fehlende Zielerreichung, Aufgabenverweigerungoder Kommunikationsprobleme.
Führungskräfte können durch ihr Wirken nicht nur bei ihren Mitarbeitern Ärger und Wut auslösen, sondern sie selbst können das gleiche erleben. Es ist daher für jede Führungskraft eine Herausforderung, das eigene Befinden und die eigenen Emotionen im Blick zu haben und sich selbst gut zu kennen, um Reaktionen und Handlungsweisen abzuwägen.
Die folgende Übersicht ist eine Zuordnung, die als Grundlage dienen kann, wenn es um die Ursachen der negativen Emotionen Ärger und Wut und die abzuleitenden Maßnahmen geht.
Übersicht über kognitive Ursachen für Ärger und Wut |
Blockierte Ziele oder unerfüllte Bedürfnisse (Wenn Ziele und Bedürfnisse nicht erfüllt werden) |
Negative Emotionen entstehen durch fehlende Anerkennung, mangelnde Fortschritte bei der Arbeit oder unfaire Behandlung in einem Team. |
Ungerechtigkeit und Ungleichbehandlung (Wenn Unrecht widerfährt oder andere ungerecht behandelt werden) |
Negative Emotionen entstehen durch ungerechte Verteilung von Ressourcen, bevorzugte Behandlung oder Mobbing am Arbeitsplatz. |
Macht- und Kontrollverlust (Wenn Ohnmacht bzw. Machtlosigkeit empfunden oder Entscheidungen "über den Kopf hinweg" getroffen werden) |
Negative Emotionen entstehen durch Ignoranz und fehlende Berücksichtigung der persönlichen Meinungen oder wenn Veränderungen im Unternehmen ohne Beteiligung der Mitarbeiter durchgesetzt werden. |
Konflikte und negative zwischenmenschliche Beziehungen (Auseinandersetzungen, Konflikte oder Missverständnisse mit Kollegen oder Vorgesetzten) |
Negative Emotionen entstehen durch persönliche Angriffe, Ablehnung, Nichtachtung, Respektlosigkeit, Vertrauensmissbrauch oder mangelnde Unterstützung. |
Überforderung und Stress (Hohe Arbeitsbelastung, unangemessene Arbeitsaufgaben, Zeitdruck und mangelnde Ressourcen) |
Negative Emotionen entstehen durch zu hohe Arbeitsbelastung, die nicht angemessen bewältigt werden kann und ungenügende Aufgabenpassung. |
Tabelle 2: Ursachen der negativen Emotionen Ärger und Wut und mögliche Maßnahmen
Der individuelle Umgang mit Ärger und Wut wird durch Persönlichkeit, frühere Erfahrungen und Bewältigungsstrategien beeinflusst. Sowohl bei den Führungskräften als auch bei den Mitarbeitern. Manche sind möglicherweise anfälliger für diese Emotionen, während andere besser darin sind, sie zu regulieren und konstruktiv damit umzugehen. Kompetenz zur Resilienz spielt hier eine wichtige Rolle.
Den Ursachen auf der Spur sein durch ...
- regelmäßige Feedbackgespräche
- eine interessierte Haltung gegenüber dem Mitarbeiter
- offene und wertschätzende Kommunikation
- gerechte Behandlung der Mitarbeiter
- transparente Konfliktbearbeitung
- Unterstützung bei der Bewältigung von Stress und Ärger
4.2 Auswirkungen: Klagen und Verweigerung, Zorn und Trotz
Ärger und Wut können eine Reihe von Verhaltensweisen und weitere Emotionen auslösen, wie beispielsweise Klagen und Jammern, Verweigerung, Zorn und Trotz. Diese Energieräuber werden meist als negativ im Arbeitsalltag wahrgenommen, auch wenn darin oft die Chance zur Veränderung liegt. Führungskräfte, die mit Klagen und Verweigerungen ihrer Mitarbeiter umgehen können, d. h. nicht in die Emotionsspirale einsteigen, sondern beispielsweise durch Fragen und Explorieren die Klagen oder die Verweigerung verstehen, können die möglichen Leistungsverminderungen verhindern.
Beispiele aus dem Arbeitsalltag
- Klagen: Ein Mitarbeiter beschwert sich über die Arbeitsbedingungen, die Bezahlung, den abgelehnten Ferienwunsch oder die Behandlung durch die Führungskraft oder Kollegen. Dies kann ein Ausdruck von Ärger oder Frustration über wahrgenommene Ungerechtigkeiten sein.
- Verweigerung: Ein Mitarbeiter weigert sich, bestimmte Aufgaben zu erledigen oder Anweisungen zu befolgen, weil er das Gefühl hat, dass diese unangemessen oder unfair sind. Dies könnte ein Ausdruck von Wut oder Trotz sein und eine Form des Widerstands gegen das, was als ungerechte Behandlung wahrgenommen wird.
- Zorn: Ein Mitarbeiter kann einen Ausbruch von Zorn oder Wut erleben, wenn er sich von Kollegen oder der Führungskraft respektlos oder unfair behandelt fühlt. Dies kann in verbalem oder sogar physischem Aggressionsverhalten zum Ausdruck kommen.
- Trotz: Ein Mitarbeiter kann trotzig reagieren, indem er bewusst gegen Regeln verstößt oder die Autorität der Führungskraft in Frage stellt. Dies kann ein...