2.1 Einordnung Entspannung in der Gesundheitsförderung und Prävention
Der Mensch ist keine Maschine, er braucht den regelmäßigen Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung, um alltägliche und arbeitsbezogene Belastungen bewältigen zu können. Entspannung als Gegenpol zur Anspannung erhält und fördert die Gesundheit, indem es nicht zur Überspannung und damit zu einer Überlastung (Dauerspannung) oder in der Folge gar zum Burnout kommt.
2.2 Zusammenhang Entspannung und Stress
Anspannung und Entspannung sollten im Gleichgewicht zueinander stehen. Genauso wie die Entspannung benötigt der Mensch die Anspannung durch z. B. eine Herausforderung. Optimal kann eine Herausforderung/Belastung gemeistert werden, wenn genügend Ressourcen zur Bewältigung vorhanden sind sowie auf die Anspannung wiederum Entspannung bzw. Erholung folgen kann. Entspannung steht dabei in direktem Zusammenhang mit individuellem Stressmanagement.
2.2.1 Die Antagonisten Anspannung und Entspannung
In Stresssituationen beschleunigt sich der Herzschlag, die Muskeln spannen sich an, die Atmung wird flach und schnell und Stresshormone werden vom Körper ausgeschüttet. In der Entspannung wird die Atmung wieder ruhiger und tiefer, das Herz schlägt langsamer. Durch den gesenkten Blutdruck wird unmittelbar das Herz-Kreislauf-System entlastet. Die Muskel(an)spannung lässt nach und Stresshormone werden ausgeschieden.
Das Ziel von Entspannung ist es, durch die Aktivierung des Ruhesystems (Parasympathikus) Anspannung sowie allgemeine psychophysische Aktivierung zu reduzieren. Entspannung ist ein Versenkungszustand und kann nicht willkürlich erreicht werden. Entspannung tritt ein durch "Geschehen lassen", Passivierung sowie Hingabe und sollte wie körperliches Training regelmäßig geübt werden.
Der Beleg für die Notwendigkeit der Entspannung ist der Tagesablauf und die natürlichste und für den Menschen beste Entspannungsmethode ist der Schlaf. Im Schlaf werden sämtliche Systeme regeneriert:
- Beschädigte Zellen werden repariert,
- das Immunsystem gestärkt,
- Emotionen und Erlebnisse verarbeitet sowie
- Energiereserven wieder aufgetankt.
Klassische Entspannungsmethoden, wie Autogenes Training oder Progressive Muskelrelaxation nutzen den psychophysischen Zusammenhang von mentaler und körperlicher Anspannung und versuchen diesen umzukehren.
Es gibt allerdings zahlreiche weitere Entspannungsmöglichkeiten:
- Bewegung (Yoga, Pilates, Walking, ...),
- passive Entspannung (Massagen, Musik hören, ...),
- Powernapping, Genuss (Tasse Tee, gutes Essen),
- Meditation,
- wertschätzende Gespräche und vieles mehr.
Ein Beispiel für eine eher schlechte Entspannungsmethode ist das passive "Berieselnlassen vom Fernsehgerät" mit Alkohol am Abend.
Wer langfristig im Zustand der Aktivierung gefangen ist, sollte mit Entspannung entgegenwirken, denn wer dauerhaft angespannt ist, befindet sich nicht im Gleichgewicht. Entspannung setzt hier regulierend, intensitätsverringernd und reaktionsorientiert an – wirkt also regenerativ auf die bereits eingetretene Stressreaktion. Weitere Möglichkeiten zur Belastungs- und Stressbewältigung sind z. B. die Reduzierung der Stressoren (Auslöser) oder auch die Kontrolle und Reflexion der individuellen Einstellung und Bewertung eines möglichen Stressors.
2.2.2 Stress als Trend des 21. Jahrhunderts
Folgen der Missachtung von Entspannung sind beispielsweise:
- mangelnde Produktivität,
- Unausgeglichenheit,
- Konzentrations- und Kreativitätsverlust,
- gesteigerte Stresshormon-Produktion sowie
- erhöhte Unfallgefahr.
Stress spielt in der heutigen, leistungsorientierten Gesellschaft eine immer größer werdende Rolle. Laut dem Stressreport der BAuA befindet sich die Arbeitsintensität in Deutschland – trotz leichter Rückgänge – weiterhin auf hohem Niveau. Gleichzeitig ist der Anteil derer gestiegen, welche die Arbeit zudem als belastend wahrnehmen und von Erholungsbeeinträchtigungen berichten. Als Belastungsfaktoren/Stressoren werden Beruf, Multitasking, Termin- und Leistungsdruck sowie hohe Ansprüche an sich selbst genannt.
Psychische Erkrankungen rangieren in der Häufigkeit der Fehltage am Arbeitsplatz an dritter Stelle, Stress ist hier der häufigste Auslöser. Der Druck im Unternehmen kann immer größer werden und die Negativspirale sich von Anspannung über Daueranspannung bis zum Burnout nach oben schrauben. Viele gestresste Menschen haben oft auch Schlafstörungen, da sie nicht mehr abschalten und entspannen können, was auf Dauer ein Gesundheitsrisiko darstellen und erheblich zur Negativspirale beitragen kann.
Da sowohl Fehlen wegen Krankheit als auch Präsentismus erhebliche Kosten im Unternehmen verursachen kann, sollte das Ziel von Unternehmen sein, diese Tage zu reduzieren. Entspannungsmöglichkeiten im Unternehmen bieten hier eine Möglichkeit, auf die Gesundheit sowie Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter einzuwirken und deren Arbeitsfähigkeit zu erhalten. Ebenso können Führungskräfte resilienter und somit widerstandsfähiger gegenüber Anforderungen werden und dabei gleichzeitig als Vorbild für ihre Mitarbeiter fungieren.