Dipl.-Kffr. Andrea Kämmler-Burrak, Dipl.-Kfm. Michael Kappes
Unter dem Schlagwort der Ergebnissteuerung werden in Literatur und Praxis verschiedene Instrumentarien subsumiert. Klassischerweise verbindet man damit die Steuerung des Ergebnisses von Teilbereichen eines Unternehmens, die in der Praxis über die Center-Rechnung abgebildet wird. Die Notwendigkeit, zudem Informationen über das Ergebnis der Bearbeitung bestimmter Marksegmente und Produkte zur Unternehmenssteuerung einzusetzen, führte dazu, dass sich heute in einer Vielzahl von Unternehmen (komplementär) zur Steuerung von Organisationseinheiten ein weiteres Instrument im Einsatz befindet: die Marktsegmentrechnung.
1.1 Center-Typen in Theorie und Praxis
Organisatorische Dezentralisierung von Unternehmensbereichen
Lange Zeit wurde der Begriff der Center-Steuerung mit der Definition von organisatorischen Teilbereichen eines Unternehmens als Profitcenter verbunden. Ein Profitcenter ist dabei ein organisatorischer Unternehmensbereich (z. B. Division, Geschäftsbereich, Sparte), für den ein eigener Periodenerfolg ermittelt und zur Performance-Messung herangezogen wird. Die Bereichsleiter operieren hierdurch wie eigenständige Unternehmer. Das Ziel der Profitcenter-Organisation besteht in einer besseren Steuerung dezentraler Bereiche sowie einer Motivationssteigerung des dezentralen Managements.
Shared-Service Center-Konzept
In den letzten Jahren wurde der Begriff der Center-Steuerung mehrheitlich mit Fragestellungen zu der Einführung und Steuerung von Shared Service Centern verbunden. Ein Shared Service Center bezeichnet eine "Dienstleistungseinheit, die administrative Prozesse für mehrere i. d. R. dezentrale Unternehmen abwickelt", wie z. B. Prozesse der Finanzbuchhaltung, der IT und der Personalverwaltung. In Abgrenzung zu dem oben dargestellten Ansatz der Profitcenter-Bildung, der eindeutig eine Form der Dezentralisierung darstellt, geht es bei Shared Service Centern um eine Zentralisierung unterstützender Funktionen. Ziele der Einführung von Shared Service Centern sind Verbesserungen in den Bereichen Kosten, Qualität und Zeit durch Realisierung von Skaleneffekten. Hierzu muss die Bündelung unterstützender Aufgaben in einem zentralen Center durch eine Standardisierung und Harmonisierung der erforderlichen Prozesse und IT-Systeme begleitet werden.
Profitcenter als Strukturobjekt in SAP ERP
Neben dem dargestellten organisatorisch geprägten Verständnis einer Center-Steuerung ist in der Praxis der Begriff des Profitcenters häufig auch durch den SAP-Sprachgebrauch (Abbildung von Strukturen in SAP ERP) besetzt. SAP versteht unter einem Profitcenter eine "managementorientierte, d. h. der internen Steuerung dienende Organisationseinheit". Die Bezeichnung "Profitcenter" ist dabei etwas irreführend, denn mithilfe dieses SAP-Konstrukts können alle Center-Typen (vgl. dazu weiter unten) in SAP abgebildet werden. Insbesondere gibt es keine Beschränkung auf divisionale Unternehmensstrukturen. Ziel der Profitcenter-Rechnung in SAP ist die Ermittlung interner Ergebnisse nach dem Gesamtkostenverfahren. Hierzu werden ergebnisrelevante Stammdaten (z. B. Kostenstellen, Aufträge, ggf. auch Bilanzpositionen) den Centern zugeordnet.
Basis einer Center-Steuerung bildet die Unterscheidung verschiedener Center-Typen. Um einzelne Center differenziert steuern zu können, müssen die Steuerungsgrößen an die Charakteristika des einzelnen Centers angepasst werden.
Center-Typen in der Theorie
Die Theorie definiert zu diesem Zweck verschiedene Center-Typen. Zentrales Unterscheidungskriterium ist dabei zunächst, ob die jeweilige Einheit externe Umsatzerlöse ("Markterlöse") erzielt oder nicht. Wenn ja, können prinzipiell drei Verantwortungsumfänge unterschieden werden:
- Verantwortung nur für den Umsatz,
- Verantwortung für ein Ergebnis (i. d. R. einen Deckungsbeitrag) oder
- Verantwortung für Ergebnis und Investitionen und damit für die zugehörige Wertsteigerung (verstanden als Ergebnis abzüglich Kapitalkosten).
Werden keine Umsatzerlöse erzielt, so können Einheiten mit eindeutiger Beziehung zwischen Input und Output (Kosten und Leistung) von Einheiten ohne eindeutig messbaren Output unterschieden werden.
Während die Bezeichnung der verschiedenen Center-Typen mit externem Marktzugang (= externen Umsatzerlösen) in der Literatur größtenteils einheitlich ist, finden sich für die Center-Typen ohne Marktzugang unterschiedliche Begriffe (vgl. Tab. 1).
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Kein externer Umsatz |
Externer Umsatz |
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Output nicht eindeutig messbar |
Eindeutige Beziehung zw. Input und Output |
Nur Umsatzverantwortung |
Ergebnisverantwortung |
Verantw. für Ergebnis und Investitionen |
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- z. B. Verwaltungsbereich oder auch F&E-Bereich
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- z. B. Produktionsbereich eines industriellen Unternehmens
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- z. B. Vertriebsbereich mit Verantwortung nur für Absatzmenge
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- z. B. Vertriebsbereich mit Verantw. für Absatzmenge und -preis
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- z. B. Teilbereich mit Verantwortung für Er-gebnis, Invest, Kosten
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Horváth |
- Discretionary Expense Center (Cost-Center I)
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- Engineered Expense Center (Cost-Center II)
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V. Werder/Grundei |
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