Dipl.-Kffr. Andrea Kämmler-Burrak, Dipl.-Kfm. Michael Kappes
3.1 Implementierung der Center-Steuerung
Anpassung der Steuerungsprozesse und -instrumente
Um die Center-Steuerung in das Gesamtsteuerungssystem des Unternehmens zu integrieren, ist eine Anpassung der Steuerungsprozesse erforderlich. So müssen die Werteflüsse zwischen den Centern sowie die einzelnen Center-Ergebnisse im Rahmen von Planung und Reporting explizit berücksichtigt werden. Hierbei ist es wichtig, die konzernweite Einheitlichkeit der Strukturen und Prozesse sicherzustellen, um den eingangs erwähnten zentralen Vorteil einer konzernweit integrierten Managementsicht auf die Wertschöpfung des Konzerns zu ermöglichen. Im Rahmen der laufenden Steuerung ist es wichtig, dass für den Ausweis der Center-Ergebnisse ein einheitliches Schema verwendet wird. Auf diese Weise kann der Erfolg der einzelnen Center bzw. einer beliebigen Gruppe von Centern aus Gesamtunternehmenssicht laufend überwacht werden. Die Steuerungsinstrumente für das Management der einzelnen Center können allerdings von den jeweiligen Center-Verantwortlichen durchaus individuell definiert werden, um die spezifischen Steuerungsanforderungen optimal zu erfüllen.
Berücksichtigung der Legalstruktur
Bei der Bildung einzelner Center sollte möglichst versucht werden, keine legaleinheitenübergreifenden Center zu definieren. Dies ist zwar prinzipiell möglich, jedoch hat die Erfahrung gezeigt, dass das Zusammenwirken von Management-Sicht (Center) und Legal-Sicht (Gesellschaften) häufig zu Konflikten führt. So müssen Verrechnungspreise zwischen Legaleinheiten in der Höhe gewählt werden, wie sie unabhängige Geschäftspartner auf einem anonymen Markt untereinander vereinbaren würden ("At-Arm's-Length-Prinzip"). Entsprechend müssen die Verrechnungspreise einen Margenaufschlag enthalten, der zunächst einmal zur Folge hat, dass die tatsächlichen Wertschöpfungskosten des Centers in Höhe des Aufschlags auf die Produktionskosten überschätzt werden. Hier ist es im Rahmen der Center-Rechnung erforderlich, eine Margenkonsolidierung zwischen den Centern durchzuführen oder zumindest die Margen transparent zu machen. Dies kann z. B. ermöglicht werden, indem spezielle Kontierungsobjekte für die Center-interne Verrechnung definiert werden, auf welchen der Margenanteil in den Verrechnungspreisen jeweils separat erfasst wird.
3.2 Implementierung der Marktsegmentrechnung
Abbildung der innerbetrieblichen Abläufe in Werteflüssen
Werteflüsse stellen die Überführung der Kosten- und Erlösinformationen der verschiedenen Kontierungsobjekte (z. B. Kostenstellen und Kundenaufträge) in die Marktsegmentrechnung dar. Zur Einführung einer Marktsegmentrechnung ist es unerlässlich, sämtliche innerbetrieblichen Leistungsbeziehungen in Werteflüssen darzustellen (hier bietet sich eine visuelle Darstellung an, vgl. das Beispiel in Abb. 3) und diese anschließend in das verwendete IT-System zu überführen. In diesem Zusammenhang können die etablierten Kosten- und Leistungsbeziehungen auch nochmals hinsichtlich Effektivität und Effizienz geprüft werden. Davon abgesehen, bietet es sich an, eine durchgängige Integration der Wertflüsse zur Abstimmung mit dem externen Rechnungswesen anzustreben, sodass Profitcenter-Rechnung und Marktsegmentrechnung abgestimmt werden können.
Abb. 3: Beispielhafte Abbildung eines Werteflusses
Zentrale Bedeutung der Stammdaten
Die IT-gestützte Abbildung einer Marktsegmentrechnung steht und fällt mit der unternehmensweit eindeutigen Abbildung der Stammdatenstrukturen und deren Einhaltung im laufenden Betrieb. Bei der Definition und Abbildung der Stammdaten gilt stets das Prinzip "Robustheit vor Detail". Klare und transparente Strukturen sollten immer den Vorzug vor einer zu granularen Darstellung haben. Um die Einhaltung im Betrieb zu gewährleisten, sind eindeutig definierte Stammdatenänderungsprozesse zu definieren, die meist von einem zentralen Stammdatenmanagement zu verwalten sind.
3.3 Integrationsmöglichkeiten der Steuerungssichten
Verknüpfung mit der Marktergebnisrechnung
Zentrale kostenrechnerische Herausforderung bei der Implementierung einer integrierten Unternehmenssteuerung ist die Verknüpfung der Center-Steuerung mit der Marktsegmentrechnung. Während das Center-Ergebnis-Schema meist den Charakter einer Ergebnisrechnung nach dem Gesamtkostenverfahren hat, ist die Marktergebnisrechnung nach dem Umsatzkostenverfahren aufgebaut. Beide Ergebnisrechnungen sind dabei wie beschrieben komplementär zu sehen: Die Marktergebnisrechnung zeigt den Wertbeitrag einzelner Ergebnissegmente bzw. -objekte (z. B. Kunde, Region, Produkt), die Center-Ergebnisrechnung den Wertbeitrag einzelner Center. Die Marktergebnisrechnung zeigt die Kostenverantwortung der einzelnen Funktionen/Center und lokalisiert entsprechende Abweichungen, die Center-Ergebnisrechnung zeigt dagegen Kostenstruktur und Art der Abweichung. Damit die Marktergebnisrechnung dergestalt funktioniert, muss meist eine Anpassung des klassischen UKV-Schemas an die unternehmensspezifischen Center-Strukturen erfolgen.
Integrierte Planergebnisrechnung
Der Vorteil des parall...