Nichtzulassungsbeschwerde eingelegt (BFH II B 91/17)

 

Entscheidungsstichwort (Thema)

FGO / ZPO / VwGO: Keine Erstattung fiktiver Stundensatz-Honorare und fiktiver Hinzuziehungskosten im Vorverfahren bei Selbstvertretung

 

Leitsatz (amtlich)

Aus der Kostenerstattung bei Selbstvertretung nach § 91 Abs. 2 Satz 3 ZPO i. V. m. § 155 FGO folgt kein Anspruch auf einen fiktiven höheren Stundensatz-Aufwendungsersatz oder auf fiktive Hinzuziehungskosten.

 

Normenkette

FGO §§ 6, 139, 149, 155; GKG §§ 3, 52, 63, 66; StBVV § 45

 

Gründe

A. Erinnerung betreffend Streitwert

Soweit die Klägerin den dem Kostenfestsetzungsbeschluss vom 8. Februar 2017 (...) zugrunde gelegten Streitwert aus dem Beschluss der im Klageverfahren zuständig gewesenen Einzelrichterin vom 8. Februar 2017 (...) angreift (...), ist die jetzige Erinnerung gemäß § 149 FGO unzulässig.

I. Das Klageverfahren ist abgeschlossen durch Urteil vom 25. Oktober 2016 1 K 120/15 (...); und zwar rechtskräftig infolge Verwerfung der wegen Nichtzulassung der Revision eingelegten Beschwerde als unzulässig durch Beschluss des Bundesfinanzhofs vom 22. Februar 2017 XI B 95/16 (...).

Der das abgeschlossene Klageverfahren betreffende Streitwertbeschluss der für die Klage zuständig gewesenen Einzelrichterin vom 8. Februar 2017 ist unanfechtbar, wie auch bereits in der Rechtsmittelbelehrung ausgeführt.

II. Im Übrigen ist der von dem für die Klage zuständigen Senat bzw. von dessen gemäß § 6 FGO zuständiger Einzelrichterin nach §§ 52, 63 GKG festgesetzte Streitwert ohnehin für den Kostensenat im Kostenfestsetzungsverfahren nach § 149 FGO i. V. m. §§ 22 ff., 32 ff. RVG wie beim Gerichtskostenverfahren nach § 66 i. V. m. § 3, §§ 39 ff., § 52, § 63 GKG bindend (vgl. Beschlüsse Bay. LSG vom 06.10.2014 L 15 SF 254/14 E, Juris; vom 13.08.2014 L 15 SF 67/14 E, Juris; FG Hamburg vom 14.08.2013 3 KO 156/13, EFG 2013, 1960, Juris; insgesamt Bay. LSG vom 10.05.2013 L 15 SF 136/12 B, Juris); ebenso wie der Kostenbeamte und im Erinnerungsverfahren der Kostensenat gebunden sind an die in der Klagesache von dem damit befassten Spruchkörper getroffenen Entscheidungen zur Hauptsache, Kostenlast und notwendigen Vertretung im Vorverfahren gemäß §§ 135 ff., 139, 143 FGO (vgl. Beschlüsse BFH vom 05.12.2013 X E 10/13, BFH/NV 2014, 377; vom 20.12.2006 III E 7/06, Juris; FG Hamburg vom 22.07.2011 3 KO 119/11, Juris).

B. Erinnerung betreffend Stundensatz-Aufwendungsersatz

Die Erinnerung ist unbegründet, soweit die sich in eigener Sache als Steuerberaterin selbst vertretende Klägerin über die gesetzlichen Gebühren gemäß § 45 StBVV i. V. m. RVG hinausgehende fiktive Stundensatz-Aufwendungen geltend macht (...).

I. In eigener Sache steht es einem Steuerberater wie einem Rechtsanwalt frei, sich vor dem Finanzgericht selbst zu vertreten und sich bei Obsiegen Gebühren und Auslagen wie ein bevollmächtigter Rechtsanwalt erstatten zu lassen gemäß der diesbezüglichen Spezialregelung in § 91 Abs. 2 Satz 3 ZPO.

Diese ist nach ständiger Rechtsprechung im Rahmen von § 139, § 155 Satz 1 FGO (wie § 113 FamFG oder § 162, 173 VwGO) sinngemäß anwendbar (vgl. Beschlüsse BFH vom 09.11.1976 VII B 69/74, BFHE 120, 333, BStBl II 1977, 82; FG Baden-Württemberg vom 14.03.1983 VII 527/82, EFG 1983, 629; FG Nürnberg vom 17.12.1979 VI 230/79, EFG 1980, 298; FG München vom 08.02.1967 I 9/67, DStR 1967, 390, EFG 1967, 183; FG Münster vom 24.11.1966 VII 1613/66 Ko, DStR 1967, 322, EFG 1967, 138; Brandis in Tipke/Kruse, AO/FGO § 139 FGO Rz. 27; entgg. FG München vom 01.03.1972 VII 22/72 - ER 1, EFG 1972, 298).

Denn die Bestimmungen über die Kostenerstattungspflicht in der FGO gehören dem Verfahrensrecht an, sie sind daher entsprechend § 155 Satz 1 FGO durch die Vorschriften der ZPO zu ergänzen (Beschlüsse FG Hamburg vom 09.05.2016 3 KO 123/16, EFG 2016, 1280; BFH vom 29.10.1968 VII B 10/67, BFHE 94, 113, BStBl II 1969, 81 unter Hinweis auf Entscheidung des Großen Senats des BFH vom 18.07.1967 GrS 8/66, BFHE 90, 156, 157-159, BStBl II 1968, 59).

Insoweit gilt für den Erstattungsanspruch eines Steuerberaters oder Rechtsanwalts dasselbe wie bei Selbstvertretung eines ebenso als Prozessbevollmächtigter nach § 62 Abs. 2 FGO zugelassenen Wirtschaftsprüfers (vgl. BFH-Beschluss vom 02.11.1971 VII B 161/69, BFHE 103, 314, BStBl II 1972, 94).

II. Aus der gemäß § 155 Satz 1 FGO anwendbaren Regelung in § 91 Abs. 2 Satz 3 ZPO ergibt sich dagegen kein über die dort in Bezug genommenen erstattungsfähigen Gebühren und Auslagen für einen bevollmächtigten Rechtsanwalt hinausgehender Anspruch; so auch kein Anspruch auf einen fiktiven höheren Stundensatz-Aufwendungsersatz. Auch sonst sind fiktiv errechnete Aufwendungen von Beteiligten für eigene Arbeitsleistung, entgangene Einkünfte oder ersparte Bevollmächtigten-Kosten grundsätzlich nicht erstattungsfähig (FG Hamburg, Beschluss vom 30.11.2012 3 KO 205/12, Juris m. w. N; Brandis in Tipke/Kruse, AO/FGO, § 139 FGO Rz. 7, 41).

C. Erinnerung betreffend Selbstvertretung im Vorverfahren

Ebenfalls unbegründet ist die Erinnerung hinsic...

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