Entscheidungsstichwort (Thema)
Verfahren
Leitsatz (redaktionell)
1. Bei einer Mehrmütterorganschaft ist der den jeweiligen Muttergesellschaften zuzurechnende Gewerbeertrag gesondert und einheitlich festzustellen. Ein Beteiligungsverhältnis i.d.S. ist nicht anzunehmen, wenn sich die gewerbesteuerliche Beteiligung allein aus dem Konstrukt eines steuerlichen, aber nicht zivilrechtlichen, Organschaftsverhältnisses ergibt.
2. Für die Verneinung eines Beteiligungsverhältnisses allein aufgrund eines steuerlichen Konstruktes spricht auch, dass eine unmittelbare Zurechnung auf die nur steuerlich Beteiligte zur Aufdeckung der durch das Steuergeheimnis geschützten Verflechtungen zwischen Unternehmen führen würde.
Normenkette
AO § 180 Abs. 1 Nr. 2a
Nachgehend
Tatbestand
Streitig ist zwischen den Beteiligten, ob bei einer sogenannten Mehrmütterorganschaft einheitliche und gesonderte Feststellungen von Gewerbeertrag und Gewerbekapital für die – zur Willensbildung in der Organgesellschaft – in einer GbR zusammengeschlossenen Gesellschaften bzw. deren Organträger durchzuführen sind.
Die Klin. zu 1) (X AG) ist hundertprozentige Tochtergesellschaft der Klin. zu 2) (C AG). Zwischen beiden Gesellschaften besteht seit dem 1.01.1988 ein Beherrschungs- und Ergebnisübernahmevertrag. Zwischen den Beteiligten ist insoweit unstreitig, dass es sich bei der Klin. zu 2) um die Organträgerin der Klin. zu 1) handelt. Bei der Klin. zu 2) sind die Gewerbesteuermessbescheide für die Jahre 1988 ff. wegen anhängiger Rechtsmittel noch nicht bestandskräftig.
Die Klin. zu 1) ist zudem gemeinsam mit der D-GmbH, I, N-GmbH, J, H-GmbH, M und der S-AG, J, Gesellschafter der F-Gesellschaft mbH. Die Klin. zu 1) ist am Stammkapital der GmbH mit 28,76 % beteiligt.
Am 26.08.1959 gründeten die Gesellschafter der GmbH die G-gemeinschafts-GbR. Bei dieser handelt es sich um eine Gemeinschaft, die Trägerin des gemeinsamen Willens der GmbH ist und daneben die GmbH mit Betriebskapital ausstattet. Das hingegebene Investitionsdarlehn betrug in allen Streitjahren 36.753.393,47 DM. Daneben wurden der GmbH noch weitere Darlehensbeträge zur Verfügung gestellt, die sich bis zum Streitjahr 1990 auf über 10.000.000 DM aufsummierten. Aus den vorliegenden Gewinnermittlungen ergaben sich für die Streitjahre folgende Zinserträge aus den Darlehenshingaben und folgende Gewinne bzw. Verluste (1995 nur Zinserträge Darlehn):
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Erträge aus Gewinnabführung |
Erträge aus Zinsen und ähnliche Erträge |
Summe der Erträge |
1988 |
3.335.848,94 DM |
2.721.338,97 DM |
6.057.187,91 DM |
1989 |
3.506.206,86 DM |
3.519.794,54 DM |
7.026.001,40 DM |
1990 |
3.092.465,95 DM |
4.024.639,72 DM |
7.117.105,67 DM |
1991 |
3.265.674,88 DM |
4.384.150,67 DM |
7.649.825,55 DM |
1992 |
2.864.410,91 DM |
4.954.307,96 DM |
7.818.718,87 DM |
1993 |
2.738.790,28 DM |
4.434.752,86 DM |
7.173.543,14 DM |
1994 |
2.682.035,07 DM |
3.525.090,15 DM |
6.207.125,22 DM |
1995 |
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3.146.750,00 DM |
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1996 |
2.886.626,09 DM |
2.648.377,68 DM |
5.535.003,77 DM |
1997 |
5.715.048,38 DM |
1.071.338,32 DM |
6.786.386,70 DM |
1998 |
5.583.495,26 DM |
1.033.373,64 DM |
6.616.868,90 DM |
1999 |
6.169.199,80 DM |
910.737,55 DM |
7.079.937,35 DM |
Seit dem 30.12.1981 bestand zwischen der F-Gesellschaft mbH und der G-gemeinschafts-GbR ein Ergebnisübernahmevertrag, der zum 31.12.1988 außer Kraft trat, und durch einen neuen Ergebnisübernahmevertrag zwischen der GmbH und der G-gemeinchafts-GbR mit Wirkung zum 1.01.1989 ersetzt wurde.
In den für die Jahre 1988 bis 1999 ergangenen Gewerbesteuermessbescheiden wurde die G-gemeinschafts-GbR von dem Bekl. im Einklang mit den bis dahin ergangenen Urteilen des BFH zur Mehrmütterorganschaft als Organträgerin behandelt. Dementsprechend wurde die F-Gesellschaft mbH als Organgesellschaft angesehen.
Die festgestellten Gewerbeerträge bzw. das jeweils festgestellte Gewerbekapital bei der G-gemeinschafts-GbR wiesen die folgenden Werte aus:
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Gewerbeertrag |
Gewerbekapital |
1988 |
4.092.500,00 DM |
35.536.000,00 DM |
1989 |
5.382.200,00 DM |
43.727.000,00 DM |
1990 |
4.344.200,00 DM |
57.382.000,00 DM |
1991 |
4.191.300,00 DM |
30.721.000,00 DM |
1992 |
4.569.100,00 DM |
41.242.000,00 DM |
1993 |
4.136.200,00 DM |
- 10.153.000,00 DM |
1994 |
3.393.200,00 DM |
- 7 .348.000,00 DM |
1995 |
17.769.600,00 DM |
- 8.941.000,00 DM |
1996 |
17.546.300,00 DM |
- 4.647.000,00 DM |
1997 |
8.000.881,00 DM |
14.154.000,00 DM |
1998 |
6.517.900,00 DM |
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1999 |
- 9.805.605,00 DM (= vortragsfähiger Gewerbeverlust) |
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Daraus ergaben sich die folgenden Gewerbesteuermessbeträge:
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Messbetrag nach dem Gewerbeertrag |
Messbetrag nach dem Gewerbekapital |
Einheitlicher Gewerbesteuermessbetrag |
1988 |
202.825,00 DM |
70.832,00 DM |
273.657,00 DM |
1989 |
267.310,00 DM |
87.214,00 DM |
354.524,00 DM |
1990 |
215.410,00 DM |
114.524,00 DM |
329.934,00 DM |
1991 |
207.765,00 DM |
61.202,00 DM |
268.967,00 DM |
1992 |
226.655,00 DM |
82.244,00 DM |
308.899,00 DM |
1993 |
202.010,00 DM |
0,00 DM |
202.010,00 DM |
1994 |
164.860,00 DM |
0,00 DM |
164.860,00 DM |
1995 |
883.680,00 DM |
0,00 DM |
883.680,00 DM |
1996 |
872.515,00 DM |
0,00 DM |
872.515,00 DM |
1997 |
395.240,00 DM |
28.068,00... |