Im Gegensatz zu den horizontalen Finanzierungsregeln, die eine Beziehung zwischen der Aktiv- und der Passiv-Seite der Bilanz eines Unternehmens herstellen, beziehen sich die vertikalen Finanzierungsregeln, die auch als Kapitalstrukturnormen bezeichnet werden, ausschließlich auf die Passiv-Seite der Bilanz, indem bestimmte Passiv-Positionen zueinander ins Verhältnis gesetzt werden. Auf diese Weise treffen die horizontalen Finanzierungsregeln Aussagen über die Art und die Zusammensetzung des Kapitals eines Unternehmens, wobei in erster Linie auf die Relation von Eigen- und Fremdkapital abgezielt wird. Im Wesentlichen können folgende Kenngrößen unterschieden werden:
Die Eigenkapitalquote drückt das Verhältnis des Eigenkapitals eines Unternehmens zum Gesamtkapital aus. Dabei gilt, dass die Stabilität eines Unternehmens mit zunehmender Eigenkapitalquote größer wird. Da das Eigenkapital eines Unternehmens häufig als "Sicherheit" bei der Vergabe von Krediten angesehen wird, werden bei der Kreditvergabe vom Kreditgeber oftmals bestimmte Anforderungen an die Eigenkapitalquote gestellt. Da sich das Gesamtkapital als Summe von Eigen- und Fremdkapital ergibt, ergänzt die Fremdkapitalquote, die das Verhältnis des Fremdkapitals zum Gesamtkapital ausdrückt, die Eigenkapitalquote zu 1.
Verschuldungsgrad
Der Verschuldungsgrad bringt das Verhältnis des Fremdkapitals zum Eigenkapital eines Unternehmens zum Ausdruck. Der Verschuldungskoeffizient bildet das Verhältnis des Eigenkapitals zum Fremdkapital ab und stellt somit den reziproken Wert des Verschuldungsgrades dar. Für den Verschuldungsgrad existieren verschiedene Sollwerte. So wurde beispielsweise in der Beleihungspraxis der Banken früher ein Wert von 1:1 für das Verhältnis von Fremd- und Eigenkapital gefordert. Andere Formulierungen verlangen beispielsweise nur ein Verhältnis von 1:2.
Fristigkeit
Weitere Kennzahlen setzen an der Fristigkeit der Kapitalüberlassung an. Hierzu gehören beispielsweise die Kennzahlen:
Mithilfe dieser Kennzahlen kann die Fristigkeitsstruktur des Fremd- bzw. des Gesamtkapitals beurteilt werden. Dabei gilt, dass mit einem höheren Anteil des kurzfristigen Fremdkapitals am gesamten Fremdkapital das Prolongations- bzw. Substitutionsrisiko zunimmt. Weiterhin gilt, dass je höher der Anteil des langfristig bereitstehenden Kapitals ist, umso niedriger das Risiko eines potenziellen Kapitalentzugs zu beurteilen ist.
Im Folgenden wird die Ermittlung der Kapitalstrukturkennzahlen an einem Beispiel aufgezeigt.
Beispiel: Kapitalstrukturkennzahlen
Eigenkapital |
2 Mio. EUR |
Langfristiges Fremdkapital |
3 Mio. EUR |
Kurzfristiges Fremdkapital |
1 Mio. EUR |
Gesamtkapital |
6 Mio. EUR |
Im Einzelnen ergeben sich für die Kennzahlen folgende Werte: