Prof. Dr. Ronald Gleich, Prof. Dr. Heimo Losbichler
Hätte man die aktuelle Krise voraussagen können? Bereits Ende 2019 war von der Zunahme grippeähnlicher Fälle in der chinesischen Stadt Wuhan zu lesen – doch es schien so weit weg. Kurz darauf ein ähnlicher Fall am Pariser Flughafen. Seitdem ist viel Zeit vergangen und die Frage bleibt: Was hätten wir anders machen können?
Ähnlich wie in der Finanzkrise 2008 wurden die meisten Unternehmen von einem regelrechten Schock getroffen. Heutzutage weiß man, dass einige die damalige Krise vorausgesagt haben, aber zumeist ungehört blieben. Eine gute Krisenvorhersage setzt nicht erst dann an, wenn man das Gefühl hat, dass etwas schieflaufen könnte. Sie beginnt damit, sich auch in erfolgreichen und wirtschaftlich gesunden Zeiten mit dem wahrscheinlichen Szenario der Krise auseinander zu setzen. Dafür ist es notwendig, dass das Management eines jeden Unternehmens für sich genau abgrenzen sollte: Wie sieht der Krisenernstfall für uns aus? Welche Szenarien sind denkbar und wie könnte das Unternehmensergebnis dadurch beeinträchtigt werden? Aus diesen Szenarien können dann Maßnahmen und Initiativen hergeleitet werden, um dem konjunkturellen Einbruch, einem Rückgang der Nachfrage, Störungen der Lieferkette sowie krankheitsbedingten Ausfällen entgegenzuwirken. Es gilt die Risiken zu reduzieren, um die Auswirkungen auf das wirtschaftliche Ergebnis abzuschwächen. Im besten Fall sollten Entscheidungen weitestgehend auf Daten basieren, welche durch das Controlling geprüft und bereitgestellt werden. Dafür muss das gesamte Krisenmanagement kollaborativ mit dem Controlling durchgeführt werden. Vor diesem Hintergrund ist es auch nicht verwunderlich, dass das fehlende Controlling eine der gängigsten Ursachen einer Insolvenz darstellt (s. Abb. 10). Dennoch wollen wir hier nochmal die Gelegenheit nutzen, auf die möglicherweise veralteten Daten und Forecasting-Methoden aufmerksam zu machen. Vielen dieser Methoden liegen Daten zugrunde, die durch das verheerende Ausmaß der Krise nicht mehr als erwartungstreu eingeschätzt werden können. Deshalb verweisen wir gerne nochmals an die Zusammenarbeit mit erfahrenen Unternehmen, die bereits diese Daten aktualisiert haben und die somit die Prognose wieder möglich machen und auch individuell auf das betroffene Unternehmen zuschneiden können.
Abb. 9: Insolvenzursachen (in Prozent)