Prof. Dr. Martin Tschandl, Christopher Mallaschitz
Industrie 4.0 ist ein – seit 2011 im Rahmen der Hightech-Strategie der Bundesrepublik Deutschland ausgesprochenes – Label für die eigentlich seit Jahrzehnten stattfindende fortschreitende Automatisierung und Digitalisierung in (Produktions-)Unternehmen. Und die Marke wirkt: die Produktion steht wieder im Fokus. Unabhängig von dieser aktuellen Aufmerksamkeit geht der technisch-organisatorische Fortschritt unaufhaltsam weiter, angetrieben durch die technologische (Weiter-)Entwicklung und den globalisierten Wettbewerb. Und wie bisher passiert das in den verschiedenen Branchen und Regionen unterschiedlich schnell und intensiv.
Dreifacher Nutzen von Industrie 4.0
Industrieorientierte Länder versuchen daher, durch Förderung dieser Entwicklung ihre Unternehmen und ihre Wirtschaft im globalen Wettbewerb zu stärken. Denn der erwartete Nutzen durch Industrie 4.0 ist ein dreifacher: erstens, der Effizienzgewinn (Kosten/Produkt); zweitens, die Individualisierung der Produkte bei einer vergleichbaren Effizienz wie in einer (Großserien-)Produktion; drittens, die Entstehung neuer Geschäftsmodelle (Service Engineering) mit neuen Umsätzen und/oder höheren Rentabilitäten/Margen. In Deutschland werden die Potentiale auf volkswirtschaftlicher Ebene mit einem Wachstumspotenzial von 153,5 Mrd. Euro in den nächsten fünf Jahren bewertet.
Begriffe und Definitionen
Allerdings ist der Begriff Industrie 4.0 noch nicht allgemeingültig definiert. Als wesentliche Bestandteile von Industrie 4.0 werden die technische Integration von Cyberphysischen Systemen in Produktion und Logistik, deren Vernetzung über das Internet der Dinge und Dienste, sowie die Implikationen auf Wertschöpfung, Geschäftsmodelle, Arbeitsorganisation und nachgelagerte Dienstleistungen bezeichnet. Konkreter und weit verbreitet ist die Definition der Plattform Industrie 4.0, für die der Begriff synonym für die vierte industrielle Revolution steht, "einer neuen Stufe der Organisation und Steuerung der gesamten Wertschöpfungskette über den Lebenszyklus von Produkten. […] Basis ist die Verfügbarkeit aller relevanten Informationen in Echtzeit durch Vernetzung aller an der Wertschöpfung beteiligten Instanzen […]. Durch die Verbindung von Menschen, Objekten und Systemen entstehen dynamische, echtzeitoptimierte und selbst organisierende, unternehmensübergreifende Wertschöpfungsnetzwerke, die sich nach unterschiedlichen Kriterien wie bspw. Kosten, Verfügbarkeit und Ressourcenverbrauch optimieren lassen."