Dipl.-Finw. (FH) Thomas Rupp
Tz. 598
Stand: EL 79 – ET: 12/2013
Von erheblicher finanzieller Bedeutung ist die Frage, ob ein faktischer Verkauf (Sofortrealisierung der stillen Reserven) oder eine Lizenzierung (Gewinnverteilung über die wirtsch Nutzungsdauer) vorliegt. Dies ist im Regelfall Sache der vertraglichen Gestaltung. Grds steht es in der unternehmerischen Dispositionsfreiheit zu entscheiden und zu strukturieren, wie eine Funktionsverlagerung "abgewickelt" wird. Dies ist regelmäßig auch von der Fin-Verw zu akzeptieren. Grenzen setzt § 42 AO (Gestaltungsmissbrauch) und partiell auch der Fremdverhaltensgrundsatz des § 1 Abs 1 AStG. Für die Auslegung der vertraglichen Vereinbarungen ist damit grds der Parteiwille von Bedeutung (s Urt des BFH v 07.12.1977, I R 54/75, BStBl II 1979, 355).
Die Rechtsverordnung bestimmt für Grenzfälle (§ 4 Abs 2 FVerlV), dass, wenn Zweifel bestehen, ob hinsichtlich des Transferpakets oder einzelner Teile eine Übertragung oder Nutzungsüberlassung anzunehmen ist, auf Antrag des Stpfl von einer Nutzungsüberlassung ausgegangen werden kann. Damit ist gerade bei einem nachträglichen Aufgriff keine "Sofortbesteuerung" zu befürchten.
Damit besteht auch insoweit eine unternehmerische Planungsmöglichkeit:
Entspr der gewählten Vertragsgestaltung kann es damit für Einzel-WG bzw "Pakete" aufgrund der Kaufpreisfestlegung, der Höhe der Jahreslizenz etc zu unterschiedlichen Preisbestandteilen kommen. Die Se der Einzelverrechnungspreise muss jedoch unter Berücksichtigung der jeweiligen Gewinnpotenziale (einschl der Chancen, Risiken und Vorteile) insges dem Wert des Transferpakets nach § 3 FVerlV entsprechen.
Tz. 599
Stand: EL 79 – ET: 12/2013
Für die betroffenen Firmen ist es vor einer vertraglichen Festlegung in der Praxis zweckmäßig, vorab eine Untersuchung der korrespondierenden Behandlung im Ausl vorzunehmen, da viele Staaten keine Firmenwert-Abschr kennen oder die AfA auf Geschäftswerte/geschäftswertähnliche WG auf bis zu 30 Jahre strecken. Eine Lizenzierung ist in diesem Fall vorteilhafter.
Übersicht (Quelle: Ernst & Young, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft)
Funktionsverlagerung Rechtslage im Ausl – "Aufnahmeländer" |
|
Belgien |
China |
Indien |
Irland |
Schweiz |
Spanien |
Ungarn |
Anerkennung des Verrechnungspreises wahrscheinlich? |
ggf keine Anerkennung einer Zahlung für übertragenen Funktionen und Risiken; duale Bewertung str |
vielleicht |
ggf nur niedrigster Preis |
ja, sofern Verrechnungspreis OECD konform |
ggf keine Anerkennung einer Zahlung für übertragenes Gewinnpotential |
ja |
ja |
Aufteilung des Kaufpreises auf einzelne WG |
grds ja |
ja |
ja |
ja |
ja |
nein |
ja |
Abschreibung WG/Zeitanteiliger Steuerabzug |
ja, wenn tatsächlicher Wertfall |
grds ja |
ja |
eingeschränkt ja |
ja |
nein |
ja |
Steuerabzug des nicht einzelnen WG zuordenbaren Betrags |
in gewissem Umfang |
nein |
nein |
nein |
nein |
nein |
ja |
Steuerabzug der Vergütung für Nutzungsüberlassung |
ja, wenn Vergütung auf Wirtschaftsgüter bezogen |
ja, wenn Vergütung auf Wirtschaftsgüter bezogen |
ja, wenn Vergütung auf Wirtschaftsgüter bezogen |
ja, wenn Vergütung auf Wirtschaftsgüter bezogen |
ja, wenn Vergütung auf Wirtschaftsgüter bezogen |
ja, wenn Vergütung auf Wirtschaftsgüter bezogen |
ja |