Dipl.-Finanzwirt (FH) Andreas Willner
Auch die im vorherigen Abschnitt beschriebenen Geldspielgeräte zählen zu den elektronischen Kassensystemen. Ähnlich dem Z-Bon einer elektronischen Registrierkasse werden die monatlichen Einspielergebnisse eines Geldspielautomaten per Auslesestreifen aus dem System abgerufen. Ein spezielles externes Auslesegerät wird hierfür an die digitale Schnittstelle des geräteeigenen Rechners angeschlossen. Alle Umsatz- und Statistikdaten einer bestimmten Periode werden übertragen und auf einer Speicherkarte des Auslesegerätes abgelegt.
Als ob der Automatenbranche nicht schon genügend steuerliche Unehrlichkeiten nachgesagt werden, setzten f(w)indige Elektroniker noch eines drauf und boten im Online-Handel einen eigens für Geldspielautomaten entwickelten einstellbaren Manipulations-Adapter an. Dieser sieht völlig unspektakulär aus und ist nicht größer als eine Zigarettenschachtel. Während bei anderen Kassensystemen meist Software für die Datenkorrekturen verantwortlich ist, kann man diesen Manipulator greifen und in die Hand nehmen. Er wird während des Auslesevorgangs einfach mit dem Geldspiel- und dem Auslesegerät verbunden. An einem Drehknopf kann der Unternehmer die gewünschte Einnahmenkorrektur von 10 % bis 90 % einstellen. Alle auszulesenden Daten werden dann um den entsprechenden Wert logisch so verändert, dass sogar der Fachmann meist nicht mehr in der Lage ist, eine nachträgliche Datenmanipulation auszumachen. Jedem Gerät liegt eine verständliche, deutschsprachige Bedienungsanleitung bei, so dass der praktische Einsatz auch einem EDV-technischen Laien keinerlei Schwierigkeiten bereitet. Solche Geräte sind zudem erschwinglich und amortisieren sich, je nachdem wie häufig sie eingesetzt werden, relativ schnell. Im Rahmen von Polizei- und Steuerfahndungsaktionen wurden in den letzten Jahren zahlreiche solcher Geräte beschlagnahmt.
Auf Unternehmer, die mit einem derartigen Gerät erwischt werden, wartet neben einer steuerlichen Hinzuschätzung regelmäßig eine empfindliche Strafe. Diese orientiert sich mitunter an der Größenordnung des hinterzogenen Steuerbetrags. Nachfolgende Ausleseperioden sollen den tatsächlichen ehrlich erzielbaren Umsatz aufzeigen. Wer zu weit am Drehknopf gedreht hat, hat schlechte Karten. Um ein Mehrfaches können seine Echt-Umsätze höher liegen.
Nicht wenige Automatenaufsteller sahen sich deshalb dazu gezwungen, erneut einen solchen Adapter zu beschaffen. Der Drehschalter wurde künftig etwas moderater eingestellt, um die Umsatzdifferenzen nicht zu hoch ausfallen zu lassen. Zur Ehrenrettung der Branche sei gesagt, dass längst nicht jeder Aufsteller über so viel kriminelle Energie verfügt.