4.1 Cashflow I
Mit Hilfe der Kennzahl Cashflow I (CF I) wird das Innenfinanzierungspotenzial eines Unternehmens beschrieben. Je mehr Geld ein Unternehmen erwirtschaftet, desto weniger Fremdkapital wird benötigt. Nach der indirekten Methode berechnet sich diese Kennziffer so:
Cashflow I: |
CF I = Jahresüberschuss + Abschreibungen – Zuschreibungen |
Im Fallbeispiel entwickelt sich der Cashflow I vier Jahre lang äußerst positiv, um dann im 5. Jahr dramatisch abzufallen:
Jahr 1 TEUR |
Jahr 2 TEUR |
Jahr 3 TEUR |
Jahr 4 TEUR |
Jahr 5 TEUR |
30,2 |
29,7 |
134,3 |
407,9 |
./. 126,6 |
Die indirekte Methode (auch Praktiker-Methode genannt) ist eine vereinfachte Form der Cashflow-Berechnung. Sie gibt einen schnellen Überblick über die Innenfinanzierungskraft der Firma. Ihr Nachteil ist allerdings, dass sie nur erfolgswirksame Vorgänge erfasst. Weitere liquiditätsrelevante Abläufe wie Investitionen, Darlehenszuflüsse oder –tilgungen sowie Gewinnausschüttungen werden hier nicht berücksichtigt.
Indirekte Cash-Flow-Methode erfasst nicht alle relevanten Vorgänge
Insofern ist die indirekte Methode kritisch zu bewerten. Das Unternehmen hat beispielsweise im 4. Jahr rund 800.000 EUR ins Anlagevermögen investiert – lediglich zirka 600.000 EUR davon wurden fremdfinanziert. Die restlichen 200.000 EUR wurden durch eigene Finanzmitteln bereitgestellt. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Wenn allerdings parallel dazu größere Risiken im Geschäftsmodell eingegangen werden, um bessere Margen erzielen zu können, besteht die Gefahr, dass entscheidende Finanzreserven fehlen, wenn die Geschäfte mal nicht so laufen wie geplant. Das ist hier der Fall gewesen.
4.2 Liquiditätskennzahlen
Liquiditätskennzahlen sind Kennzahlen, mit deren Hilfe die Fähigkeit eines Unternehmens beurteilt werden kann, seinen Zahlungsverpflichtungen fristgerecht nachzukommen. Sie geben Auskunft darüber, wie leicht Vermögenswerte in Geld umzuwandeln sind. Man unterscheidet zwischen 3 Liquiditätsgraden, die die Barliquidität, die Einzugsliquidität und die Warenliquidität beschreiben.
4.2.1 Cash Ratio (Liquidität I)
Die Kennzahl Cash Ratio/Liquidität I (Liq I) zeigt die Fähigkeit von Unternehmen an, kurzfristige Zahlungsverpflichtungen durch Liquide Mittel wie Bank- und Kassenguthaben oder Schecks bedienen zu können. Sie ist aber nur bedingt für eine Prognose der Liquiditätsentwicklung verwendbar. Dies gilt insbesondere dann, wenn vertragliche Verpflichtungen eingegangen wurden, die noch keine Abbildung in der Bilanz gefunden haben.
Liquidität I: |
Liq I = |
Liquide Mittel |
× 100 |
kurzfristige Verbindlichkeiten + Rückstellungen |
Zahlungsaktivitäten verändern Liquidität kurzfristig
Liq I stellt eine stark stichtagsbezogene Kennziffer dar, die sich bereits kurzfristig durch Zahlungsaktivitäten verändern kann. Die genaue Fälligkeit kurzfristiger Verbindlichkeiten findet keine Einbindung in diese Kennziffer, sodass sich der Wert schon innerhalb weniger Tage gravierend verändern kann.
Dennoch ist sie eine wichtige Kennzahl für die Beurteilung der Firmensituation, wie die nachstehende Tabelle zeigt:
Jahr 1 |
Jahr 2 |
Jahr 3 |
Jahr 4 |
Jahr 5 |
8,0 |
0,9 |
14,6 |
7,3 |
0,8 |
Die Schwankungen von Jahr zu Jahr sind ein Anhaltspunkt, dass die Geschäftsführung keine Liquiditätssteuerung betrieben hat. Insbesondere im 2. und 5. sind kaum liquide Mittel vorhanden gewesen, um die kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen zu bedienen. Die Einführung einer Liquiditätsplanung hätte diese Engpässe vermeiden können.
4.2.2 Quick Ratio (Liquidität II)
Bei der Kennzahl Quick Ratio/Liquidität II (Liq II) werden alle flüssigen und kurzfristig liquidierbaren Bestandteile des Umlaufvermögens einbezogen.
Quick Ratio: |
Liq II = |
Liquide Mittel + kurzfristige Forderungen |
× 100 |
kurzfristige Verbindlichkeiten + Rückstellungen |
Üblicherweise sollte das Quick Ratio mindestens bei 100 liegen. Das Unternehmen kann dann alle kurzfristigen Verbindlichkeiten bei Einziehung der kurzfristigen Forderungen abdecken.
Jahr 1 |
Jahr 2 |
Jahr 3 |
Jahr 4 |
Jahr 5 |
65,3 |
29,9 |
48,2 |
50,1 |
96,1 |
Im Fallbeispiel war das aber zu keinem Zeitpunkt der Fall. Lediglich im letzten Jahr kam das Unternehmen an diese Richtzahl heran – allerdings nur, wenn man die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen als werthaltig betrachtet. Dem widerspräche aber die Kennziffer Kundenziel in Tagen, die auf ein Problem im Forderungsmanagement hinweist.
Starke Schwankungen belegen fehlende Liquiditätssteuerung
Die Entwicklung des Quick Ratios lässt vermuten, dass der Firmeninhaber in seinem Finanzierungsverhalten kein mittel- oder langfristiges Konzept verfolgte, sondern seine Entscheidungen aus der Situation heraus traf. Sobald Geld auf dem Konto war, wurde es zur Begleichung von Kosten oder für Investitionen eingesetzt. So lief die Firma trotz des beachtlichen Wachstums immer der Liquidität hinterher, zumal die Investitionen nicht immer auf das augenblickliche Geschäft abgestimmt waren.
4.2.3 Current Ratio (Liquidität III)
Die Kennzahl Current Ratio/Liquidität III (Liq III) beschreibt, inwieweit die kurzfristigen Verbindlichkeiten durch Verflüssigung des gesamten Umlaufvermögens abgedeckt werden können:
Current Ratio: |
Liq III = |
Umlaufvermögen |
× 100 |