Rz. 1542

[Autor/Stand] Nach st. Rspr. des BGH[2] gehört zum Vorsatz der Steuerhinterziehung, dass der Täter den Steueranspruch dem Grunde und der Höhe nach kennt oder zumindest für möglich hält und ihn auch verkürzen will oder dessen Verkürzung mindestens billigend in Kauf genommen hat. Wenn der Täter irrtümlich annimmt, dass kein Steueranspruch entstanden ist, liegt ein Tatbestandsirrtum vor, so dass eine Bestrafung wegen vorsätzlicher Tatbegehung ausscheidet (§ 16 StGB Abs. 1 Satz 1 StGB i.V.m. § 369 Abs. 2 AO).

Zum Vorsatz[3] und zum Irrtum[4] über die Steuer- und Abgabenpflicht s. grundlegend Rz. 657 ff.[5] sowie die Beispiele in Rz. 663 und zur neueren Rspr. zum Vorsatz der Verkürzung von Tabaksteuer s. auch Rz. 1548.1.

[Autor/Stand] Autor: Hilgers-Klautzsch, Stand: 01.02.2022
[3] Vgl. BGH v. 31.3.2020 – 1 StR 403/19, ZWH 2020, 369 Rz. 7 = wistra 2020, 335 zum Vorsatz bei der Tabaksteuerhinterziehung; BGH v. 24.10.2002 – 5 StR 600/01, BGHSt 48, 52 = wistra 2003, 100 zum bedingten Vorsatz beim Alkoholschmuggel und irriger Vorstellung über die deutsche Steuerpflicht m. insoweit krit. Anm. Bender, wistra 2003, 147 (149); zum Vorsatz beim Erwerb von Schmuggelware vgl. FG Bremen v. 13.6.2001 – 299344 K 3, ZfZ 2002, 24 f.; BGH v. 26.6.2012 – 1 StR 289/12, wistra 2012, 440 = ZWH 2012, 502 zum Vorsatz bei der Hinterziehung von Einfuhrumsatzsteuer.
[4] Zum Vorsatzausschluss wegen fehlender Kenntnis des Zoll- und Steueranspruchs vgl. BGH v. 20.3.1979 – 1 StR 677/78, StRK AO § 370 R. 9; BGH v. 13.11.1953 – 5 StR 342/53, BGHSt 5, 90 = NJW 1954, 241; OLG Karlsruhe v. 17.8.1978 – Ss 183/78, StRK AO 1977 § 370 R. 7; zum unvermeidbaren Verbotsirrtum bei einer Einfuhrumsatzsteuerhinterziehung vgl. FG München v. 16.12.1999 – 3 K 1905/97, ZfZ 2000, 319.
[5] BGH v. 20.3.1979 – 1 StR 677/78, StRK AO § 370 R. 9; BGH v. 13.11.1953 – 5 StR 342/53, BGHSt 5, 90 = NJW 1954, 241; OLG Karlsruhe v. 17.8.1978 – Ss 183/78, BB 1979, 1134; zum Tatbestandsirrtum vgl. Ziemann in Hüls/Reichling2, § 369 AO Rz. 71 ff.; zur Abgrenzung von Tatbestands- und Verbotsirrtum Joecks in JJR8, § 369 AO Rz. 101 ff.

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