Rz. 60

[Autor/Stand] Trotz ihres verfahrensrechtlichen Charakters gilt für den Zeitpunkt des Verjährungseintritts der Grundsatz "im Zweifel für den Angeklagten": Lässt sich nicht feststellen, wann die Tat begangen (beendet i.S.d. § 78a StGB) wurde, ist der dem Täter günstigste Zeitpunkt maßgebend[2]. Von diesem Grundsatz abweichende Standpunkte in der früheren Rspr. und Literatur[3] haben als überholt zu gelten.

 

Rz. 61

[Autor/Stand] Der Grundsatz "in dubio pro reo" gilt für sämtliche Verjährungsvoraussetzungen. Dementsprechend wirken sich verbliebene Zweifel, welcher von mehreren Tatbeständen verwirklicht worden ist, bei jeweils unterschiedlicher Verjährungsfrist (§ 78 Abs. 3 StGB) zugunsten des Täters aus[5]. Auch Zweifel über das Ruhen der Verjährung (§ 78b StGB) haben dieselbe Wirkung[6]. Nichts anderes gilt für eine zweifelhafte Verjährungsunterbrechung i.S.d. § 78c StGB[7]. Umstritten ist dabei jedoch die Behandlung des § 78c Abs. 2 StGB. Kann nicht aufgeklärt werden, ob ein die Anordnung oder Entscheidung enthaltenes Schriftstück "alsbald" weitergeleitet worden ist, soll sich dies auch zuungunsten des Täters auswirken können (str.)[8]. Ein überzeugender Grund, insoweit vom In-dubio-Grundsatz abzuweichen, ist allerdings nicht ersichtlich.

 

Rz. 62– 65

[Autor/Stand] Einstweilen frei.

[Autor/Stand] Autor: Heerspink, Stand: 01.04.2021
[2] Vgl. BGH v. 19.2.1963 – 1 StR 318/62, BGHSt 18, 274 ff. = MDR 1963, 855 m. Anm. Dreher sowie Anm. Eb. Schmidt, JZ 1963, 606; BGH v. 26.6.1985 – 3 StR 129/85, BGHSt 33, 277 m. Anm. Bottke, JR 1987, 167; BGH v. 28.4.2009 – 4 StR 95/09, juris; Bülte in HHSp., § 376 AO Rz. 32.
[3] Vgl. dazu Herlan, MDR 1955, 527.
[Autor/Stand] Autor: Heerspink, Stand: 01.04.2021
[5] Vgl. Bosch in Schönke/Schröder30, § 78 StGB Rz. 13.
[6] Vgl. Bosch in Schönke/Schröder30, § 78b StGB Rz. 10.
[7] Vgl. BGH v. 12.12.1995 – 1 StR 491/91, NStZ 1996, 274 unter Verweis auf BGH v. 19.2.1963 – 1 StR 318/62, NJW 1963, 1209 = BGHSt 18, 274; OLG Hamm v. 9.11.1962, JMBl. NRW 1963, 82; OLG Hamburg v. 30.4.1965, JZ 1965, 543; OLG Karlsruhe v. 31.12.1980 – 1 Ss 312/80, VRS 61 (1981), 45.
[8] Vgl. OLG Köln v. 21.4.1978 – 1 Ss 914/77, VRS 55 (1978), 386; Jähnke in LK12, § 78c StGB Rz. 17; Kühl in Lackner/Kühl29, § 78c StGB Rz. 19; dagegen wenden sich Bosch in Schönke/Schröder30, § 78c StGB Rz. 21a; Wolter in SK9, § 78c StGB Rz. 11; Bülte in HHSp., § 376 AO Rz. 125; Saliger in NK5, § 78c StGB Rz. 34.
[Autor/Stand] Autor: Heerspink, Stand: 01.04.2021

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