Rz. 175

[Autor/Stand] Gemäß § 208 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 AO hat die Steufa in den Fällen des § 208 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 AO (s. Rz. 145 ff.) auch die Besteuerungsgrundlagen zu ermitteln.

Bereits die Norm des § 208 Abs. 1 Nr. 1 AO (Erforschung von Steuerstraftaten und Steuerordnungswidrigkeiten) setzt die Ermittlung der diesbezüglichen Besteuerungsgrundlagen zwingend voraus. Die strafrechtliche Erheblichkeit hängt von der steuerlichen Erheblichkeit ab[2]. Nach dieser eindeutigen Gesetzeslage kommt der Steufa somit sowohl die Aufgabe der Erforschung von Steuerstraftaten und -Steuerordnungswidrigkeiten als auch die Ermittlung der damit zusammenhängenden Besteuerungsgrundlagen zu. Dieser Aufgabenzuweisung im Besteuerungsverfahren liegt die Erwägung zugrunde, dass die Erforschung von Steuerstraftaten und -ordnungswidrigkeiten untrennbar verbunden ist mit der Feststellung steuerlicher Nachforderungen[3].

 

Rz. 176

[Autor/Stand] Nach Auffassungen in der Literatur[5] erschöpft sich die Ermittlungskompetenz der Fahndungsbehörden in dieser Aufgabe. Die Nr. 2 gäbe keine weitere Kompetenz als die Nr. 1 des § 208 Abs. 1 AO. Die h.M.[6] bejaht dagegen zutreffend einen weiteren Bedeutungsgehalt, eine eigenständige Ermittlungskompetenz der Fahndungsbehörden gem. § 208 Abs. 1 Nr. 2 AO bei ihren strafrechtlichen oder bußgeldrechtlichen Ermittlungen den Sachverhalt über die strafrechtliche Relevanz hinaus auch steuerlich aufzuklären.

 

Rz. 177

[Autor/Stand] Bei der Erforschung der Besteuerungsgrundlagen i.S.d. § 208 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 AO – Gleiches gilt für die Vorfeldermittlungen gem. § 208 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 AO – hat die Fahndung weitreichende steuerliche Ermittlungsbefugnisse gem. § 208 Abs. 1 Satz 2 und 3 AO (s. dazu Rz. 346 ff.).

Zu den Grenzen dieser kritisch zu bewertenden Doppelfunktion der Steufa s. Rz. 120 ff.

[Autor/Stand] Autor: Bode, Stand: 01.01.2023
[2] So Seer in Tipke/Kruse, § 208 AO Rz. 23.
[3] Vgl. die Begr. des Finanzausschusses, BT-Drucks. VII/4292, 36; s. auch BFH v. 6.2.2001 – VII B 277/00, BStBl. II 2001, 306 (308) = EWiR 2001, 529 (Steiner) = ZIP 2001, 455; BFH v. 4.9.2000 – I B 17/00, BStBl. II 2000, 648 (650) = DB 2000, 2150 = ZIP 2001, 193; BFH v. 15.6.2001 – VII B 11/00, BStBl. II 2001, 624 (628); Seer in Tipke/Kruse, § 208 AO Rz. 22; Webel in JJR9, § 404 AO Rz. 32 (9. Aufl. online); Roth in Rolletschke/Kemper/Roth, § 404 AO Rz. 72; Küffner, DStR 1979, 243 = FR 2001, 1019 = ZIP 2001, 1453 = DB 2001, 2127.
[Autor/Stand] Autor: Bode, Stand: 01.01.2023
[5] Schick, JZ 1982, 126 (130 ff.); Hamacher, DStZ 1983, 493 (495); Dücker/Keune, DStR 1999, 14; in der Vorkomm. Matthes in Kohlmann, § 404 AO Rz. 70 (Stand: 48. Lfg. 2013); auch Hellmann, Das Neben-Strafverfahrensrecht, 1995, S. 198 ff., welcher die Norm des § 208 Abs. 1 Nr. 2 AO für überflüssig erachtet (lediglich deklaratorische Bekräftigung der Aufgaben aus § 208 Abs. 1 Nr. 1 AO).
[6] Tormöhlen in HHSp., § 208 AO Rz. 95 ff.; Hoyer/Scharenberg in Gosch, § 208 AO Rz. 29; Klaproth in Schwarz/Pahlke, § 208 AO Rz. 16 ff., 19; Rüsken in Klein16, § 208 AO Rz. 30; Webel in JJR9, § 404 AO Rz. 33 (9. Aufl. online); Seer in Tipke/Kruse, § 208 AO Rz. 24; Herrmann in DStJG 38 (2015), S. 249 (254); Teske, wistra 1988, 207 f.; Wendeborn, Recht der Steuerfahndung, 1989, S. 54.
[Autor/Stand] Autor: Bode, Stand: 01.01.2023

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