4.3.1 Gegenstand und Technik
Während die Erstkonsolidierung (mit Ausnahme des negativen Unterschiedsbetrags) ein erfolgsneutraler Anschaffungsvorgang ist, wird die Folgekonsolidierung erfolgswirksam. Die aufgedeckten stillen Reserven und stillen Lasten sind plan- und außerplanmäßig, der goodwill nur außerplanmäßig fortzuschreiben. Hierdurch entstehen
- Aufwendungen für planmäßige Abschreibungen (stille Reserven im Anlagevermögen),
- Aufwendungen für Material (stille Reserven in Vorräten),
- Aufwendungen aus der außerplanmäßigen Abschreibung von als goodwill, Sachanlagen oder immaterielle Anlagen aufgedeckten stillen Reserven und
- Erträge aus der Auflösung der anlässlich der Erstkonsolidierung passivierten stillen Lasten.
Abschreibungen erfolgen nach den allgemeinen Regeln. Im Fall der Aufdeckung von stillen Reserven auf Sachanlagevermögen erfolgt die Auflösung z. B. planmäßig über die Restnutzungsdauer und außerplanmäßig im Fall des impairment.
4.3.2 Nicht beherrschende Anteile
Wird von der full-goodwill-Methode kein Gebrauch gemacht, ergibt sich der Minderheitenanteil zum Erstkonsolidierungszeitpunkt als Anteil am Reinvermögen zu diesem Zeitpunkt. Im Erstkonsolidierungszeitpunkt werden daher auch die auf die nicht beherrschenden Anteile entfallenden stillen Reserven aufgedeckt. Sie sind dann für die Folgekonsolidierungen fortzuschreiben, also z. B. bei abnutzbarem Anlagevermögen anteilig dem Anteil der nicht beherrschenden Gesellschafter am Ergebnis zu belasten.
Zu den Folgekonsolidierungszeitpunkten ermittelt sich der nicht beherrschende Anteil somit wie folgt:
- anteiliges Reinvermögen zum Erstkonsolidierungszeitpunkt,
- zuzüglich Anteil der nicht beherrschenden Gesellschafter an den nachfolgenden Eigenkapitaländerungen,
- einschließlich anteiliger Auflösung stiller Reserven.
Fortschreibungen können sich aus Gewinnthesaurierung, Gewinnausschüttungen, aber auch aus effektiven Kapitalzuführungen oder Kapitalherabsetzungen ergeben. Nachfolgend ein Beispiel, das verschiedene Eigenkapitaländerungen kombiniert:
Beispiel
Am 1.1.01 erwirbt M 80 % der Anteile an T für einen Kaufpreis von 800. Das buchmäßige Eigenkapital von T beträgt zu diesem Zeitpunkt 600, anteilig also 480. Die stillen Reserven betragen 200. Davon entfallen 160 = 80 % auf M und 40 = 20 % auf den Minderheitsgesellschafter MG. Die stillen Reserven werden über eine Nutzungsdauer von zehn Jahren aufgelöst. Von der full-goodwill-Methode wurde kein Gebrauch gemacht.
In 01 bis 02 erwirtschaftet T je einen Gewinn von 100. Davon entfallen je 20 auf MG.
Der Gewinnanteil von MG im Konzern ist jedoch jeweils um 1/10 der auf ihn entfallenden stillen Reserven zu vermindern und beträgt dann jeweils 20 – 4 = 16.
In 02 schüttet T die Hälfte des Gewinns 01, somit 50 aus. Auf MG entfallen davon 10.
In 02 wird außerdem eine Kapitalerhöhung gegen Bareinlage von 150 geleistet, wovon 30 auf MG entfallen.
Nachfolgend die beiden Methoden zur Bestimmung des Minderheitenanteils 31.12.02 sowie die Konsolidierungstabelle (vereinfacht nur für den 31.12.01):
Fortschreibung nicht beherrschender Anteil auf Basis Einzelbilanz |
Eigenkapital der T per 1.1.01 |
600 |
+ Gewinn 01 |
100 |
+ Gewinn 02 |
100 |
– Ausschüttung für 01 |
–50 |
+ Kapitalerhöhung 02 |
+150 |
= Eigenkapital der T per 31.12.02 |
900 |
+ Stille Reserven 1.1.01 |
+200 |
– Auflösung stille Reserven 01 |
–20 |
– Auflösung stille Reserven 02 |
–20 |
= Eigenkapital II der T per 31.12.02 |
1.060 |
Davon 20 % für nicht beherrschende Gesellschafter |
212 |
Fortschreibung nicht beherrschender Anteil auf Basis Konzernbilanz |
|
01 |
02 |
02 kumuliert |
Anteiliges Reinvermögen im Erstkonsolidierungszeitpunkt (inkl. stille Reserven) |
160 |
160 |
160 |
+ Gewinnanteil (nach Auflösung anteiliger stiller Reserven) |
16 |
16 |
32 |
– Ausschüttungen (kumuliert) |
|
–10 |
–10 |
+/– Änderungen wegen effektiver Kapitalerhöhungen und -herabsetzungen |
|
30 |
30 |
Nicht beherrschender Anteil |
176 |
|
212 |
Konsolidierungstabelle |
31.12.01 |
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Konsolidierung |
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M |
T |
Summe |
S |
|
H |
|
Konzern |
AKTIVA |
|
|
|
|
|
|
|
|
goodwill |
|
|
|
160 |
1) |
8 |
2) |
152 |
Beteiligung |
800 |
|
800 |
|
|
800 |
1) |
|
Diverses |
4.700 |
700 |
5.400 |
160 |
1) |
16 |
3a) |
5.580 |
|
|
|
|
40 |
1) |
4 |
3b) |
|
Summe |
5.000 |
700 |
6.200 |
|
|
|
|
5.732 |
PASSIVA |
|
|
|
|
|
|
|
|
Eigenkapital |
5.000 |
600 |
5.600 |
480 |
1) |
|
|
5.000 |
|
|
|
|
120 |
1) |
|
|
|
Nettogewinn |
500 |
100 |
600 |
48 |
6) |
4 |
7) |
556 |
Nicht beherrschender Anteil |
|
|
|
4 |
5) |
120 |
1) |
176 |
|
|
|
|
|
|
40 |
1) |
|
|
|
|
|
|
|
20 |
4) |
|
Summe |
5.500 |
700 |
6.200 |
|
|
|
|
5.732 |
GuV |
|
|
|
|
|
|
|
|
Erträge |
1.200 |
460 |
1.660 |
|
|
|
|
1.660 |
Abschreib. goodwill |
|
|
|
8 |
2) |
|
|
8 |
Übr. Abschreib. |
|
60 |
60 |
20 |
3) |
|
|
80 |
Übr. Aufwendungen |
700 |
300 |
1.000 |
|
|
|
|
1.000 |
Gewinn |
500 |
100 |
600 |
|
|
|
|
572 |
Anteil nicht beherrschende Gesellschafter |
|
|
|
20 |
4) |
4 |
5) |
16 |
Nettogewinn |
500 |
100 |
600 |
4 |
7) |
48 |
6) |
556 |
|
|
|
|
1.064 |
|
1.064 |
|
|
1) = Erstkonsolidierungsbuchung |
2) = Außerplanmäßige Abschreibung goodwill |
3) = Abschreibung stille Reserven (3a für T, 3b für Minderheitsgesellschafter) |
4) = Gewinnanteil Minderheitsgesellschafter laut Einzelbilanz T |
5) = Reduzierung Gewinnanteil Minderheitsgesellschafter durch Abschreibung stille Reserven |
6) und 7) = Folgekonsolidierungserfolg |