Reinhard Bleiber, Prof. Dr. Klaus Hagen
5.1 Bestellstopp
Drastische Maßnahme
Die Verfügung eines sofortigen Bestellstopps kann man als eine drastische Maßnahme mit sofortiger Kostensenkungswirkung einordnen. Sie kann schwerwiegende Folgen haben, wenn dadurch die Qualität der Leistung sinkt oder Lieferversprechen nicht eingehalten werden können. Eine vorsichtige und überlegte Anwendung dieses Verfahrens ist notwendig.
In Krisensituationen stellt diese Maßnahme häufig die einzige sofort wirkende Methode zur Schonung der Liquidität und zur massiven Senkung der Kosten dar. Bestellstopp bedeutet dabei in der Regel, dass alle Bestellungen oder Bestellungen einer bestimmten Kategorie nur noch über eine Instanz im Unternehmen (z. B. die Geschäftsführung) freigegeben werden. Der Bestellstopp wird dabei alle "Einkäufe" umfassen, die zu einer kurzfristigen Inganghaltung des Unternehmens nicht erforderlich sind. Dies bedeutet z. B. Materialbeschaffungsstopp, Investitionsstopp, Einstellungsstopp, Stopp von Überstunden etc. Es versteht sich, dass solche Maßnahmen nur kurzfristig durchgehalten werden können, da ansonsten Auswirkungen auf die Kundenaufträge und deren Bearbeitung folgen. Als analoge Maßnahmen, die zwar nicht das ganze Unternehmen, aber bestimmte Kostenarten treffen, sind zu nennen:
- ab sofort keine Schulungen/Seminare mehr für die Mitarbeiter,
- ab sofort keine Reisen mehr mit dem Flugzeug,
- sofortige Einstellung von Entwicklungsprojekten,
- sofortiger Verzicht auf Berater etc.
5.2 Kostenplanung mit Kostensenkungszielvorgaben
Integration in üblichen Soll-Ist-Vergleich
Kostenmanagement erfolgt hier über den traditionellen monatlichen Soll-Ist-Kostenvergleich im Rahmen einer Plankostenrechnung.
Ein planmäßiger Kostenabbau gegenüber Vorperioden wird über reduzierte Budgets bzw. Sollkosten angestoßen. Wirkung kann dieses Verfahren zeigen, wenn die zu erzielenden Einsparungen in Abstimmung mit den Unternehmensfunktionen Einkauf, Konstruktion und Arbeitsvorbereitung sowie den verantwortlichen Kostenstellenleitern erfolgt. Der Ausweis und die systematische Kostenabweichungsanalyse mit den Kostenstellenverantwortlichen wird, deren Kostendisziplin vorausgesetzt, mittelfristig zu Einsparungen führen.
5.3 Gemeinkostenwertanalyse
Unter Gemeinkosten sind dabei alle nicht den Produkten direkt zurechenbaren Kosten zu verstehen. Die Gemeinkosten sind im wesentlichen deckungsgleich mit den Fixkosten (Bereitschaftskosten, Strukturkosten). Mit den Gemeinkosten stehen andererseits die Kosten der indirekten Bereiche sowie der Verwaltungs- und Vertriebsbereich im Vordergrund.
Bekannt geworden ist die Gemeinkostenwertanalyse als ein Verfahren, das, in Krisensituationen eingesetzt, insbesondere durch den massiven Abbau von Personalkosten im Verwaltungsbereich erhebliche Kosteneinsparungen bewirkt.
Verfahren mit Einmalcharakter
Ziel der Gemeinkostenwertanalyse ist eine Reorganisation der Unternehmensverwaltung zu günstigeren Kostenbedingungen. Unproduktive Verwaltungsleistungen sollen eliminiert werden. Obgleich allgemein konzipiert, wird die Gemeinkostenwertanalyse eher als ein Verfahren mit Einmalcharakter eingestuft. Eine Wiederholung sorgt dafür, dass die erreichten Vorteile langfristig erhalten bleiben.
Aufbauend auf dem Gedanken der Wertanalyse werden alle Leistungen im Verwaltungsbereich des Unternehmens daraufhin untersucht, inwieweit diese Leistungen erforderlich sind oder im Leistungsumfang reduziert werden können. Durch eine hohe Zielvorgabe (bis zu 40%) für die gewollte Kosteneinsparung werden umfangreiche, auch drastische Maßnahmen zur Kostenreduzierung formuliert und umgesetzt.
5.4 Zero-Base-Budgeting
Wie bei der Gemeinkostenwertanalyse stehen bei diesem Verfahren auch die Gemeinkosten des Unternehmens im Vordergrund. Neben dem Kosteneinsparungseffekt wird aber der Nutzen von Gemeinkostenleistungen stärker in die Überlegungen einbezogen.
Budgetierung auf der grünen Wiese
Alle Aktivitäten des Gemeinkostenbereichs im Unternehmen werden auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft. Die Planung der Gemeinkosten erfolgt nicht durch eine Fortschreibung vorhandener Budgets, sondern durch eine Neuplanung auf Null-Basis (auf der grünen Wiese) ohne Rücksichtnahme auf vorhandene Stukturen und Abläufe.
Das insgesamt dem Unternehmen zur Verfügung stehende, aus der Gewinnplanung abgeleitete mögliche Gemeinkostenbudget wird dann auf die einzelnen Unternehmensbereiche verteilt und bestimmt das Niveau an Gemeinkostenleistungen.
Der für das Zero-Base-Budgeting erforderliche Aufwand ist in der Regel höher als der Aufwand der Gemeinkostenwertanalyse. Dafür werden dem Zero-Base-Budgeting eine nachhaltigere Wirkung und insbesondere auf der motivatorischen Seite Vorteile zugebilligt.
5.5 Qualitätskostenmanagement
In vielen Unternehmen wird die Qualität zunehmend als Erfolgsfaktor gesehen. In erster Linie wird dabei die Qualität der Produkte und Leistungen in den Vordergrund gestellt. Aber auch die indirekte Einflussnahme auf die Qualität durch betriebliche Abläufe sowie die Einbeziehung der Kundenzufriedenheit ist eingeschlossen. Das in den letzten Jahren stark vertretene Bemühen um die Zertifizierung von Betriebsabläufen nac...