1.1 Grundgedanken
Laut einer Statistik des österreichischen Kreditschutzverbandes stehen Mängel im innerbetrieblichen Rechnungswesen an oberster Stelle bei den Insolvenzursachen. Laut Verband waren im Jahr 2010 81 Prozent der Insolvenzen "hausgemacht", also vom betroffenen Unternehmen "selbst zu verantworten". (Fahrlässigkeit, fehlende kaufmännische Qualifikation, Planungs- und Kalkulationsfehler, fehlendes Eigenkapital, Privatentnahmen etc.). Nur 19 Prozent der Verlustquellen liegen im außerbetrieblichen Bereich (geänderte Konkurrenzsituation, Lohn-/Steuererhöhungen, Insolvenzen von Abnehmern, gesetzliche Vorschriften). Das Wissen um die Kosten der Produktion bzw. der Leistungserbringung ist die Grundlage für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Auch der stetige Wandel des wirtschaftlichen Umfeldes (Globalisierung, Digitalisierung, andere technologische Neuerungen, verkürzte Produktlebenszyklen etc.) von Unternehmen zwingt diese vermehrt zu einer Neustrukturierung sämtlicher Bereiche ihres Rechnungswesens. Die betrieblichen Entscheidungen müssen flexibel, gegenwarts- und marktnah und in vielen Fällen möglichst rasch erfolgen. Voraussetzung dafür ist ein aussagefähiges Rechnungswesen, welches – und hier ist speziell die Kostenrechnung gefordert – die entsprechenden Entscheidungsgrundlagen bereitzustellen hat.
1.2 Insolvenzursachen und Mängel
Die typischen Misserfolgspotenziale in Unternehmen haben sich in empirischen Untersuchungen zu den Insolvenzursachen gezeigt:
- Mängel in der Unternehmensführung, insbesondere der unzureichende Einsatz von Planungs- und Kontrollinstrumenten (z. B. keine strategische Planung, unzureichendes Informationswesen, Kontrolldefizite),
- Mängel in der Organisation (wie z. B. mangelnde Delegation),
- Mängel in der Finanzierung (z. B. zu geringe Eigenmittelausstattung, keine Finanzplanung),
- Mängel im Rechnungswesen (z. B. Fehlen von Zwischenabschlüssen, Elemente der Kosten, Planungsrechnungen).
Die internationale Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft hängt langfristig von unternehmensspezifischen Faktoren wie der Innovationsfähigkeit der Betriebe und deren Produkt- und Marketingqualität sowie auf gesamtwirtschaftlicher Ebene von Standortfaktoren wie der Qualifikation der Arbeitkräfte, den Arbeitsbeziehungen und der Infrastruktur ab.
Kostenrechnung und Buchhaltung sind beides wichtige Bereiche im betrieblichen Rechnungswesen. Dennoch wird die Möglichkeit, kostenrechnerisch zu buchen, in der Praxis zuweilen stiefmütterlich behandelt. Gerade in Zeiten, in betriebswirtschaftliches Knowhow ein wichtiger Aspekt bei der Kreditwürdigkeitsprüfung darstellt, muss die Buchhaltung kostenrechnerisch betrachtet werden, ebenso muss der Kostenrechner wichtige buchhaltungstechnische Vorgänge und Abläufe aufnehmen und umsetzen.