Rainer Jung, Dr. Andreas Suter
Prozessorientierte Rollen und Verantwortlichkeiten
Für eine einfache Implementierung dieser Entsprechungen sind klare und vor allem prozessorientierte Rollen und Verantwortlichkeiten innerhalb der Organisation sowie strukturierte und transparente Geschäftsprozesse Voraussetzung. Ein bestmöglicher Ansatz, diese Voraussetzungen zu schaffen, ist der Blackbox-Ansatz. Dieser (1) definiert eine einzige Blackbox "Unternehmen" zwischen den Kunden und den Lieferanten und (2) zerlegt diese in mehrere kleine modulare Blackboxen, welche (3) sowohl einen durchgehenden Geschäftsprozess als auch eine Organisationseinheit mit einer klaren Rolle im Wertschöpfungssystem und den damit eingebundenen Ressourcen repräsentieren.
Auftraggeber-Auftragnehmer-Beziehungen
Die Schnittstellen zwischen den Blackboxen sind eindeutig und basieren auf einfachen Auftraggeber-Auftragnehmer-Beziehungen – genauso wie jene zu den Kunden bzw. Lieferanten des Unternehmens. Die Rolle als Auftraggeber oder Auftragnehmer bezeichnen spezifische Aufgaben, welche die Schnittstelle betreffen, zumal auch der Auftragnehmer die Rolle eines Auftraggebers übernehmen kann (vgl. Abb. 3). Die Rollenklärung bezieht sich zunächst auf die Festlegung von Zuständigkeiten und Aufgaben (i. S. v. Output), Randbedingungen, Mengengerüste und davon abgeleitete Ressourcen, wie z. B. Personal, Betriebsmittel, Anlagen, Infrastruktur, Standorte. Zudem wird die erwartete Performance wie beispielsweise Reaktionszeiten, Produktivitätsanforderungen oder Servicegrad festgelegt.
Abb. 3: Auftraggeber-Auftragnehmer-Beziehung zwischen den Blackboxen
Geschäftsmodell mit spezifischen Prozesskaskaden
Im Falle des Maschinenbauers wurden 4 horizontale Prozesskaskaden für das Tagesgeschäft definiert (vgl. Abb. 4). Jeder Prozesskaskade ist eine klare Rolle in der Leistungserstellung mit eindeutigen Verantwortlichkeiten zugeordnet.
- Die 1. Prozesskaskade ist für die Kundenbetreuung vom Erstkontakt bis zur Sicherstellung der langfristigen Kundenzufriedenheit (Marge, Marktanteil, Market Development) verantwortlich.
- Die 2. Prozesskaskade ist für die technische Machbarkeit der Lösung (technischer Fit) sowie für die Installation bis zur langfristigen Gewährleistung der Funktion verantwortlich.
- Bei der 3. Prozesskaskade wurde den unterschiedlichen Geschäftsfällen Rechnung getragen, indem 2 Prozesssegmente ausgeprägt wurden. Während die "Auftragsabwicklung" lediglich angesprochen wird, wenn es sich um Katalogprodukte handelt, wird der "Lösungslieferant" adressiert, wenn Sonderlösungen zu spezifizieren sind. Letztere zeichnet also für die Erstellung der Baureihen- und Auftragskonstruktion sowie die Variantenumsetzung verantwortlich.
- Die 4. Prozesskaskade ist für die Beschaffung und die termingerechte Erstellung der beauftragten Produkte verantwortlich. Beauftragt wird sie durch die beiden Prozesssegmente auf Ebene 3.
Die Kommunikation zwischen den Prozesskaskaden ist auf einfache Auftraggeber-Auftragnehmer-Beziehungen – exemplarisch dargestellt durch die Pfeile zwischen den Kaskaden – reduziert.
Abb. 4: Geschäftsmodell des Maschinenbauers