Mit der Bestellmengenrechnung erhält der Einkäufer die Möglichkeit, einen optimalen Ausgleich zwischen Beschaffungskosten, Bedarfsvorhersage, Fehlmengenkosten, mittelbaren Beschaffungskosten und Lagerkosten zu finden. Dies gilt für die Eigenfertigung wie für den Fremdbezug.
5.2.1 Kostenbestandteile
Die Höhe wirtschaftlicher Beschaffungsmengen hängt von verschiedenen Einflussfaktoren ab:
- Beschaffungskosten (alle bestellmengenabhängigen Kosten);
- Bestellkosten, die für die Materialbeschaffung innerhalb des Unternehmens anfallen (von der Anzahl der Bestellungen abhängig);
- Lagerhaltungskosten, die durch die Lagerung entstehen;
- Fehlmengenkosten, die entstehen, wenn das beschaffte Material den Bedarf der Fertigung nicht deckt;
- Losgrößeneinheiten;
- Finanzierungskosten, die in Abhängigkeit vom Umfang der zu beschaffenden Menge entstehen.
Die optimale Beschaffungsmenge ist die Bestellmenge, bei der die vorgenannten Kosten bezogen auf eine Mengeneinheit ein Minimum erreichen (s. Abb. 3).
Abb. 3: Optimale Bestellmenge
5.2.2 Berechnung der Zinskosten
Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Bestellmenge und Kapitalbindung. Eine zu hohe Bestellmenge hat einen zu hohen Lagerbestand zur Folge. Für das dadurch gebundene Kapital entsteht eine entsprechend hohe Zinsbelastung. Als Zinssatz wird meistens der kalkulatorische Zinssatz des Unternehmens eingesetzt. Die Zinskosten können mittels folgender Formel ermittelt werden:
Das hierbei verwendete durchschnittliche im Lager gebundene Kapital wird mit nachstehender Formel errechnet:
- Bei ungleichmäßigen Lagerzugängen und -abgängen:
BD = |
Jahresanfangsbestand + 12 Monatsendbestände |
13 |
- Bei gleichmäßigen Lagerzugängen und -abgängen:
Daraus lassen sich nach Einsetzen der Werte in die ursprüngliche Formel die Zinskosten berechnen.
5.2.3 Berechnung des Lagerkostensatzes
Die Lagerhaltungskosten sind insbesondere Raum-, Kapital-, Steuer-, Versicherungs- und Abschreibungskosten. Aus den oben genannten Berechnungen ergibt sich der Lagerkostensatz:
Als Lagerkosten werden alle Kosten erfasst, die im Lager (Zinskosten ausgenommen) anfallen.
Lagerkostensatz ermitteln
Der durchschnittliche Lagerbestand im BEzugsjahr betrug 1.400.000 EUR. Lagerkosten fielen in Höhe von 105.000 EUR an.
Lagerkostensatz:
LS = |
105.000 x 100 x 2 |
= 15 % |
1.400.000 |
Bei einem Zinssatz von 8 % ergibt sich der Lagerhaltungskostensatz:
LHS = 15,00 + 8,00 = 23 %