Liquidität ist die Maßgröße für die jederzeitige Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens. Liquiditätssteuerung umfasst demnach alle Aktivitäten, um die ständige Zahlungsfähigkeit zu gewährleisten. Die Liquiditätssteuerung kann nach ihrem Zeithorizont in eine kurzfristige sowie eine mittel- und langfristige Steuerung unterteilt werden.
Kurzfristige Liquiditätssteuerung
Die Gewährleistung der jederzeitigen Zahlungsfähigkeit setzt eine kurzfristige Planung der zukünftigen Ein- und Auszahlungen voraus. Dies kann tages-, wochen- oder maximal monatsgenau erfolgen. Als Instrument hierzu dienen meist ein Liquiditätsstatus sowie eine Liquiditätsvorschau.
Liquiditätsstatus
Der Liquiditätsstatus gibt einen Überblick über die gegenwärtige Zahlungskraft und die fälligen Zahlungsverpflichtungen. Er dokumentiert die aktuelle Zahlungsfähigkeit unter Berücksichtigung von Zahlungsmitteln, nicht ausgenutzten Kreditlinien sowie erwarteten Einzahlungen im Verhältnis zu fälligen Zahlungsverpflichtungen und weiteren geplanten Auszahlungen. In diesem kurzfristigen Bereich können Zahlungen verschoben oder bereits vereinbarte Kredite in Anspruch genommen werden.
Cash Pooling
In der Realität ergibt sich dabei eine erhöhte Komplexität, wenn es unterschiedliche Währungen oder Standorte eines Unternehmens zu berücksichtigen gibt. Dann kann mit unternehmensinternen Ausgleichsmaßnahmen wie Cash Pooling, Hedging etc. gearbeitet werden. Eine solche Planung ist regelmäßig nur für einen kurzen Zeitraum, oftmals nur für wenige Tage, ausreichend genau und mit vertretbarem Aufwand möglich. Die kurzfristige Steuerung ist deshalb in eine mittel- und langfristige Betrachtung einzubetten.
Mittel- und langfristige Liquiditätssteuerung
In die mittel- und langfristige Liquiditätssteuerung fließen die grundlegenden Relationen von Finanzmittelbeschaffung und Finanzmittelherkunft (Kapitalbedarfsplanung) ein. Als Planungshorizonte werden häufig Monate, Quartale oder Jahre verwendet. In einem integrierten Ansatz wird, ausgehend von der Gewinn- und Verlustrechnung sowie der Bilanz, der Kapitalfluss abgeleitet. Somit ergeben sich viele Ansatzpunkte zur Liquiditätssteuerung. Die Planungen sind als gleitende, rollende oder revolvierende Planung angelegt. So wird z. B. bei der revolvierenden Planung jeweils nach Ablauf einer Planungsperiode eine weitere zukünftige Periode hinzugefügt und bereits geplante Perioden werden aktualisiert.
Steuerung nach Mittelflüssen/-beständen
Zur Steuerung der Liquidität gibt es neben der zeitlichen Differenzierung noch die Unterscheidung nach der Betrachtung der Mittelflüsse oder der -bestände. Die Zahlungsfähigkeit kann durch die Dimensionierung der Zahlungsmittelbestände sowie der Erhöhung oder Senkung dieser von außen gestaltet werden. Dabei stehen kurzfristig Finanzierungsmöglichkeiten im Rahmen bestehender Kreditlinien oder kurzfristiger Geldanlagen als Anpassungsmaßnahmen zur Verfügung.
Gestaltung der Kapitalstruktur
Mittel- und langfristig kann hier durch die Gestaltung der Kapitalstruktur eingewirkt werden. Das Zuführen von Eigen- oder Fremdkapital kann z. B. durch die Ausgabe neuer Aktien oder die Gewinnung neuer (Mit-)Eigentümer, durch Unternehmensanleihen oder durch Bankkredite erfolgen. In Zeiten des globalen Abschwungs sind diese Möglichkeiten eingeschränkt. So ist an der Börse in Krisenzeiten kaum effizient Eigenkapital zu beschaffen und auch die Kreditkonditionen sowie -vergabe sind stark abhängig von einer Bonitätsprüfung. Die Formen der Liquiditätsgestaltung fasst Abb. 3 zusammen.
Abb. 3:Formen der Liquiditätsgestaltung
Während die kurzfristigen Formen der Liquiditätsgestaltung eher reaktiv sind und in Zeiten einer akuten Krise, wie nun im Fall von Corona, die Gestaltung der Kapitalstruktur ebenfalls äußerst schwierig ist, wird nachfolgend die Liquiditätssteuerung aus der mittel- und langfristigen Liquiditätsplanung näher betrachtet. Sie bietet eine Reihe von Gestaltungsmöglichkeiten, die unternehmensintern zu optimieren sind, bevor auf kurzfristige Maßnahmen oder die Umgestaltung der Kapitalstruktur zurückgegriffen werden muss.