Peter Gassen, Dr. Karoline Schwarz
1. Verhältnis zu § 2 Abs 3 EStG
Rn. 26
Stand: EL 152 – ET: 08/2021
§ 2 Abs 3 S 2–8 EStG regelten in VZ 1999 bis VZ 2003 die Beschränkung der vertikalen Verrechnung von Verlusten und Gewinnen bzw Überschüssen zwischen Einkünften verschiedener Einkunftsarten innerhalb eines VZ. War dies hiernach nicht möglich, griff § 10d EStG ein und bestimmte näher, inwieweit Verluste auf andere VZ vor- oder zurückgetragen werden können; im Einzelnen s Rn 35 ff; zur Streichung der Vorschrift ab VZ 2004 s § 2 Rn 200 (Handzik).
2. Besondere Verrechnungskreise
Rn. 27
Stand: EL 152 – ET: 08/2021
§§ 2b, 15 Abs 4 S 1ff EStG, § 22 Nr 2 u 3 und § 23 EStG sehen besondere Verlustverrechnungsbeschränkungen (besondere Verrechnungskreise) vor. Die Regelungen bestimmen jeweils, dass die negativen Einkünfte nach Maßgabe des § 10d EStG die positiven Einkünfte mindern. Dabei findet der Höchstbetrag von § 10d Abs 1 S 1 EStG in Höhe von 1 Mio. EUR bzw 2 Mio. EUR Anwendung und kann nicht pro Einkunftsart oder Verrechnungskreis in Anspruch genommen werden; H 10d EStH 2019.
Die Beschränkung des Verlustvortrags nach § 10d Abs 2 EStG ist sowohl beim Verlustvortrag als auch innerhalb jedes einzelnen besonderen Verrechnungskreises zur Anwendung zu bringen; s BMF v 29.11.2004, BStBl I 2004, 1097 und H 10d EStH 2019; zur Auswirkung der speziellen Verlustverrechnungskreise durch sinngemäße Anwendung von Abs 2 auf das zvE eingehend s Ewald, DStR 2005, 1556. Zu den Auswirkungen des Beschlusses des BFH v 17.12.2007, GrS 2/04, BStBl II 2008, 608 auf die besonderen Verrechnungskreise: Gragert/Wissborn, NWB 2008, 2617.
Beispiel (nach BMF v 29.11.2004, BStBl I 2004, 1097):
Besonderer Verrechnungskreis: |
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Einkünfte §§ 22 Nr 2, 23 EStG |
EUR 2 500 000 |
EUR 2 500 000 |
Berechnung des abziehbaren Betrags (§ 10d Abs 2 EStG) |
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Sockelbetrag |
EUR 1 000 000 |
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Zuzüglich 60 % des verbleibenden Betrags iHv 1 500 000 EUR |
EUR 900 000 |
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Maximal abziehbarer Betrag |
EUR 1 900 000 |
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Vorhandener Verlustvortrag |
EUR 2 000 000 |
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§§ 22 Nr 2, 23 EStG |
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Abziehbarer Betrag |
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EUR 1 900 000 |
In den Gesamtbetrag der Einkünfte eingehender Gewinn |
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EUR 600 000 |
Gesamtbetrag der Einkünfte |
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Einkünfte § 21 EStG |
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EUR 5 000 000 |
Einkünfte §§ 22 Nr 2, 23 EStG |
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EUR 600 000 |
Gesamtbetrag der Einkünfte |
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EUR 5 600 000 |
Berechnung des abziehbaren Betrags (§ 10d Abs 2 EStG) |
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Sockelbetrag |
EUR 1 000 000 |
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zuzüglich 60 % des verbleibenden Betrags iHv 4 600 000 EUR |
EUR 2 760 000 |
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Maximal abziehbarer Betrag |
EUR 3 760 000 |
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Vorhandener Verlustvortrag § 10d Abs 2 EStG |
EUR 4 000 000 |
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Abziehbarer Betrag |
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EUR 3 760 000 |
Ergebnis (Gesamtbetrag der Einkünfte nach Verlustabzug) |
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EUR 1 840 000 |
Den Verlustrücktrag nach § 10d Abs 1 S 5 u 6 EStG auf Antrag betragsmäßig und auf die Art der negativen Einkünfte zu begrenzen, kann ratsam sein, wenn der StPfl negative Einkünfte aus verschiedenen Einkunftsarten erzielt hat; s Rn 60ff.
3. Weitere Beschränkungen des Verlustabzugs
Rn. 28
Stand: EL 152 – ET: 08/2021
§ 2a Abs 1 S 1 EStG für ausländische Verluste und § 15a EStG iVm §§ 13 Abs 7, 18 Abs 4 S 2 u 21 Abs 1 S 2 EStG für bestimmte Beteiligungsverluste bei beschränkter Haftung bestimmen, dass Einkünfte weder mit Einkünften anderer Art verrechnet noch nach § 10d abgezogen werden dürfen. Die Mindestbesteuerung nach § 10d Abs 2 EStG greift im Rahmen von § 15a EStG nicht, da ein entsprechender Verweis fehlt; ebenso Korn/Kaminski, § 10d EStG Rz 15, 122. Erg-Lfg; zu Gestaltungen s Rn 75.
4. Verhältnis zu § 10b Abs 1 S 4 EStG
Rn. 29
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Nach § 10b Abs 1 S 5 EStG aF galt für die Verteilung von Großspenden mit Rücktrag bzw Vortrag § 10d EStG entsprechend. Spenden waren demnach ein Jahr und in Höhe von EUR 511 500 rücktragsfähig, wobei ein Verzicht nach § 10d Abs 1 S 4 u 5 EStG möglich war, und grds unbegrenzt vortragsfähig, wobei die Mindestbesteuerung nach § 10d Abs 2 EStG unbeachtlich war.
Ab VZ 2008 (Wahlrecht im VZ 2007) sind gemäß § 10b Abs 1 S 9 u 10 EStG nF Zuwendungen, welche die Höchstbeträge nach § 10d Abs 1 S 1 EStG überschreiten oder die den um die Beträge nach §§ 10 Abs 3 u 4, 10c u 10d EStG verminderten Gesamtbetrag der Einkünfte übersteigen, als SA vorzutragen. Die Möglichkeit eines Verlustrücktrags besteht nicht mehr. Am Jahresende erfolgt eine gesonderte Feststellung nach § 10d Abs 4 EStG der verbleibenden Beträge. Dazu und zur Abzugsreihenfolge s Nolte, NWB 2009, 2236; Heinicke in Schmidt, § 10d EStG Rz 28, 40. Aufl.
5. Verhältnis zu § 26b EStG
Rn. 30
Stand: EL 152 – ET: 08/2021
§ 10d Abs 1 S 1 EStG räumt zusammenveranlagten Ehegatten einen gemeinsamen Höchstbetrag ein, s Rn 46. In Verlustrücktragsfällen ist entscheidend, dass die Voraussetzungen von § 26b EStG im Fall der Entstehung des Verlustes vorliegen. Eine Zusammenveranlagung ist dagegen in dem VZ, in den zurückgetragen wird, nicht erforderlich.
Liegen die Voraussetzungen der Zusammenveranlagung in dem ...