Rn. 1

Stand: EL 166 – ET: 08/2023

Gutschrift auf dem Empfängerkonto: Eine Gutschrift auf einem Konto des Empfängers führt unabhängig von der Wertstellung, vgl FG He vom 17.10.2001, 13 K 4248/97, EFG 2002, 245, stets zum Zufluss beim Empfänger und zum Abfluss beim Schuldner, sofern die Zahlungsfähigkeit der Bank des Gläubigers im Zeitpunkt der Gutschrift besteht, FG Köln vom 28.11.1980, VIII 5/79 E, EFG 1981, 505. Der Benachrichtigung des Gläubigers kommt keine materielle Bedeutung zu, BFH vom 05.11.1970, IV 210/65, BStBl II 1971, 97. Dies gilt auch für die Gutschrift auf einem Beteiligungskonto des ArbN, BFH vom 11.02.2010, VI R 47/08, BFH/NV 2010, 1094, wie die auf einem Einlagenkonto eines stillen Gesellschafters oder die Gutschrift auf einem Verrechnungskonto eines Gesellschafters, FG Mchn vom 12.06.2002, 9 K 4020/99, EFG 2002, 1297.

 

Rn. 2

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Gutschrift in den Büchern des Verpflichteten: Erfolgt die Gutschrift für den Empfänger der Leistung hingegen nur in den Büchern des Leistungsverpflichteten, liegt darin nur dann ein Zufluss, wenn die Verpflichtung nicht nur buchmäßig festgehalten wird, sondern mit der Buchung, idR auf einem Verrechnungskonto, vgl BFH vom 08.12.1992, VIII R 78/89, BStBl II 1993, 301, zum Ausdruck gebracht wird, dass der Betrag dem Empfänger der Leistung zur Verfügung steht, BFH vom 30.10.2001, VIII R 15/01, BStBl II 2002, 138; BFH vom 18.12.2001, IX R 74/98, BFH/NV 2002, 643. Dafür ist unter anderem maßgebend, ob der geschuldete Betrag im Interesse des Gläubigers stehen bleibt, BFH vom 11.02.2010, VI R 47/08, BFH/NV 2010, 1094, und der Gläubiger die Möglichkeit hat, von der Gutschrift Kenntnis zu nehmen; diese Möglichkeit kann auch auf ständiger Übung beruhen, BFH vom 16.03.2010, VIII R 4/07, BStBl II 2014, 147 Tz 27; Kister in H/H/R, § 11 EStG Rz 51, 52 (April 2021); Krüger in Schmidt, § 11 EStG Rz 50 "Gutschrift" (42. Aufl).

Die Gutschrift in den Büchern bewirkt jedoch nur dann einen Zufluss beim Empfänger, wenn der Schuldner leistungsbereit und leistungsfähig ist, wenn die Leistungspflicht unbestritten ist und dem Gläubiger kein Leistungsverweigerungsrecht zusteht, BFH vom 22.07.1997, VIII R 57/95, BStBl II 1997, 755; das gilt jedoch dann nicht, wenn sich der Schuldner erkennbar nicht auf Einwendungen und Einreden gegen die Forderung des Gläubigers berufen will. Leistungsfähigkeit des Schuldners ist gegeben, solange ein Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über dessen Vermögen noch nicht gestellt wurde, BFH vom 28.10.2008, VIII R 36/04, BStBl II 2009, 190. Es kommt deshalb nicht darauf an, ob der Schuldner dazu in der Lage gewesen wäre, seine sämtlichen Verbindlichkeiten innerhalb eines absehbaren Zeitraums zu tilgen, BFH vom 28.10.2008, VIII R 36/04, BStBl II 2009, 190; BFH vom 27.08.2014, VI II R 41/13, BFH/NV 2015, 187. Maßgebend ist die Beurteilung aus Sicht des Leistungsempfängers, BFH vom 14.12.2004, VIII R 5/02, BStBl II 2005, 739; BFH vom 14.12.2004, VIII R 81/03, BStBl II 2005, 746; BFH vom 11.02.2014, VIII R 25/12, BStBl 2014, 461.

 

Rn. 3

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Zur Gutschrift von Versicherungsprovisionen vgl BFH vom 24.03.1993, X R 55/91, BStBl II 1993, 499 sowie die Abgrenzung in BFH vom 12.11.1997, XI R 30/97, BStBl II 1998, 252; BFH vom 18.12.2001, IX R 74/98, BFH/NV 2002, 643. Neben der Gutschrift in den Büchern des Verpflichteten bedarf es des Weiteren der Mitteilung an den Berechtigten, sofern dieser nicht zuvor ausdrücklich oder konkludent auf die Mitteilung, der materielle Wirkung zukommt, verzichtet hat, BFH vom 01.10.1993, III R 32/92, BStBl II 1994, 179; zur bloßen Möglichkeit der Kenntnisnahme vgl BFH vom 10.07.2001, VIII R 35/00, BStBl II 2001, 646. Wird der Schuldner später zahlungsunfähig oder -unwillig, ändert das an dem bereits erfolgten Zufluss nichts, BFH vom 22.07.1997, VIII R 57/95, BStBl II 1997, 755.

 

Rn. 4

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Zur Gutschrift von Arbeitslohn vgl BFH vom 02.09.1994, VI R 35/94, BFH/NV 1995, 208; zur Steuergutschrift bei der Finanzkasse vgl BFH vom 22.11.1974, VI R 138/72, BStBl II 1975, 350; zur Gutschrift von Zinsen vgl BFH vom 11.05.1999, VIII R 70/95, BFH/NV 2000, 18; zu Bauspar-Zinsboni vgl FG Nds vom 17.07.2003, 10 K 305/98, EFG 2003, 1772; aA FG Nds vom 03.06.2020, 4 K 242/18, EFG 2021, 941 (Rev BFH VIII R 18/20): Zufluss der Bonuszinsen erst bei Zuschlag zum Bausparguthaben bei dessen Auszahlung; zum Zufluss von Arbeitslohn bei Gutschrift von Beteiligungskapital, BFH vom 11.02.2010, VI R 47/08, BFH/NV 2010, 1094.

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