Rn. 1
Stand: EL 166 – ET: 08/2023
Das Optionsrecht ist das Recht, durch einseitige Erklärung insbesondere einen Kauf- (Ankaufsrecht) oder Mietvertrag zustande zu bringen (BFH vom 28.11.1990, X R 197/87, BStBl II 1991, 300; BFH vom 17.04.2007, IX R 40/06, BStBl II 2007, 608; BFH vom 11.02.2014, IX R 10/12, BFH/NV 2014, 1020). Durch die Ausübung dieses Gestaltungsrechts entsteht mithin ein schuldrechtlicher Anspruch; daher kann das Optionsrecht wirtschaftlich als ein Minus gegenüber der Forderung angesehen werden. Daraus folgt, dass mit dem Erwerb des Optionsrechts dem StPfl noch nichts zugeflossen ist (BFH vom 24.01.2001, I R 119/98, BStBl II 2001, 512 mwN; BFH vom 19.06.2008, VI R 4/05, BStBl II 2008, 826; BFH vom 18.09.2012, VI R 90/10, BStBl II 2013, 289 mwN); ausführlich dazu s § 11 Rn 24 (Pust).
Rn. 2
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Maßgebend ist bei nicht handelbaren Aktienoptionen, die der ArbG überlässt, der Zeitpunkt der Überlassung der Aktien, vgl BFH vom 19.06.2008, VI R 4/05, BStBl II 2008, 826.
Rn. 3
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Bei handelbaren Aktienoptionen, bei denen der ArbN die Funktion des Stillhalters übernimmt, kommt es auf den Wert der Aktien bei Ausübung des Optionsrecht an, vgl BFH vom 20.11.2008, VI R 25/05, BStBl II 2009, 382; BFH vom 23.06.2005, VI R 10/03, BStBl II 2007, 770. Besteht jedoch die Stillhalteverpflichtung eines Dritten, ist ein Vorteil bereits regelmäßig mit der Gewährung der Aktienoption an den ArbN zugeflossen, so dass die Aktienoption bereits bei Einräumung zu besteuern ist, Portner, DStR 2010, 1316; offengelassen von BFH vom 20.11.2008, VI R 25/05, BStBl II 2009, 382.
Rn. 4
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Ausübungsbeschränkungen vorübergehender Art, wie Sperr- und/oder Haltefristen, stehen dem Zufluss ebenso wenig entgegen wie eine auflösend bedingte Rückübertragungsverpflichtung, BFH vom 30.09.2008, VI R 67/05, BStBl II 2009, 282; Bergkemper, FR 2009, 487. Ein Zufluss liegt hingegen so lange nicht vor, wie es dem ArbN rechtlich schlechterdings unmöglich ist, über die Aktien zu verfügen, BFH vom 30.06.2011, VI R 37/09, BStBl II 2011, 923. Zu weiteren Einzelheiten vgl Schneider, BFH/PR 2009, 127; Bergkemper, FR 2009, 628; Schmidt, DStR 2009, 1989.
Rn. 5
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Wandelt sich das Optionsrecht zur Forderung, kann Zufluss des Gegenstands der Forderung unter den für die Forderung geltenden Voraussetzungen bejaht werden. Veräußert der Erwerber eines Optionsrechts dieses durch ein Gegengeschäft (Glattstellungs- oder Closinggeschäft), dann fließt ihm der Veräußerungspreis (Optionsprämie) gemäß § 11 Abs 1 EStG zu, BFH vom 24.06.2003, IX R 2/02, BStBl II 2003, 752; BFH vom 11.02.2012, IX R 46/12, BFH/NV 2014, 1025. Bei einem Verzicht auf das Optionsrecht zum Erwerb von Geschäftsanteilen gegen Abfindung erfolgt der Zufluss mit dem Erhalt der Abfindung, BFH vom 19.06.2008, VI R 4/05, BStBl II 2008, 826; ebenfalls zum Zufluss der Barablösung BFH vom 23.07.1999, VI B 116/99, BStBl II 1999, 684.
Rn. 6
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Soll durch eine nicht handelbare Wandelschuldverschreibung bzw ein Wandeldarlehen in erster Linie der in der Aktie liegende Vorteil als Arbeitslohn zugewendet werden, gelten die Grundsätze über die Einräumung von Optionsrechten, BFH vom 20.05.2010, VI R 12/08, BStBl II 2010, 1069; BFH vom 23.06.2005, VI R 124/99, BStBl II 2005, 766; BFH vom 12.10.2006, VI B 12/06, BFH/NV 2007, 40; BFH vom 20.05.2010, VI R 12/08, BStBl II 2010, 1069. Andernfalls erfolgt bei Zuwendung der Wandelschuldverschreibung der Zufluss (Anfangsbesteuerung).