Rn. 63
Stand: EL 176 – ET: 10/2024
Die materielle Maßgeblichkeit der HB einer gewerblich tätigen – bzw geprägten – PersGes für die StB gilt (über die Ansatz- bzw Bewertungsvorbehalte von § 5 Abs 1a–5b, 6, § 6a, § 6b Abs 3 und § 7 EStG hinaus) nicht ohne Einschränkungen (§ 5 Abs 6 EStG). Sofern und soweit steuerrechtliche Vorschriften einen anderen Ansatz fordern, kommt es zwingend zur Abweichung, zB § 5 Abs 1 S 1 Hs 2 EStG (Wahlrecht), § 5 Abs 4a S 1 EStG. Zum steuerlichen Wahlrechtsvorbehalt bei handelsrechtlichen Ansatzwahlrechten s §§ 4,5, Rn 327ff (Briesemeister/Hoffmann).
Ergeben sich infolge einer Bp Feststellungen, führen diese zur Anpassung der StB, nicht aber zwangsläufig zu Anpassungen der HB.
Ein im Gesamthandsvermögen einer PersGes (bei rechtsfähigen PersGes – eGbR, OHG, KG – gilt nach § 39 Abs 2 Nr 2 AO nF als Reaktion auf das MoPeG (s Rn 13f) deren Vermögen als Gesamthandsvermögen) enthaltenes WG gehört ertragsteuerlich dann nicht zu deren BV, wenn es ausschließlich oder fast ausschließlich der privaten Lebensführung eines, mehrerer oder aller Gesellschafter dient: BFH v 17.02.1993, BStBl II 1993, 584. Das leitet sich ab aus den einkommensteuerlichen Begriffen des BV (§ 4 Abs 1 EStG; zB kein Ansatz selbstgeschaffener immaterieller WG in der StB gem § 5 Abs 2 EStG) und der BA (§ 4 Abs 4 EStG).
Daraus ergibt sich eine, den Einzelunternehmer wie die PersGes betreffende, spezifisch steuerliche Voraussetzung für die Einbeziehung von WG des zivilrechtlichen Gesamthandsvermögens ins steuerliche BV: der im Betrieb wurzelnde Anlass für den Erwerb des WG, nämlich die Absicht, mit dem WG dem Betrieb der PersGes zwecks Gewinnerzielung im Rahmen einer nachhaltigen Betätigung zu dienen (s Rn 123; BFH v 03.12.2015, BFH/NV 2016 Rz 22; BFH v 16.10.2014, BStBl II 2015, 267 mwN; BFH v 03.03.2011, BStBl II 2011, 552; BFH v 06.03.2003, BFH/NV 2003, 1542; BFH v 09.01.2009, BFH/NV 2009, 754 (FG-Tatsachenentscheidung); BFH v 25.11.2004, BStBl II 2005, 354 zu 1.b. der Begründung; BFH v 29.07.1997, BStBl II 1998, 652 zu B.I.2.; BFH v 08.05.1996, BStBl II 1996, 642; BFH BStBl II 1973, 705; BFH BStBl II 1975, 804; BFH BStBl II 1979, 257; BFH BStBl II 1985, 6). Fehlt jeglicher betriebliche Anlass für den Erwerb des WG, so kann es steuerlich nicht zum BV der PersGes rechnen; ob die Zugehörigkeit eines WG zum Gesamthandsvermögen betrieblich veranlasst ist, bedarf dabei stets der Würdigung des Einzelfalls: BFH v 03.12.2015, BFH/NV 2016 Rz 23 (so schon der sog "Mitunternehmererlass", BStBl I 1978, 8 Rz 9).
Diese Ausnahmen vom Maßgeblichkeitsgrundsatz betreffen folgende Fallgruppen:
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Verlustbringende WG In Fällen, wo schon bei Erwerb oder Einlage des WG erkennbar ist, dass es der PersGes nur Verluste bringen kann, scheidet eine Einbeziehung ins BV aus (gesonderte privat veranlasste Tätigkeit ohne Gewinnabsicht: BFH v 03.12.2015, BFH/NV 2016, 742 Rz 22; BFH v 30.11.2000, BFH/NV 2001, 597; BFH v 25.06.1996, BStBl II 1997, 202; BFH v 04.12.1997, BFH/NV 1998, 859; BFH BStBl II 1996, 642; BFH BStBl II 1985, 6; BFH BStBl II 1986, 255; BFH BStBl II 1975, 804; BFH BStBl II 1976, 668; BFH BStBl II 1979, 257; BFH BStBl II 1981, 658; BFH BStBl II 1982, 461; BFH BStBl II 1986, 255; BFH BStBl II BStBl III 1967, 391); es handelt sich um nichtsteuerbare Liebhaberei und damit steuerliches PV: s Rn 123 ff und s §§ 4, 5 Rn 143–144 (Briesemeister). Beispiel (aus Koltermann, SteuerStud 1986, 226, 227) Gestüt:Eine gewerblich tätige OHG dehnt ihr Betätigungsfeld aus, indem sie einen Gutshof ohne lebendes und totes Inventar anpachtet, um dort Pferde zu züchten und zu verkaufen und durch Pensionspferdehaltung Einnahmen zu erzielen. Die OHG aktiviert in ihren HB das von ihr selbst angeschaffte lebende und tote Inventar. Es steht fest, dass der Betrieb des Gutshofs nur Verluste abwerfen wird, die auch durch eventuelle Veräußerungsgewinne beim lebenden und toten Inventar nicht ausgeglichen werden können. Lösung:Das von der OHG aktivierte lebende und tote Inventar ist steuerlich kein BV; es handelt sich um WG, die einer nichtsteuerbaren Liebhaberei der Gesellschafter gewidmet sind und deshalb deren PV darstellen. Das lebende und tote Inventar ist aus den StB der OHG zu entfernen. Die erlittenen Verluste sind bei den ESt-Vorauszahlungen der Gesellschafter weder ausgleichs- noch abzugsfähig. Dies gilt insb, wenn der Veräußerer oder Einbringende des WG Gesellschafter ist oder einem solchen nahe steht und es nahezu ausgeschlossen erscheint, dass die PersGes das WG auch von einem Fremden erworben hätte (BFH BStBl II 1975, 804). Da das WG zivilrechtlich Gesamthandsvermögen ist, kann es nur dem steuerlichen PV der Gesellschafter zugerechnet werden (aA Knobbe-Keuk, DStR 1979, 183, 184). Wegen der ggf abweichenden Rechtslage bei Wohngrundstücken s nachfolgend (3) (b). |
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Darlehensgewährung an Gesellschafter Zinslose und ungesicherte Darlehen einer PersGes an einen Gesellschafter können, da sie der PersGes keinen Nutzen, sondern nur Nachteile bringen können, grundsätzlich ... |