Rn. 141
Stand: EL 144 – ET: 07/2020
Der BFH (BFH v 06.02.2014, IV R 59/10, BStBl II 2014, 465; BFH v 17.01.2017, VIII R 7/13, BStBl II 2017,700) versteht unter "Konzept" einen Plan für ein bestimmtes Vorhaben als Ergebnis eines Prozesses des Erkennens und Entwickelns von Zielen und daraus abgeleiteten Strategien und Maßnahmen zur Umsetzung eines größeren strategisch zu planenden Vorhabens. Demzufolge sei nicht jede Investitionsplanung schon ein solches "Konzept", sondern nur die Erstellung einer umfassenden und idR an mehrere Interessenten gerichteten Investitionskonzeption (BFH v 06.02.2014, IV R 59/10 BStBl II 2014, 465; BFH v 17.01.2017, VIII R 7/13, BStBl II 2017, 700; BFH v 28.06.2017, VIII R 57/14, BStBl II 2017, 1144; FG He 7 K 739/15, NZG 2020, 160, Rev, Az des BFH VIII R 10/19).
Rn. 142
Stand: EL 144 – ET: 07/2020
Das "Konzept" muss a uch "vorgefertigt" sein, dh bezogen auf den Geschäftsgegenstand der Gesellschaft und auf ihre Konstruktion bereits vor der eigentlichen Investitionsentscheidung durch den/die Initiatoren festgelegt worden sein (BFH v 06.02.2014 IV R 59/10 BStBl II 2014, 465; v 17.01.2017, VIII R 7/13, BStBl II 2017,700; BFH v 06.06.2019, IV R 7/16, BStBl II 2019, 513; FG He 7 K 739/15, NZG 2020, 160, Rev, Az des BFH VIII R 10/19). Eine solche "Vorfertigung" liegt vor, wenn der Anwender es vorfindet und zumindest die wesentlichen Grundlagen für ein geplantes Vorhaben einsetzen kann und nicht erst selbst die Strategien und Maßnahmen zur Umsetzung seines Vorhabens entwickeln muss (BFH v 06.02.2014, VIIII R 59/10, BStBl II 2014, 465; BFH v 17.01.2017, VIII R 7/13, BStBl II 2017,700; FG He 7 K 739/15, NZG 2020, 160, Rev, Az des BFH VIII R 10/19). Typischerweise, wenn auch nicht zwingend, wird dieses Konzept mittels eines Anlegerprospekts oä vertrieben (BFH v 06.06.2019, IV R 7/16, BStBl II 2019, 513). Der Anwender muss also "nur noch zugreifen" müssen (BFH v 17.01.2017, VIII R 7/13, BStBl II 2017,700; FG He 7 K 739/15, NZG 2020, 160 rkr, BFH VIII R 10/19). Gibt daher der Investor/Anleger die einzelnen (Zusatz-)Leistungen sowie deren Ausgestaltung von Anfang an oder in Abwandlung des zunächst vorgefertigten Konzepts selbst vor und bestimmt er damit das Konzept nicht nur unwesentlich, ist dieses nicht mehr vorgefertigt (BFH v 17.01.2017, VIII R 7/13, BStBl II 2017, 700; FG He 7 K 739/15, NZG 2020, 160, Rev, Az des BFH VIII R 10/19).
Rn. 143
Stand: EL 144 – ET: 07/2020
Als typisches (aber nicht zwingendes) Merkmal für eine "Vorfertigung" sieht der BFH v 06.02.2014, IV R 59/10, BStBl II 2014, 465 (mE zutreffend) den Vertrieb durch Anlegerprospekte, Kataloge, sonstige Verkaufsunterlagen, Beratungsbögen an und folgt damit der Begründung des Gesetzgebers (BT-Drucks 16/107, 6f). BFH BFH/NV 2009,1437 "neigte" noch dazu, dass sich ein Anbieter an nicht näher bestimmte Interessenten wenden müsse oder der Anlageprospekt zur wiederholten Verwendung bestimmt sein müsse. Nunmehr bejaht dies ausdrücklich BFH v 06.02.2014, IV R 59/10, BStBl II 2014, 465). Allerdings sei das Bewerben und Vermarkten eines derartigen Konzepts nicht ausschlaggebend, sondern nur ein Indiz (BFH v 06.02.2014, IV R 59/10, BStBl II 2014, 465).
Rn. 144
Stand: EL 144 – ET: 07/2020
Die FinVerw (BMF v 17.07.2007, BStBl I 2007, 542 Tz 10; glA Gragert, NWB 39/2007, 3413; Brandtner/Lechner, BB 2007, 1922; Fleischmann, DB 2007, 1721) zählt dazu auch grds sog Blindpools, dh, wenn das konkrete Investitionsobjekt zum Zeitpunkt des Beitritts der Anleger noch nicht bestimmt ist. Nur wenn nicht nur das Investitionsobjekt, sondern auch alle übrigen Punkte des Investitionsvorhabens nicht vom Anbieter vorgegeben sind, fehlt nach ihrer Ansicht das vorgefertigte Konzept (dazu Fleischmann, DB 2007, 1721: sog "völliger Blindpool"). Allerdings distanziert sich der BFH (BFH v 06.02.2014, IV R 59/10, BStBl II 2014, 465; glA Nacke, NWB 26/2014, 1939) von dieser restriktiven Sichtweise ausdrücklich.
Rn. 145
Stand: EL 144 – ET: 07/2020
Für den Fall, dass mehrere Szenarien projektiert sind, will Fleischmann, DStR 2007, 1601 mE zutreffend auf das Konzept abstellen, das am schnellsten/ehesten positive Einkünfte erzielt, weil nur dann der von § 15b EStG erfasste Steuerstundungseffekt eintritt.