Schrifttum:
Stöcker, Abschreibung eines nach dem Tod des Seniors einer Sozietät erworbenen Praxisanteils, DStZ 1990, 361;
Schürmann/Ahlers, Die Abschreibung des Praxiswertes – Einflussfaktoren und Methoden, DB 1992, 1839;
Sander, Abschreibung auf einen eingebrachten Praxiswert durch Sozietätsgründung im medizinischen Bereich, DStR 1993, 1888;
Becker/Bur, Weiterhin umstritten: Die Abschreibung des Sozietätspraxiswertes, INF 1994, 6;
Becker/Bur, Geklärt: Die Abschreibung des Sozietätspraxiswertes, INF 1994, 553;
George, Aktivierung und Abschreibung von Praxiswerten, DB 1995, 896;
George, Aktivierung und Abschreibung von Praxiswerten, DB 1995, 896;
Schuhmann, Zur Abschreibung auf den erworbenen Praxiswert, StBp 1995, 42;
Wendt, Der Praxiswert, AktStR 1995, 129f;
Englert, Die Bewertung von freiberuflichen Praxen mithilfe branchentypischer Wertfindungsmethoden, BB 1997, 142;
Rechenberg, Die Verpachtung des Mandantenstamms an eine Steuerberatungs-GmbH, INF 1997, 717;
Heid, Die Bewertung gemischter Sozietäten, DStR 1998, 1565;
Korn, KÖSDI Beratungsbrennpunkte 1, 1998, S 42f;
Schoor, Geschäfts- und Praxiswertabschreibung, StB 1998, 301;
Michels/Ketteler-Eising, Die Vertragsarztzulassung als praxiswertbildender Faktor, DStR 2008, 314;
Michels/Ketteler-Eising, Steuerliche Behandlung der Vertragsarztzulassung, DStR 2009, 814;
Röhrig, Einbringung in das Sonder-BV einer PersGes, EStB 2011, 306.
Verwaltungsanweisungen:
BMF v 15.01.1995, BStBl I 1995, 14 (Steuerrechtliche Behandlung des WG "Praxiswert"; Änderung der Rspr).
a) Allgemeines
Rn. 510
Stand: EL 156 – ET: 02/2022
Zum BV gehört, gleich ob die Gewinnermittlung nach § 4 Abs 1 EStG oder § 4 Abs 3 EStG erfolgt, sowohl der selbst geschaffene als auch der entgeltlich erworbene Praxiswert (vgl BFH BStBl II 1994, 590; 1994, 745; BFH/NV 1995, 385; 2011, 1345). § 5 Abs 2 EStG gilt auch entsprechend iRd Gewinnermittlung nach § 4 Abs 1, 3 EStG (BFH BStBl II 1980, 146; 1980, 244; BFH/NV 2011, 1345). Kein einlagefähiges WG "Praxiswert" entsteht, wenn ein nichtselbstständig tätiger Arzt zu seinen Patienten eine Vertrauensbeziehung aufbaut und diese unentgeltlich in seine neu gegründete Praxis übernimmt (FG Brandenburg EFG 1996, 218). Bei der Berechnung des Veräußerungsgewinns für die Veräußerung einer Freiberufler-Praxis darf ein selbst geschaffener Praxiswert nicht angesetzt werden (FG Ha EFG 2000, 432).
Der Praxiswert ist nicht isoliert verkehrsfähig und kann nur zusammen mit der Praxis übertragen werden (BFH BStBl II 1994, 922). Im Gegensatz zum Praxiswert kann der Mandantenstamm, obwohl Teil des Praxiswerts, isoliert übertragen oder verpachtet werden (BFH BStBl II 1997, 546; 2016, 596; BFH/NV 1997, 751; 2011, 1135; FG Mchn EFG 2011, 47).
Bei einem Arzt ist der Vorteil aus der Vertragsarztzulassung idR nicht selbstständiges WG, sondern nur wertbildender Faktor des WG Praxiswert (FG RP EFG 2008, 1107; aA FG Nds DStRE 2005, 427; FinVerw v 12.12.2005, DStR 2006, 610; Staschewski, FR 2011, 1097: nicht abnutzbares WG; differenzierend jedoch FinVerw v 11.02.2009, DStR 2009, 798). Er ist grds nicht abnutz- und abschreibbar (BFH BStBl II 2017, 689; 2017, 694; BFH/NV 2017, 899), kann jedoch zum Gegenstand eines Veräußerungsvorgangs gemacht und dadurch als eigenständiges immaterielles WG konkretisiert werden (ferner BFH BStBl II 2011, 875; FG D'dorf EFG 2015, 1428; FinVerw v 29.02.2012, DStR 2012, 1511; Kanzler, FR 2011, 1097; aA hierzu Michels/Ketteler-Eising, DStR 2008, 314; 2009, 814). Eine Konkretisierung erfolgt aber nicht durch die Bekundung der Absicht, Praxisräume zu räumen und den Vertragsarztsitz zu übergeben (FG Köln EFG 2012, 1128). Zudem ist sie nicht möglich bei Erwerb einer Praxis als "Chancenpaket" (BFH BStBl II 2017, 689).
b) Abschreibung
Rn. 511
Stand: EL 156 – ET: 02/2022
Anders als bei den den gewerblichen Unternehmen zuzurechnenden Geschäftswerten hat die Rspr bei den sog Praxiswerten freiberuflicher Praxis schon immer AfA auf die AK zugelassen. Der derivativ erworbene Praxiswert stellte ein abnutzbares immaterielles WG dar (RFH RStBl 1929, 326; 1938, 955; BFH BStBl III 1958, 330; BStBl II 1975, 381; 1982, 620; 1991, 595; 1994, 590; BFH/NV 2011, 1345 mwN). Der Unterschied zum gewerblichen Geschäftswert wurde damit begründet, dass der Wert einer freiberuflichen Praxis im Wesentlichen auf dem persönlichen Vertrauensverhältnis zum Praxisinhaber beruht, das nach dessen Ausscheiden zwangsläufig endet, mit der Folge, dass sich der Praxiswert verhältnismäßig rasch verflüchtigt. Die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer wurde von der Rspr zwischen 3–5 Jahren angesetzt.
Wurde ein Sozius in die Praxis aufgenommen, sah dies der BFH eher als förderlich an, sodass nicht gefolgert werden könne, der Praxiswert verflüchtige sich wegen der Bildung einer Sozietät (BFH BStBl II 1975, 381; 1982, 620; BFH/NV 1985, 31).
Rn. 511a
Stand: EL 156 – ET: 02/2022
Nach In-Kraft-Treten des BiRiLiG 1986 hat sich an der bisherigen Praxis nichts geändert (betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer des Praxiswerts weiterhin zwischen 3 und 5 Jahren;). Die Rspr sieht § 7 Abs 1 S 3 ES...