ea) Berufsbild
Rn. 182
Stand: EL 156 – ET: 02/2022
Die beiden Berufe wurden erst 1960 in den Katalog aufgenommen. Mangels gesetzlicher Regelungen des Berufsrechts dürfen die Berufsbezeichnungen frei gewählt werden. Ein fest umrissenes Berufsbild besteht nach allg Sprachgebrauch zunächst nicht (vgl BFH BStBl II 1988, 666; 1989, 24; Graf, INF 1990, 49, 53). Doch dürfte sich das in der Zwischenzeit weitgehend geändert haben.
Betriebswirt iSd § 18 Abs 1 Nr 1 S 2 EStG ist nur, wer nach einem entsprechenden Studium mit den hauptsächlichen Bereichen der Betriebswirtschaft und nicht nur mit einzelnen Spezialgebieten vertraut ist, und diese fachliche Breite seines Wissens auch bei seiner praktischen Tätigkeit einsetzen kann und tatsächlich einsetzt (BFH BStBl II 1975, 665; 1978, 565; 1985, 584; 1986, 15; 1989, 24; 1991, 769; 2003, 27; 2003, 919; 2004, 113; BFH/NV 2000, 1460; 2002, 1522; 2008, 1669). Zu den Hauptbereichen idS gehören Unternehmensführung, Leistungserstellung/Fertigung von Gütern, Bereitstellung von Dienstleistungen, Materialwirtschaft, Finanzierung, Vertrieb, Verwaltungs- und Rechnungswesen sowie Personalwesen (vgl die oben angegebene Rspr sowie BFH BStBl II 1988, 666; 1989, 965; 2000, 616; 2003, 761; zum Berufsbild s Wendt, BFH-PR 2003, 407).
Rn. 183
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Daraus folgt, dass sich die Beratung auf Probleme der Unternehmensberatung beziehen muss, die typischerweise den Gegenstand eines volks- bzw betriebswirtschaftlichen Studiums bilden. Unschädlich ist die Spezialisierung lediglich – im Gegensatz zur erforderlichen Breite der theoretischen Kenntnisse – bei der Beratung, sofern sie sich zumindest auf einen betrieblichen Hauptbereich erstreckt (BFH BStBl II 1978, 565; 1985, 584; 1989, 965; 1990, 64; 1991, 769; 2003, 25; 2003, 27; 2003, 761; 2003, 919; BFH/NV 1996, 449); es genügt aber auch die Beratung in bestimmten Grundsatzfragen (BFH BStBl II 1974, 293).
Damit ist die ältere Rspr (BFH BStBl III 1965, 586) überholt, die eine Beratung grds in allen Fragen des Unternehmens gefordert hatte.
Rn. 184
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Wird davon abweichend noch weitergehend spezialisiert, ist eine gewerbliche Tätigkeit anzunehmen (BFH BStBl II 1974, 293; 1977, 34; 1978, 565).
- So ist ein Dipl-Kfm, der lediglich EDV-Beratung betreibt (hierzu s Rn 86, 188 ff; zur Kritik s Rn 189f), nicht als beratender Betriebswirt tätig (BFH BStBl II 1995, 888);
- problematisch ist auch die bloße Kommunikationsberatung (BFH BFH/NV 2008, 1669).
- Eine reine Vermittlungstätigkeit ist ebenso wenig typisch für einen beratenden Betriebswirt (BFH BStBl II 1999, 167; 2003, 25)
- wie die psychologische Beratung (BFH BStBl II 1999, 167; 2003, 25),
- die Verwertung rechtlicher Kenntnisse (BFH BStBl II 1998, 139; 2003, 25) sowie
- die Anbahnung und Pflege von Kontakten (BFH BStBl III 1965, 586; BStBl II 1991, 769; 2003, 25).
- Entsprechendes gilt für die reine Holdingtätigkeit (BFH BStBl II 2009, 647).
Mit solchen Tätigkeiten verbundene Beratungsleistungen sind, wenn sie wesentlicher Bestandteil des Vertrages sind, untrennbarer Bestandteil einer gewerblichen Betätigung (BFH BStBl II 1984, 129; 2003, 25).
eb) Ähnliche Berufe
Rn. 185
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Ein ähnlicher Beruf (s Rn 129ff) liegt nach allg Grundsätzen nur dann vor, wenn er auf einer durch Selbststudium oder in sonstiger Weise erworbenen vergleichbar breiten fachlichen Vorbildung beruht (BFH BStBl II 1990, 73; 2000, 616; 2002, 768; 2003, 27) und sich die Beratungstätigkeit auf einen vergleichbar breiten betrieblichen Bereich – ggf mit Spezialisierung auf einen Hauptbereich (BFH BStBl II 1988, 666; 1989, 24; 1991, 769; 2003, 27; 2003, 919; 2017, 882) – erstreckt.
Die Anforderungen an die Vorbildung sind trotz des Umstandes zu beachten, dass es möglicherweise neue "Hauptbereiche" gibt; Kenntnisse auf den oben angegebenen "klassischen" Hauptgebieten sind unumgänglich (BFH BFH/NV 2003, 1413). Eine "Simultanausbildung" ersetzt nicht das erforderliche Wissen des jeweiligen Einzelberufs. Es genügt aber, wenn der StPfl bei einer Kombination von zwei Katalogberufen neben der Beratung in einem Hauptgebiet nachweist, dass es eine Hochschule, Fachschule oder Berufsakademie gibt, mit deren Prüfungsanforderungen sich sein technisches und/oder betriebswirtschaftliches Wissen vergleichen lässt (BFH BStBl II 2003, 919; 2007, 118 zum Dipl-Wirtschaftsingenieur; Kempermann, FR 2007, 184).
Auch für einen Autodidakten genügt es, wenn er auch bei ungenügenden Kenntnissen in einem Hauptbereich die Prüfung zum "staatlich geprüften Betriebswirt" an einer Fachschule bestehen würde (BFH BStBl II 2003, 27). Hat er sich einer Diplom-Prüfung – obwohl möglich – nicht unterzogen, genügt es nicht, wenn er die für die Zulassung zur Diplom-Prüfung erforderlichen Voraussetzungen erfüllt (BFH BStBl II 2000, 616).
Der Nachweis kann – wie üblich – durch Vorlage der entsprechenden Zeugnisse, aber auch durch die praktischen Arbeiten mit Sachverständigengutachten geführt werden (hierzu s Rn 136 f; zum Nachweis allg BFH BStBl II 2017, 882; BFH/NV 2007, 149...