Rn. 109
Stand: EL 159 – ET: 08/2022
Grds spricht danach der Beweis des ersten Anscheins für Überschusserzielungsabsicht (BFH IX R 39/07, BStBl II 2009, 138; FG Mchn 7 K 2102/13, DStRE 2017, 17 rkr), auch wenn sich über längere Zeiträume WK-Überschüsse ergeben (BFH BStBl II, 2000, 676; 2001, 789; 2005, 692; BFH IX R 39/08, BStBl II 2009, 776; BFH IX R 13/12, BStBl II 2013, 533; BFH IX R 42/15, BFH BFH/NV 2017, 1422; BFH IX R 8/17, BFH/NV 2019, 386; FG Ha 2 K 247/08, DStRE 2010, 1300 rkr; FG D'dorf 7 K 2177/04 F, DStRE 2008, 857 rkr) und auch bei Mietvertragsübernahme (BFH IX R 13/12, BStBl II 2013, 533). Dies gilt aber nur, wenn die Vermietung auf Dauer angelegt, dh idR unbefristet ist (BFH IX R 13/12, BStBl II 2013, 533 mwN; BFH IX R 8/17, BFH/NV 2019, 386); ferner s Rn 116 (2). Dann gilt die Vermutung der Überschusserzielungsabsicht grundsätzlich auch dann, wenn der StPfl die vermietete Immobilie aufgrund eines neu gefassten Entschlusses veräußert (BFH IX R 42/15, BFH/NV 2017, 1422).
Dies gilt (auch s § 21 Rn 31ff (Nacke))
nicht (dh kein erster Anschein für Überschusserzielungsabsicht) |
auch (dh erster Anschein für Überschusserzielungsabsicht) |
- bei Verpachtung unbebauter Grundstücke (BFH IX R 9/06, BStBl II 2008, 515; BFH IX R 67/06, BStBl II 2009, 370; BFH IX R 39/08, BStBl II 2009, 776)
- bei Vermietung von Gewerbeobjekten (BFH IX R 49/09, DStRE 2010, 1226; BFH IX R 7/10, BStBl II 2013, 436; BFH IX R 9/17, BStBl II 2019, 219; FG Nbg v 03.11.2016, 3 K 310/15, NZB, Az des BFHIX B 134/16, NZB-Verfahren nach Rücknahme der Beschwerde eingestellt (Beschluss des BFH v 16.02.2017 nv; SenFin Berlin v 19.12.2012, FR 2013, 300), dh nicht Wohnzwecken dienenden Objekten (BFH IX R 9/17, BStBl II 2019, 219; BFH/NV 2020, 9)
- bei Mietkaufmodellen, Bauherrenmodellen mit Rückkaufangebot oder Verkaufsgarantie (BMF v 08.10.2004, BStBl I 2004, 933, s Rn 110
- bei nicht ausschließlich vermieteten (sondern auch selbstgenutzten) Ferienwohnungen (s Rn 123 "Ferienwohnung")
- wenn die Vermietung nicht auf Dauer angelegt ist (BFH IX B 46/08, BStBl II 2010, 815: 20 Jahre nicht ausreichend bei geschlossenem Immobilienfonds; BFH IX R 8/17, BFH/NV 2019, 386 bei lebenslangem Wohnrecht, wobei aber nur für 10 Jahre ein Entgelt zu entrichten ist, es kommt dann auf die 10-Jahres-Frist an und der BFH verneinte die Überschusserzielungsabsicht,ebnso OFD Frankfurt/M v 19.8.2019, DB 2019, 2326)
- bei Garagenvermietungen (s Rn 123)
- bei Einliegerwohnung, die zweckfremd als Homeoffice an den eigenen ArbG vermietet wird (BFH IX R 9/17, BStBl II 2019, 219 entgegen BMF BStBl I 2006, 4)
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- bei Grundstücksverwaltungsgesellschaften, Grundstücksgemeinschaften (BMF v 08.10.2004, BStBl I 2004, 933)
- bei geschlossenen Immobilienfonds iF des § 15 Abs 3 Nr 2 EStG (BMF v 08.10.2004, BStBl I 2004, 933; FG Ha 2 K 247/08, DStRE 2010, 1300 rkr; FG D'dorf 7 K 2177/04 F, DStRE 2008, 857 rkr)
- wenn die Immobilie nicht zu Wohnzwecken vermietet wird (BFH IX R 39/08, BStBl II 2009, 776; Moritz, NWB 38/2009, 2965)
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Rn. 109a
Stand: EL 159 – ET: 08/2022
Fremdfinanzierung: Dieser Grundsatz gilt auch dann, wenn der StPfl eine Immobilie fremdfinanziert (BFH IX B 46/08, BStBl II 2010, 815; BFH IX R 37/12, BStBl II 2013, 815), zB durch Einsatz von Lebensversicherungen, und deswegen am Anfang hohe Darlehensschuldzinsen hat (BFH BStBl II 2005, 692; 2005, 754). Das gilt auch bei einer 100 %-Fremdfinanzierung mit Darlehenslaufzeit von 10 Jahren ohne Tilgung (BFH IX R 15/04, BStBl II 2005, 754; BFH IX R 10/04, BStBl II 2005, 692; FG Ha 2 K 247/08, DStRE 2010, 1300 rkr). Schuldzinsen sind aber nicht mehr abziehbar, wenn ursprünglich Einkünfteerzielungsabsicht bestand, aber diese vor Objektveräußerung aus anderen Gründen weggefallen ist (BFH IX R 37/12, BStBl II 2013, 815).
Rn. 109b
Stand: EL 159 – ET: 08/2022
Anders liegt der Fall aber (dh auch bei langfristiger Vermietung ist die Einkünfteerzielungsabsicht zu prüfen), wenn die AK/HK des Vermietungsobjekts und anfallende Schuldzinsen fremdfinanziert werden und dadurch Schuldzinsen auflaufen, ohne dass durch ein Finanzierungskonzept von vornherein deren Kompensation durch spätere positive Ergebnisse vorgesehen ist (BFH IX R 7/07, BStBl II 2007, 873).