A. Allgemeines
Rn. 192
Stand: EL 159 – ET: 08/2022
Die "Mindestbesteuerung" in § 2 Abs 3 S 2–8 EStG aF (s Rn 200) wurde aufgehoben (Art 1 Nr 1, Art 8 Abs 1 des Gesetzes zur Umsetzung der Protokollerklärung der Bundesregierung zur Vermittlungsempfehlung zum SteuervergünstigungsabbauG (v 22.12.2003, BGBl I 2003, 2840). Im Gegenzug allerding wurde aber die Beschränkung des überperiodischen Verlustabzugs in § 10d Abs 2 EStG verschärft (BFH I R 9/11, BStBl II 2013, 512: die zeitliche Streckung des Verlustvortrags ist nicht verfasssungswidrig, dazu s Urteils-Anmerkung v Hallerbach, FR 2013, 217; Kohlhaas, DStR 2012, 773; s § 10d Rn 4ff (Gassen/Schwarz)). Ferner war eine redaktionelle Änderung in § 2 Abs 3 S 1 EStG erforderlich wegen der Einführung eines Entlastungsbetrages für Alleinerziehende in § 24b EStG (Art 9 Nr 3, Art 29 Abs 1 HBeglG v 29.12.2003, BGBl I 2003, 3076), zu diesem s Rn 198a–198c.
Rn. 193
Stand: EL 159 – ET: 08/2022
Um von der Summe der Einkünfte auf den Gesamtbetrag der Einkünfte zu gelangen, rechnet § 2 Abs 3 EStG wie folgt:
|
Summe der Einkünfte |
./. |
Altersentlastungsbetrag (§ 24a EStG) |
./. |
Entlastungsbetrag für Alleinerziehende (§ 24b EStG) |
./. |
Abzug nach § 13 Abs 3 EStG |
= |
Gesamtbetrag der Einkünfte |
Rn. 194
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Zwischen der Summe der Einkünfte und dem Einkommen fügt das EStG noch eine Zwischengröße ein, nämlich den "Gesamtbetrag der Einkünfte" (GdE). Damit soll die die objektive Vermögensmehrung widerspiegelnde Einkünfteebene getrennt werden von der die Merkmale der subjektiven Leistungsfähigkeit berücksichtigenden Ebene des Einkommens (Trennungsfunktion).
Rn. 195
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Nicht in § 2 Abs 3 EStG, wohl aber in R 2 EStR 2012 aufgeführt sind noch zwei Positionen, die jedoch hinzuzurechnen sind, um zum Gesamtbetrag der Einkünfte zu gelangen:
(1) |
Der Hinzurechnungsbetrag nach § 52 Abs 2 S 3 EStG. Die Vorschrift bestimmt, dass § 2a Abs 3 S 3, 5 u 6 EStG idF v 29.04.1997 ab VZ 1999 weiter anzuwenden ist, soweit sich ein positiver Betrag iSd § 2a Abs 3 S 3 EStG idF v 29.04.1997 ergibt oder soweit eine in einem ausländischen Staat belegene Betriebsstätte iSd § 2a Abs 4 EStG idF § 52 Abs 3 S 4 EStG idF v 30.07.2014 geltenden Fassung in eine KapGes umgewandelt, übertragen oder aufgegeben wird. Ausführlich dazu s § 2a Rn 200ff (Dreyer). |
(2) |
Der Hinzurechnungsbetrag nach § 8 Abs 5 S 2 AIG. Die Vorschrift bestimmt, dass § 2 Abs 1 S 3, 4 u Abs 2 AIG ab VZ 2000 weiter anzuwenden ist. § 2 Abs 1 S 3 AIG sieht vor, unter den Voraussetzungen des S 1 einen Verlustabzug bei Auslandsverlusten aus einem DBA-Betriebsstättenstaat in den Folge-VZ wieder hinzuzurechnen. § 2 Abs 1 S 4 AIG sieht dazu eine Ausnahme vor, § 2 Abs 2 AIG ordnet die entsprechende Anwendung des § 2 Abs 1 S 3 AIG unter den dortigen Voraussetzungen bei Umwandlung einer ausländischen Betriebsstätte in eine KapGes an. |
B. Der Altersentlastungsbetrag (§ 24a EStG)
Rn. 196
Stand: EL 159 – ET: 08/2022
Der Altersentlastungsbetrag sollte ursprünglich die unterschiedliche steuerliche Belastung von Alterseinkünften ausgleichen: Sozialversicherungsrenten (Leibrenten) wurden nur mit dem Ertragsanteil besteuert (§ 22 Nr 1 EStG), Beamtenpensionen blieben lediglich iHv 40 % oder maximal EUR 3 072 (§ 19 Abs 2 S 1 EStG aF) steuerfrei (Rechtslage bis einschließlich VZ 2004, s § 24a Rn 1 (Schneider)).
Rn. 197
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Die aufgrund BVerfG BStBl II 2002, 618 gebotene Gleichbehandlung von Sozialversicherungsrenten und Beamtenpensionen sollte das AltEinkG (v 05.07.2004, BGBl I 2004, 1427) mit der sog nachgelagerten Besteuerung Rechnung tragen. Der Altersentlastungsbetrag hat daher nur noch in der Übergangsphase bis 2040 seine Bedeutung (s § 24a S 5 EStG). Die aufgrund des AlterseinkünfteG ab 01.01.2005 geleisteten Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung sindseitdem nur noch beschränkt als Sonderausgaben abziehbar, was nach Ansicht des BFH (X R 34/07, BStBl II 2010, 414) keinen verfassungsrechtlichen Bedenken begegnete. Die Besteuerung der Altersrenten durch das AltEinkG wurde vom BVerfG bestätigt (zB BVerfG 2 BvR 1066/10, HFR 2016, 72).
Rn. 198
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Beschränkt StPfl können den Altersentlastungsbetrag ab VZ 2009 ebenfalls geltend machen (Umkehrschluss aus § 50 Abs 1 S 3 EStG idF Art 1 Nr 30a, Nr 37, JStG 2008 v 20.12.2007, BGBl I 2007, 3150 grds ab VZ 2008; glA R 39b.4 Abs 1 LStR 2015; s § 24a Rn 5 (Schneider)).
C. Der Entlastungsbetrag für Alleinerziehende (§ 24b EStG)
Rn. 198a
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Mit Wirkung ab VZ 2004 haben Art 9 Nr 21, Art 29 Abs 1 HBeglG v 29.12.2003, BGBl I 2003, 3076 wegen der Aufhebung des Haushaltsfreibetrages (Art 23c HBeglG aaO; § 32 Abs 7 EStG aF) einen sog Entlastungsbetrag für Alleinerziehende eingeführt (geändert durch Art 3 Nr 3, Art 6 Abs 2 des Gesetzes zur Änderung der AO und anderer Gesetze v 21.07.2004, BGBl I 2004, 1753 rückwirkend ab 01.01.2004, weitere Änderungen durch Art 1 Nr 1 des Gesetzes zur Anhebung des Grundfreibetrags, des Kinderfreibetrags, des Kindergeldes und des Kinderzuschlags v 16.07.2015, BGBl I 2015, 1202 ab VZ 2015). Die Abschaffung geht auf die En...