Schrifttum:
Sommer/Sommer, § 2 Abs 5a EStG: Unzureichende Korrektur für außersteuerliche Zwecke, DStR 2008, 1626;
Paintner, Das StVereinfG 2011 im Überblick, DStR 2011, 1877.
A. Entstehungsgeschichte der Vorschrift
Rn. 348
Stand: EL 159 – ET: 08/2022
§ 2 Abs 5a EStG wurde eingefügt durch StSenkG v 23.10.2000 (BGBl I 2000, 1433) und zwar mit Wirkung ab VZ 2001. Durch Gesetz zur Regelung der Bemessungsgrundlage für Zuschlagsteuern v 21.12.2000 (BGBl I 2000, 1978) wurde die Vorschrift geändert und der Begriff "Einnahmen" durch "Beträge" ersetzt.
Rn. 348a
Stand: EL 159 – ET: 08/2022
Art 1 Nr 2b, Nr 40 UntStRefG 2008 v 14.08.2007 (BGBl I 2007, 1912) fügte in § 2 Abs 5a EStG ab VZ 2009 (§ 52a Abs 2 EStG) noch die Worte "nach § 32d Abs 1 EStG und § 43 Abs 5 EStG zu besteuernden Beträge" ein; dies hängt mit der grds Einführung einer AbgSt für KapErtr zusammen (§ 32d Abs 1, § 43 Abs 5 EStG).
Rn. 348b
Stand: EL 159 – ET: 08/2022
Art 1 Nr 2a, 18 Abs 1 StVereinfG 2011 v 01.11.2011 (BGBl I 2011,2131) fügte in § 2 Abs 5a EStG ab VZ 2012 einen S 2 hinzu. Grund dafür war die künftige Berücksichtigung von Kinderbetreuungskosten nur noch einheitlich als Sonderausgaben (§ 10 Abs 1 Nr 5 EStG; s Rn 310, 314; dabei wollte man Auswirkungen auf außersteuerliche Rechtsnormen vermeiden (BT-Drucks 17/5125, 34).
B. Überblick über die Regelung
Rn. 348c
Stand: EL 159 – ET: 08/2022
§ 2 Abs 5a EStG hat keine steuerliche Bedeutung, sondern außersteuerliche.
Rn. 348d
Stand: EL 159 – ET: 08/2022
Inhaltlicher Vergleich der S 1 und 2 des § 2 Abs 5a EStG:
Tatbestand |
Rechtsfolge |
S 1: Knüpfen außersteuerliche Rechtsnormen an die in den vorstehenden Abs (= Abs 1–5) definierten Begriffe an (Einkünfte, Summe der Einkünfte, Gesamtbetrag der Einkünfte, Einkommen, zvE, s Rn 348f Spiegelstrich 1–5) |
S 2: Knüpfen außersteuerliche Rechtsnormen an die in den Abs 1–3 genannten Begriffe an (Einkünfte, Summe der Einkünfte, Gesamtbetrag der Einkünfte, s Rn 348f Spiegelstrich 1–3) |
S 1: erhöhen sich für deren Zwecke diese Größen um die in s Rn 348h Spiegelstrich 1–3 genannten Beträge |
S 2: mindern sich für deren Zwecke diese Größen um die nach § 10 Abs 1 Nr 5 EStG abziehbaren Kinderbetreuungskosten |
Rn. 348e
Stand: EL 159 – ET: 08/2022
S 1 des § 2 Abs 5a EStG führt also dazu, dass die dort genannten Begriffe sich um bestimmte Beträge erhöhen, während S 2 zu einer Minderung der dort genannten Begriffe führt. Die Auswirkungen sind ebenfalls unterschiedlich:
- bei S 1 betrifft die Erhöhung die Begriffe Einkünfte, Summe der Einkünfte, Gesamtbetrag der Einkünfte, Einkommen und zvE
- bei S 2 betrifft die Minderung nur die Begriffe Einkünfte, Summe der Einkünfte und Gesamtbetrag der Einkünfte.
C. § 2 Abs 5a S 1 EStG
Rn. 348f
Stand: EL 159 – ET: 08/2022
Soweit es außersteuerliche Rechtsnormen betrifft, werden bei folgenden Begriffen bestimmte Beträge hinzuaddiert:
- Einkünfte,
- Summe der Einkünfte,
- Gesamtbetrag der Einkünfte,
- Einkommen,
- zvE.
Rn. 348g
Stand: EL 159 – ET: 08/2022
"Außersteuerliche" Rechtsnormen sind insbesondere solche des Sozialrechts, die an einkommensteuerliche Begriffe anknüpfen (Lindberg in Frotscher/Geurts, § 2 EStG Rz 66, Stand 13.03.2019).
Beispiele:
- § 14 WoGG nimmt für das Jahreseinkommen eines zu berücksichtigenden Haushaltsmitglieds grds auf die Summe der positiven Einkünfte nach § 2 Abs 1, 2 EStG Bezug.
- § 1 Abs 8 S 1 BEEG lässt den Anspruch auf Elterngeld entfallen, wenn die berechtigte Person im letzten abgeschlossenen VZ vor Geburt des Kindes ein zvE von mehr als TEUR 250 erzielt hat.
Rn. 348h
Stand: EL 159 – ET: 08/2022
Die Beträge, die hinzuaddiert werden sind:
- die nach §§ 32d Abs 1, 43 Abs 5 EStG zu besteuernden Beträge (= die der AbgSt unterliegenden Beträge), da für außersteuerliche Zwecke allein die Höhe der Einkünfte maßgeblich ist und nicht die Tatsache, dass ein Teil der Einkünfte einem besonderen Steuersatz unterworfen ist,
- die nach § 3 Nr 40 EStG steuerfreien Beträge (betreffend Halbeinkünfte-/Teileinkünfteverfahren),
- die nach § 3c Abs 2 EStG nicht abziehbaren Beträge (hängen ebenfalls mit dem Halbeinkünfte-/Teileinkünfteverfahren zusammen).
Kritisch zur Regelung insgesamt Sommer/Sommer, DStR 2008, 1626.
D. § 2 Abs 5a S 2 EStG
Rn. 348i
Stand: EL 159 – ET: 08/2022
Zur Entstehungsgeschichte und dem Anwendungszeitraum s Rn 348b.
Rn. 349
Stand: EL 159 – ET: 08/2022
Kinderbetreuungskosten werden ab VZ 2012 nur noch einheitlich als Sonderausgaben in § 10 Abs 1 Nr 5 EStG in den dortigen Grenzen zum Abzug zugelassen und nicht mehr nach § 9c EStG (Art 1 Nr 7, 8a, Art 18 Abs 1 StVereinfG 2011 v 01.11.2011, BGBl I 2011, 2131), s Rn 310, 314. Durch die Kürzung in § 2 Abs 5a S 2 EStG bleibt es ohne Auswirkung, dass Kinderbetreuungskosten als Sonderausgaben und nicht mehr als BA/WK behandelt werden (BT-Drucks 17/5125, 34; Paintner, DStR 2011, 1877).