a) Wertpapierpensionsgeschäft, Wertpapierdarlehen, Wertpapierleihe
Schrifttum:
Kottke, Wertpapierpensionsgeschäfte unter nahen Angehörigen zur Verlagerung von Einkunftsquellen?, DB 1984, 159;
Häuselmann/Wiesenbart, Die Bilanzierung und Besteuerung von Wertpapier-Leihgeschäften, DB 1990, 2129;
Oho/Hülst, Steuerrechtliche Aspekte der Wertpapierleihe und des Repo-Geschäfts, DB 1992, 2582;
Häuselmann, Wertpapier-Darlehen in der StB, DB 2000, 495;
Häuselmann, Repo-Geschäfte in der StB, BB 2000, 1287;
Harenberg, Gestaltungen im Zusammenhang mit Kapitaleinkünften, GStB 2000, 410;
Rau, Wirtschaftliches Eigentum und Gewinnrealisierung bei echten Pensions- bzw Repogeschäften, BB 2000, 2338;
Schmidt/Stoll, Steuerliche Behandlung des echten Wertpapierpensionsgeschäfts nach dem Dividendenstripping-Urteil des BFH, DStR 2001, 2137;
Mühlhäuser/Stoll, Besteuerung von Wertpapierdarlehens- und Wertpapierpensionsgeschäften, DStR 2002, 1597;
Sieger/Hasselbach, Zur zivilrechtlichen Einordnung des Wertpapierdarlehens sowie zur Zurechnung von Wertpapieren im Aktien-, Wertpapierhandels- und Übernahmerecht, WM 2004, 1370;
Haase, Grundzüge von Wertpapierpensionsgeschäften, Wertpapierdarlehen und Wertpapierleihen im ESt-Recht, INF 2006, 457;
Häuselmann, Die kapitalertragsteuerliche Erfassung von Wertpapierleih- und Wertpapierpensionsgeschäften, FR 2010, 200.
Verwaltungsanweisungen:
BMF v 28.06.1984, BStBl I 1984, 394 (Wertpapierpensionsgeschäfte);
BMF v 03.04.1990, IV B 2-S 2134–2/90, FMNR167000090, DB 1990, 865 (Ertragsteuerliche Fragen bei Wertpapierdarlehensgeschäften (sogenannte Wertpapierleihe));
OFD Koblenz v 26.11.1992, DStR 1993, 165;
OFD Frankfurt v 15.03.1995, EStK § 2 EStG 7 (Ertragsteuerliche Fragen bei Wertpapierdarlehensgeschäften);
OFD Frankfurt v 25.06.1996, DB 1996, 1702;
BMF v 11.11.2016, BStBl I 2016, 1324 (Wirtschaftliche Zurechnung bei Wertpapiergeschäften);
BMF v 17.07.2017, BStBl I 2017, 986 (Steuerliche Behandlung von "Cum/Cum-Transaktionen").
aa) Wertpapierpensionsgeschäft
Rn. 65
Stand: EL 162 – ET: 12/2022
Für die Einkunftserzielung kommt es nicht darauf an, ob der Rechtsnachfolger im Kapitalüberlassungsverhältnis die Stellung des Kapitalüberlassers endgültig oder nur für eine begrenzte Zeit einnimmt, weil er zur Rückübereignung der Kapitalrückgabeforderung verpflichtet ist. So hat der GrS des BFH v 29.11.1982, 1/81, BStBl II 1983, 272 entschieden, dass der Pensionsnehmer bei einem sogenannten Wertpapierpensionsgeschäft den Tatbestand der zeitweisen Überlassung von Kapital zur Nutzung erfüllt.
Rn. 66
Stand: EL 162 – ET: 12/2022
Von Pensionsgeschäften (§ 340b HGB) spricht man allgemein, wenn ein Pensionsgeber ihm gehörende Vermögensgegenstände (WG) – meist Wertpapiere – auf Zeit gegen Entgelt auf einen anderen (Pensionsnehmer) bürgerlich-rechtlich überträgt.
- Echte Pensionsgeschäfte liegen vor, wenn der Pensionsnehmer die WG zu einem vorbestimmten oder vom Pensionsgeber zu bestimmenden Zeitpunkt gegen Entrichtung des empfangenen oder eines im Voraus vereinbarten Betrages auf den Pensionsgeber zurückzuübertragen verpflichtet ist.
- Bei unechten Pensionsgeschäften ist dagegen der Pensionsnehmer zur Rückübertragung berechtigt, aber nicht verpflichtet.
Rn. 67
Stand: EL 162 – ET: 12/2022
Zur steuerlichen Zuordnung der Erträge beim echten Pensionsgeschäft zum Pensionsgeber oder zum Pensionsnehmer gibt es weiterhin keine einheitliche Meinung.
aaa) Erträge beim Pensionsnehmer
Rn. 68
Stand: EL 162 – ET: 12/2022
Nach Auffassung der FinVerw, im Anschluss an die Rspr des GrS des BFH v 29.11.1982, 1/81, BStBl II 1983, 272, handelt es sich bei Wertpapierpensionsgeschäften zivilrechtlich um den zeitweisen Verkauf von Wertpapieren. Für die Dauer des Pensionsgeschäftes wird der Pensionsnehmer temporär zivilrechtlicher Inhaber der Kapitalrückgabeforderung. Als solcher kann er die Wertpapiere verkaufen und den Erlös anderweitig anlegen.
Ob der Pensionsnehmer wegen dieser Dispositionsmöglichkeiten auch als wirtschaftlicher Inhaber der Wertpapiere anzusehen ist, konnte der BFH offenlassen; denn für die Frage der Einkünftezurechnung kommt es nicht darauf an, wem die Wertpapiere steuerlich zuzurechnen sind (echte Pensionsgeschäfte: GrS des BFH v 29.11.1982, 1/81, BStBl II 1983, 272; BMF v 28.06.1884, BStBl I 1984, 394; auch OFD Koblenz DStR 1993, 165; unechte Pensionsgeschäfte: BMF v 10.10.1969, BStBl I 1969, 652).
Als bürgerlich-rechtlicher Inhaber der in Pension genommenen Wertpapiere beim echten und unechten Pensionsgeschäft gebühren dem Pensionsnehmer die Wertpapiererträge (§ 739 BGB) für die Dauer seiner Berechtigung originär. Somit werden dem Pensionsnehmer als Nachfolger im Rechtsverhältnis, das der Überlassung des Kapitals zur Nutzung zu Grunde liegt, die Einkünfte zugerechnet. Denn er tritt in die Rechte und Pflichten des Rechtsvorgängers ein und damit auch in die Pflicht, Kapital zur Nutzung zu belassen. Er ist es daher, der nunmehr Kapital zur Nutzung für die Dauer seiner Berechtigung – Pensionsdauer – (§ 101 Nr 2 BGB) überlässt. Folglich gehören die während der Pensionsdauer entstandenen Zinsansprüche zum Vermögen des Pensionsnehmers. Ihm sind diese Erträge wirtschaftlich zuzurechnen. Der Pe...