Dr. Peter Handzik, Edgar Stickan
eca) Die Verpflichtung muss auf gesetzlicher Grundlage beruhen
Rn. 2121
Stand: EL 170 – ET: 01/2024
Nur soweit (überschießende Beträge sind stpfl Arbeitslohn) der ArbG zur Zukunftssicherungsleistung (materiell-)gesetzlich verpflichtet ist, kann diese nach § 3 Nr 62 S 1 EStG steuerfrei sein (BFH in st Rspr, zB BFH BStBl II 2008, 394; 2010, 194; BFH/NV 2010, 1445; Ross in Frotscher/Geurts, § 3 Nr 62 EStG Rz 3). Eine solche Pflicht des ArbG kann dabei beruhen (BFH VI R 16/06, BStBl II 2008, 394) auf:
Rn. 2121a
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Beispiele:
- der beamtenrechtliche Anspruch auf Erstattung der Krankenversicherungsbeiträge nach § 5 Abs 2 ErziehungsurlaubsVO (ErzUrlV idF vom 17.07.2001, BGBl I 2001, 1669),
- zwischenstaatliche Vereinbarung (hier: zwischen der Deutschen Bundesagentur für Arbeit und dem nationalen Amt Polens), die ihrerseits auf einer gesetzlichen Ermächtigung (hier: § 4 Abs 1 AnwerbestoppausnahmeVO) beruht, wenn danach der ArbG zu den Krankenversicherungsbeiträgen verpflichtet ist (BFH BStBl II 2011, 767).
Rn. 2121b
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Zur Verpflichtung des ArbG aufgrund ausländischer Gesetze s Rn 2123–2124d.
Rn. 2121c
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Der BFH lehnt eine analoge Anwendung der Vorschrift ganz allgemein auf Zukunftssicherungsleistungen des ArbG unabhängig von den Tatbestandsvoraussetzungen des § 3 Nr 62 EStG ab (BFH BStBl II 2010, 194)
ecb) Anderweitige als gesetzliche Verpflichtungen reichen nicht aus
Rn. 2121d
Stand: EL 170 – ET: 01/2024
Leistungen aufgrund freiwillig begründeter Rechtspflicht reichen daher nicht aus (BFH in st Rspr, zB BFH BStBl II 2004,1014; 2008, 394; 2008, 894; 2008, 994; 2009, 857; 2011, 767; FG SchlH DStRE 2010, 907 rkr; Ross in Frotscher/Geurts, § 3 Nr 62 EStG Rz 3). Dh nicht begünstigt sind
- vertragliche (BFH BFH/NV 2010, 1445; auch nicht: tarifvertragliche, BFH BStBl II 2010,194 mit Anm Bergkemper, DB 2009, 1797; FG SchlH DStRE 2010, 907 rkr; R 3.62 Abs 1 S 4 LStR 2023; s Rn 2143, wohl aber, wenn der Tarifvertrag für allgemeinverbindlich nach § 5 TVG erklärt wurde, da es sich dann um ein materielles Gesetz handelt, BFH VI R 16/06, BStBl II 2008, 394; 2009, 857; Ross in Frotscher/Geurts, § 3 Nr 62 EStG Rz 3; s Rn 2121) also Grundlagen, die zur Zukunftssicherung verpflichten (BFH BStBl II 2004, 1014; 2009, 857). Nicht begünstigt sind daher Umlagezahlungen des ArbG an die VBL, da auf tarifvertraglicher Grundlage erbracht (BFH BStBl II 2010, 194 mit Anm Bergkemper, DB 2009, 1797, H 3.62 LStH 2023), auch nicht aufgrund privaten Versicherungsvertrages geleistete überobligatorische Beiträge des ArbG an eine schweizerische Pensionskasse (BFH BStBl II 2016, 650; FG BdW vom 14.10.2021, 3 K 984/20, DStRE 2022, 1093 rkr, dazu s Rn 2124d (7) Schweiz);
- freiwillige Zukunftssicherungsleistungen des ArbG (zB die von einer katholischen Gemeinde entsprechend § 14 BremBVO gezahlten Zuschüsse zur freiwilligen Krankenversicherung ihrer Beamten, FG Bre EFG 1985, 277);
- Leistungen des ArbG in eine Unterstützungskasse (s Rn 2143 "Unterstützungskasse").
Rn. 2121e
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ZB ist auch § 7 Abs 2 AuslG (das AuslG trat ab 01.01.2005 außer Kraft aufgrund Art 15 Abs 3 Nr 1 des Gesetzes vom 30.07.2004, BGBl I 2004, 1950, 2010), der lediglich die Voraussetzungen regelt, unter denen eine Aufenthaltserlaubnis zu versagen ist und nur an den die Aufenthaltserlaubnis beantragenden ArbN, aber nicht an den ArbG gerichtet ist, keine solche gesetzliche Verpflichtung. Übernimmt daher der ArbG für polnische Saisonarbeitskräfte in der Landwirtschaft die Kosten einer privaten Krankenversicherung, wendet er diesen stpfl Arbeitslohn zu, auch wenn der Abschluss einer solchen Versicherung Voraussetzung für die Aufenthaltserlaubnis und damit für das Arbeiten können im Inland ist (BFH BFH/NV 2007, 2099).
Muss ein in der Schweiz beschäftigter Grenzgänger seine Krankenkassenbeiträge selbst tragen (dh, der ArbG ist nicht dazu von Gesetz wegen oder aufgrund Gesetz verpflichtet), ist sein Arbeitslohn nicht nach § 3 Nr 62 EStG hälftig iHd Krankenkassenbeiträge steuerfrei (BFH VI R 13/05, BFH/NV 2008, 794). Zur Schweiz auch s Rn 2124d.
ecc) Die Person desjenigen, der zur Zukunftssicherungsleistung verpflichtet ist
Rn. 2122
Stand: EL 170 – ET: 01/2024
Der ArbG muss selbst zur Zukunftssicherungsleistung gesetzlich verpflichtet sein. Daraus folgt:
- Ist der ArbN dazu verpflichtet, greift § 3 Nr 62 S 1 EStG nicht ein, ggf aber S 2, 3 (ab VZ 2018) bzw 2–4 (bis einschließlich VZ 2017) (BFH BStBl II 2004, 1014).
- Übernimmt der ArbG den ArbN-Anteil, ist dies idR (Ausnahme s Rn 2142) stpfl und nicht nach § 3 Nr 62 EStG steuerfrei (FG Mchn EFG 1990, 621 rkr).
- Gleiches gilt (= stpfl), wenn der ArbG aufgrund einer Prüfung der Sozialversicherung ArbN-Anteile nachzahlen muss und diese wegen § 28g S 3, 4 SGB IV nicht auf die ArbN abwä...