Dr. Peter Handzik, Edgar Stickan
fa) Zahlung aus einer Bundes- oder Landeskasse
Rn. 431
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
§ 3 Nr 12 S 1 EStG betrifft nur Zahlungen aus einer Bundes- oder Landeskasse; handelt es sich um eine andere öffentliche Kasse, ist zu prüfen, ob "andere Bezüge" iSd § 3 Nr 12 S 2 EStG vorliegen.
Rn. 431a
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
Keine Zahlungen aus einer Bundes- oder Landeskasse sind daher zB solche
Rn. 432
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
Aus dem Wort "gezahlte" folgt, dass es sich nur um Geld- und nicht auch um Sachleistungen handeln kann (glA Ross in Frotscher/Geurts, § 3 Nr 12 EStG Rz 2).
fb) Ausweis im Haushaltsplan als Aufwandsentschädigung
fba) Rechtslage bis einschließlich VZ 2013 (= § 3 Nr 12 S 1 EStG aF)
Rn. 433
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
Im Haushaltsplan (s dazu §§ 2ff HaushaltsgrundsätzeG – HGrG – vom 19.08.1969, BGBl I 1969, 1273) musste der gezahlte Bezug als Aufwandsentschädigung ausgewiesen sein. Der bloße Ausweis eines Ausgabetitels im Haushaltsplan genügte daher nicht (BFH BStBl II 1973, 819; FG Bln DStRE 2002, 1168 rkr).
Rn. 433a
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
Die Formulierung am Ende des S 1 "und als Aufwandsentschädigung im Haushaltsplan ausgewiesen werden" brachte aber nicht klar hervor, worauf sich diese Ausweispflicht bezog:
Lesart 1: auf alle 6 Festsetzungs-Varianten, dh |
Lesart 2: nur auf die letzte oder beide letzte Festsetzungs-Varianten |
- Fall 1: Festsetzung in einem BundesG
- Fall 2: Festsetzung in einem LandesG
- Fall 3: Festsetzung aufgrund bundesgesetzlicher Ermächtigung
- Fall 4: Festsetzung aufgrund landesgesetzlicher Ermächtigung
- Fall 5: Festsetzung durch die Bundesregierung
- Fall 6: Festsetzung durch die Landesregierung
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- Fall 5: Festsetzung durch die Bundesregierung
- Fall 6: Festsetzung durch die Landesregierung
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BFH BStBl II 2013,799 vertrat Lesart 2, dh, nach seiner Auffassung wäre bei den Fällen 1–4 ein Haushaltsplan-Ausweis als Aufwandsentschädigung nicht nötig unter Hinweis auf den Zweck des Haushaltsplans und die Entstehungsgeschichte der Vorschrift.
fbb) Rechtslage ab VZ 2014 (= 3 Nr 12 S 1 EStG nF)
Rn. 433b
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
Durch die Änderung des § 3 Nr 12 S 1 EStG ab VZ 2014 (s Rn 412b) konterkarierte der Gesetzgeber diese BFH-Entscheidung. Durch die Umformulierung der Vorschrift dahingehend, dass zunächst wie bisher die 6 Festsetzungs-Varianten genannt werden, dann aber durch die Formulierung "zum anderen jeweils auch als Aufwandsentschädigung im Haushaltsplan ausgewiesen werden" ist nunmehr klargestellt, dass alle 6 Festsetzungs-Varianten nur dann steuerfrei sind, wenn der Ausweis im Haushaltsplan als Aufwandsentschädigung ausgewiesen ist. Der Ausweis im Haushaltsplan entscheidet somit in allen Fällen auch über die Steuerfreiheit der Aufwandsentschädigung (s BT-Drucks 18/1995, 104).
fc) Bezüge bzw Bezügeempfänger iSd § 3 Nr 12 S 1 EStG
Rn. 434
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
Von § 3 Nr 12 S 1 EStG erfasste Bezüge bzw Empfänger solcher Bezüge (s Ross in Frotscher/Geurts, § 3 Nr 12 EStG Rz 8):
- Bundespräsident, Bundeskanzler, Bundesminister (vgl § 12 Abs 3, 5 BminG vom 27.07.1971, BGBl I 1971, 1166), Landesminister, Bundesratsmitglieder (zB deren Aufwandsentschädigung iHv EUR 60 täglich, s OFD Han vom 06.08.2007, DB 2007, 2400);
- Präsident des BVerfG, der obersten Bundesgerichte (Art 95 GG) und sonstiger Obergerichte;
- Leiter der oberen Bundes- und Landesbehörden;
- Mitglieder der Bezirksverordnetenversammlungen, der Bürgerdeputierten und sonstiger ehrenamtlich tätiger Personen im Land Berlin, die Aufwandsentschädigungen nach dem Gesetz vom 29.11.1978 (GVBl 1978, 2214, geändert ua durch Gesetz vom 17.12.1986, GVBl 1986, 2042) erhalten (OFD Bln vom 17.06.1997, FR 1997, 693, ersetzt durch Senatsverwaltung für Finanzen Berlin vom 27.01.2017, S 2337–1/2011, FMNR11c150017).
Rn. 434a
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
Aufwandsentschädigungen an vom Dienst freigestellte Personalvertretungsmitglieder im Bundesdienst sind nach § 3 Nr 12 S 1 oder 2 EStG steuerfrei (BMF vom 19.03.1981, FR 1981, 196).
Rn. 435
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
Nicht von § 3 Nr 12 S 1 EStG erfasste Bezüge bzw Empfänger solcher Bezüge:
- Abgeordneten-Bezüge (vgl § 22 Nr 4 EStG); Vergütungen, die Abgeordnete einer Landtagsfraktion aus der Fraktionskasse für die Übernahme besonderer Funktionen erhalten (FG Berlin vom 27.05.2002, 8 K 8658/99, DStRE 2002, 1168 rkr); wohl aber (dh steuerfrei) die Abgeordneten-Aufwandsentschädigungen (§ 12 AbgG vom 21.02.1996, BGBl I 1996, 326, verfassungsgemäß, s BVerfG BStBl II 1979, 92; BFH BFH/NV 2010, 1983), zB Sitzungsgelder (FG Ha EFG 1989, 10 rkr). Zu Wahlkampfkosten von Abgeordneten: Stübe, FR 1994, 385; zu WK von Abgeordneten ab VZ 1995 FM Nds vom 04.05.1994, FR 1994, 549.
- Empfänger von Ministerial- und oberstgerichtlichen Zulagen (vgl BFH BStBl III 1965, 144; BStBl II 1968, 437).
- Die Zahlung nach § 18 JVEG (Entschädigung für Verdienstausfall (BFH vom 31.01.2017, IX R 10/16, BStBl II 2018, 571: stpfl Einnahme, weder steuerfrei nach § 3 Nr 12 S 1 oder 2 EStG noch nach § 3 Nr 26, 26a EStG).
- Aufwandsentschädigungen, die eine bundesunmittelbare Körperschaft des öffentlichen Rechts...