Dr. Peter Handzik, Edgar Stickan
gfa) Begriff und Höhe der Aufwandsentschädigung
Rn. 450
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
(1) Es muss sich um BA oder WK handeln
Bei dem Begriff "Aufwand" muss (verfassungskonforme Auslegung des § 3 Nr 12 S 2 EStG, s BFH BStBl II 1993, 50; 2007, 308) es sich um (steuerlich abziehbare, s Rn 450a) BA oder WK handeln (BFH BStBl II 1973, 401; 1976, 419; 1983, 75; 1993, 50; 1995, 17; 2007, 308; BFH vom 15.11.2007, VI R 91/04, BFH/NV 2008, 767; BFH BFH/NV 1994, 302; 1994, 371; 2017, 680; BFH vom 31.01.2017, IX R 10/16, BStBl II 2018, 571; FG D'dorf EFG 1996, 92 rkr; FG Nds EFG 1997, 941 rkr; FG BBg vom 22.06.2011, 12 K 12 068/11, DStRE 2012, 1297 rkr; H 3.12 EStH 2021 iVm R 3.12 Abs 2 S 1 LStR 2023; Carl, FR 1991, 125, 126; s Ross in Frotscher/Geurts, § 3 Nr 12 EStG Rz 24).
Rn. 450a
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Daraus folgt:
- Die private Nutzungsmöglichkeit eines Tablet-PC an kommunale Mandatsträger ist keine Aufwandsentschädigung nach § 3 Nr 12 S 2 EStG, sondern bei diesen stpfl BE (FinMin MV vom 08.04.2014, DStR 2014, 1391).
- Die Stellenzulage für Polizeivollzugsbeamte nach Nr 9 der Vorbemerkungen zu den Bundesbesoldungsordnungen (BbesO) A und B ist vollumfänglich stpfl Arbeitslohn und nicht (zT) steuerfreie Aufwandsentschädigung, da es sich nicht um WK-Ersatz handelt (BFH BFH/NV 1994, 312).
Rn. 450b
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(2) Diese BA/WK müssen auch steuerlich abzugsfähig sein
Ferner müssen diese Aufwendungen auch steuerlich als BA oder WK abzugsfähig sein (BFH BStBl II 2007, 308 mwN; BFH vom 31.01.2017, IX R 10/16, BSBl II 2018,571; FG BBg vom 22.06.2011, 12 K 12 068/11, DStRE 2012, 1297 rkr; s Ross in Frotscher/Geurts, § 3 Nr 12 EStG Rz 25), dh, was zB iRd § 4 Abs 5 EStG nicht abzugsfähig ist (zB häusliches Arbeitszimmer unter den dortigen Voraussetzungen), kann auch nicht als Aufwand steuerfrei ersetzt werden (BFH BStBl II 2007, 308 mit Anm Bergkemper, FR 2007, 500).
Rn. 450c
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(3) Daher keine Abgeltung privater Lebensführungskosten (iSd § 12 Nr 1 S 2 EStG)
Es dürfen auch keine privaten Lebensführungskosten iSd § 12 Nr 1 S 2 EStG abgegolten werden (glA Ross in Frotscher/Geurts, § 3 Nr 12 EStG Rz 24) wie zB Bewirtungskosten bei einem hohen Beamten anlässlich eines besonderen persönlichen Ereignisses (BFH BStBl II 1993, 403) oder wie Getränke, Bewirtungen, Geschenke bei einem Personalratsvorsitzenden (BFH vom 15.11.2007, BFH/NV 2008, 767). Davon geht auch BVerfG vom 28.06.1993, 1 BvR 390/89, BB 1993, 2068 aus. Der Begriff des "Aufwands" in § 3 Nr 12 EStG deckt sich daher nicht mit dem haushaltsrechtlichen Begriff des "Dienstaufwands" (BFH BStBl II 1993, 50; BFH/NV 2008, 767). Eine berufliche Mitveranlassung reicht daher nicht aus (§ 12 Nr 1 S 2 EStG; BFH BFH/NV 2008, 767).
Rn. 451
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(4) Kein offenbares Übersteigen des Aufwands
Soweit festgestellt wird, dass die Aufwandsentschädigung den Aufwand, der dem Empfänger erwächst, offenbar (vgl mit § 125 Abs 1 AO "offenkundig") übersteigt, ist sie stpfl. Ggf ist die Aufwandsentschädigung in einen steuerfreien und in einen stpfl Teil zu zerlegen. WK, die im Zusammenhang mit einer Abordnung für eine Tätigkeit in den neuen Bundesländern entstehen, sind nicht abzugsfähig, wenn eine dafür gezahlte steuerfreie Aufwandsentschädigung diese übersteigt (FG Nbg EFG 1994, 747 rkr).
Rn. 452
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Ist der Aufwand höher als die Aufwandsentschädigung (= umgekehrter Fall zu oben, s Rn 451), darf der StPfl nur den überschießenden Teil als WK/BA abziehen (BFH BStBl II 1986, 401; 1988, 635; 1996, 431; H 3.12 EStH 2021 iVm R 3.12 Abs 4 S 1 Hs 2 LStR 2023). Diese Aussage bezieht sich auf den Fall, dass die Aufwandsentschädigung die gesamten beruflichen/betrieblichen Aufwendungen ersetzen will (vgl BFH BStBl II 1990, 119). S Rn 470ff.
Rn. 453
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Falls neben Aufwendungen, die die Aufwandsentschädigung ersetzt, andere beruflich (ebenso: betrieblich) veranlasste Aufwendungen entstehen, so ist zu unterscheiden:
(1) |
Entstehen einer hauptamtlich tätigen Person neben den Aufwendungen, die durch die Aufwandsentschädigung ersetzt werden sollen, andere beruflich veranlasste Aufwendungen, sind diese unabhängig von der Aufwandsentschädigung als WK abziehbar (BFH BStBl II 1990, 121; 1990, 123; H 3.12 EStH 2021 iVm R 3.12 Abs 4 S 2 Hs 1 LStR 2023). Für den Nachweis dieser anderen Aufwendungen s Rn 451 entsprechend (H 3.12 EStH 2021 iVm R 3.12 Abs 4 S 2 Hs 2 LStR 2023). |
(2) |
Bei ehrenamtlich tätigen Personen sind nach H 3.12 EStH 2021 iVm R 3.12 Abs 4 S 3 LStR 2023 alle durch die Tätigkeit veranlassten Aufwendungen als durch die steuerfreie Aufwandsentschädigung ersetzt anzusehen; daher kann der StPfl nur den die Aufwandsentschädigung überschießenden Aufwandsteil als BA/WK abziehen (s Rn 452). |
Rn. 454
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
vorläufig frei
gfb) Das Prüfungsrecht des FA
Rn. 455
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(1) Allgemeines, Umfang des Prüfungsrechts des FA
Ob die Aufwandsentschädigung tatsächlich zur Aufwandsbestreitung erforderlich ist, darf und muss (§ 85 AO) das FA nachprüfen (anders bei § 3 Nr 12 S 1 ESt...