1. Zuständigkeit für den Kinderleistungsausgleich
Rn. 121
Stand: EL 174 – ET: 08/2024
Der Kinderleistungsausgleich nach Maßgabe der §§ 31, 62–78 EStG wird durch die Bundes-FinVerw, vertreten durch das Bundeszentralamt für Steuern (BZSt), durchgeführt. Dieses bedient sich dazu im Wege der Organleihe (vgl BSG, SozR 3–1500 § 51 Nr 21) der Bundesagentur für Arbeit sowie der nachgeordneten Agenturen für Arbeit.
Rn. 122
Stand: EL 174 – ET: 08/2024
Die vormaligen bei den Arbeitsämtern bestehenden Kindergeldkassen wurden – ebenso wie die bei den öffentlichen ArbG eingerichteten Kindergeldstellen – zu Familienkassen. Diese gelten, soweit sie den Familienleistungsausgleich durchführen, als Bundes-FinBeh (§ 5 Abs 1 Nr 11 S 10 FVG), welche der Fachaufsicht des BZSt unterstellt sind (§ 5 Abs 1 Nr 11 FVG, § 72 Abs 1 S 2 EStG, § 6 Abs 2 Nr 6 AO).
Rn. 123
Stand: EL 174 – ET: 08/2024
Die Festsetzung und Auszahlung des Kindergeldes als Steuervergütung (§ 31 S 3 EStG) erfolgt weiterhin durch die – nunmehr als Familienkasse tätig werdenden – Agenturen für Arbeit.
Rn. 124
Stand: EL 174 – ET: 08/2024
Das BfF hat erstmals mit Schreiben v 28.06.1996 (BfF BStBl I 1996, 707) eine umfangreiche Dienstanweisung zur Durchführung des steuerlichen Familienleistungsausgleichs erlassen (DA-FamEStG), die nachfolgend mehrfach geändert wurde. Nunmehr findet die v BZSt erlassene DA-KG v 30.04.2024, BStBl I 2024, 736 in allen noch nicht bestandskräftig festgesetzten Kindergeldfällen Anwendung, soweit die zeitliche Anwendbarkeit nicht beispielsweise durch Gesetz oder innerhalb der Dienstanweisung selbst ausdrücklich eingeschränkt wird (Vorwort zur DA-KG).
2. Anwendung der AO und Rechtsweg
Rn. 125
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Für die Festsetzung und Auszahlung des Kindergeldes als Steuervergütung gelten die Vorschriften der AO (§ 1 Abs 1 AO, vgl BT-Drs 13/1557, 140; BFH v 06.05.2011, III B 130/10, BFH/NV 2011, 1353; BFH v 19.11.2008, III R 108/06, BFH/NV 2009, 357; BVerfG v 06.04.2011, 1 BvR 1765/09, HFR 2011, 812). Dies gilt auch für die Vorschriften über die Steuerfestsetzung (§§ 155–177 AO), BFH v 08.12.2011, III B 72/11, BFH/NV 2012, 379.
Als Rechtsbehelf gegen die bei der Durchführung des Familienleistungsausgleichs erlassenen VA ist der Einspruch statthaft (§ 347 Abs 1 AO), über den die Familienkassen entscheiden (vgl insoweit Kapitel R der DA-KG 2024.
Rn. 126
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Die Kosten eines erfolgreichen Rechtsbehelfsverfahrens sind nach § 77 EStG – abweichend von den sonstigen Einspruchsverfahren nach der AO – zu erstatten, dazu s § 77 Rn 11ff (Pust).
Rn. 127
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Der Rechtsweg führt gem § 33 Abs 1 Nr 1 FGO zu den FG, mithin bis zum BFH. Der Rechtsweg zu den FG ist auch für Klagen gegeben, die Streitfragen betreffend das Kindergeld nach zwischenstaatlichen Abkommen zum Gegenstand haben (vgl BFH v 12.04.2000, VI B 142/99, BFH/NV 2000, 1193 inzident zum Kindergeldanspruch nach Art 33 des Abkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei über soziale Sicherheit; BFH v 19.09.2008, III B 113/07, BFH/NV 2009, 146).
Rn. 128
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Da das Kindergeld als Steuervergütung gezahlt wird, sind die steuerlichen Berater auch insoweit zur Rechtsberatung befugt (§§ 3, 4 StBerG).
3. Verfolgung und Ahndung von Steuerordnungswidrigkeiten
Rn. 129
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Die Familienkassen sind auch für die Verfolgung und Ahndung von Steuerordnungswidrigkeiten zuständig (§ 386 Abs 1 Nr 2 AO; vgl Kapitel S DA-KG 2024. S 1.2 DA-KG 2024 verweist zudem auf die sinngemäße Geltung der Anweisungen für das Straf- und Bußgeldverfahren (Steuer) – AStBV (St) – 2023 v 04.01.2023, BStBl I 2023, 103).
4. Zuständigkeit der Landes-FinVerw
Rn. 130
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Daneben besteht die Zuständigkeit der Landes-FinVerw für die iRd ESt-Veranlagung von Amts wegen durchzuführende Vergleichsrechnung nach § 31 S 4 EStG (sog Günstigerprüfung), bei der geprüft wird, ob die gebotene steuerliche Entlastung durch den Anspruch auf Kindergeld erreicht wird. Ist dies nicht der Fall, werden bei der Veranlagung die Freibeträge nach § 32 Abs 6 EStG abgezogen (§ 31 S 4 EStG).
Rn. 131
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Dabei besteht keine Bindung des FA an die Entscheidungen der Familienkasse (BFH v 27.01.2011, III R 90/07, BStBl II 2011, 543; BFH v 15.03.2012, III R 82/09, BStBl II 2013, 226: keine Tatbestandswirkung der Entscheidung der Familienkasse, da keine ressortfremde Behörde), es ist jedoch eine Abstimmung unter den Behörden herbeizuführen, R 31 Abs 4 EStR 2012 bzw O 4.3 Abs 1 S 2 DA-KG 2024; eine Steuerfestsetzung soll bis zur Klärung der Streitfrage unter dem Vorbehalt der Nachprüfung erfolgen. Für die Familienkasse stellt andererseits der für das Kind ergangene ESt-Bescheid kein Grundlagenbescheid dar, BFH v 23.11.2001, VI R 125/00, BStBl II 2002, 296.
Rn. 132
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Ferner besteht die Zuständigkeit des FA für die nach § 39a Abs 1 Nr 6 EStG vorzunehmende Eintragung eines Kinderfreibetrags auf der LSt-Karte.
Rn. 133–142
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vorläufig frei