Rn. 130
Stand: EL 176 – ET: 10/2024
Aus Art 6 Abs 1 und 2 GG folgt, dass die steuerliche Leistungsfähigkeit der Eltern generell auch durch den Betreuungsbedarf des Kindes gemindert ist, vgl BVerfG v 10.11.1998, 2 BvR 1057/91, 2 BvR 1226/91, 2 BvR 980/91, BStBl II 1999, 182. Diese Minderung der steuerlichen Leistungsfähigkeit ist unabhängig von der Art der Betreuung und davon, ob Aufwendungen für die Betreuung des Kindes anfallen.
Rn. 131
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Die dagegen erhobenen Bedenken, dem Elternteil, der die Kinder betreue und erziehe und dabei auf die Erzielung von Einkommen verzichte, entstünden keine Aufwendungen, vgl dazu Arndt/Schumacher, NJW 1999, 745; Saksofsky, NJW 2000, 1896, 1902, sodass die steuerliche Leistungsfähigkeit nicht gemindert sei, vgl Birk, JZ 2001, 218, 221, vermögen nicht zu überzeugen, vgl Droege in K/S/M, § 32 EStG Rz A 81, 46a (04/2021). Die Eltern, die ihre Kinder betreuen, erfüllen damit ihre zivilrechtliche Unterhaltsverpflichtung und nehmen zugleich eine Aufgabe des Gemeinwohls wahr.
Die Entscheidung, Kinder zu betreuen, ist nicht der Entscheidung gleichzustellen, auf eine Erwerbstätigkeit zugunsten von Freizeit zu verzichten. Im Gegensatz zu kinderlosen StPfl können StPfl mit Kindern ihr Erwerbspotenzial am Arbeitsmarkt erst dann nutzen, wenn die Betreuung der Kinder sichergestellt ist, vgl Heuermann, DStR 2000, 1456, 1458.
Rn. 132–133
Stand: EL 176 – ET: 10/2024
vorläufig frei
Rn. 134
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Dagegen können die Kinderbetreuungskosten nicht als WK oder BE abgezogen werden. Kinderbetreuungskosten sind auch dann nicht beruflich oder betrieblich veranlasst, wenn die Fremdbetreuung des Kindes die Voraussetzung dafür bildet, dass der StPfl überhaupt einer Erwerbstätigkeit nachgehen kann, BFH v 12.04.2007, VI R 42/03, BFH/NV 2007, 1312; BFH v 16.11.2005, XI B 193/04, BFH/NV 2006, 297; BFH v 23.04.2009, VI R 60/06, BStBl II 2010, 267; Kirchhof, NJW 2000, 2792, 2795. Dagegen wird die Berücksichtigung von Kinderbetreuungskosten als WK oder BE gefordert von Arndt/Schumacher, NJW 2000, 745, 746; Saksofsky, NJW 2000, 1896, 1902 und Seer/Wendt, NJW 2000, 1904, 1906; vgl BFH v 17.07.2000, XI B 127/99, BFH/NV 2000, 1471.
Ab dem VZ 2002 findet insoweit § 33c EStG aF, ab dem VZ 2006 § 4f EStG aF, ab dem VZ 2009 § 9c EStG aF über den Abzug nachgewiesener erwerbsbedingter Kinderbetreuungskosten Anwendung.
Ab dem VZ 2012 gilt hinsichtlich des Abzugs von Kinderbetreuungskosten § 10 Abs 1 Nr 5 EStG; die sich aus § 10 Abs 1 Nr 5 EStG ergebenden typisierenden Beschränkungen in Bezug auf den als Sonderausgaben abziehbaren Höchstbetrag sowie auf die Altersgrenze sind verfassungsgemäß, BFH v 09.02.2012, III R 67/09, BStBl II 2012, 567; so auch BFH v 05.07.2012, III R 80/09, BStBl II 2012, 816 zu § 9c EStG. Der Abzug der Kinderbetreuungskosten hat nicht zur Voraussetzung, dass sie erwerbsbedingt sind.
Rn. 135–149
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vorläufig frei