A. Die Entstehungsgeschichte der Vorschrift
Rn. 1
Stand: EL 144 – ET: 07/2020
Das StÄndG 1956 (v 05.10.1956, BGBl I 1956, 781) schuf § 34c EStG (seit VZ 1957 anwendbar). Seit 1990 ist folgende Entwicklung zu verzeichnen:
- G zur Änderung des SteuerreformG 1990 sowie zur Förderung des Mietwohnungsbaus u von Arbeitsplätzen in Privathaushalten (v 30.06.1989, BGBl I 1989, 1267): Änderung des § 34c Abs 4 EStG.
- SteueränderungsG 1992 (StÄndG 1992 v 25.02.1992, BGBl I 1992, 297): Bei der Anrechnungsmethode (§ 34c Abs 1 EStG) wird nicht mehr auf den Gesamtbetrag der Einkünfte abgestellt, sondern auf die Summe der Einkünfte. Bei der Abzugsmethode (§ 34c Abs 2, 3 EStG) wurde der Begriff "Summe der Einkünfte" durch "Einkünfte" ersetzt.
- StandortsicherungsG (StandOG v 13.09.1993, BGBl I 1993, 1569): Einführung des Höchststeuersatzes von 23,5 % (= die Hälfte des Höchststeuersatzes für gewerbliche Einkünfte nach § 32c EStG aF von 47 %) für ausländische Einkünfte beim Betrieb von Handelsschiffen im internationalen Verkehr.
- Missbrauchsbekämpfungs- und SteuerbereinigungsG (StMBG v 21.12.1993, BGBl I 1993, 2310): Keine Anrechnung bei fiktiver ausländische Steuer (Ergänzung des § 34c Abs 6 S 2 EStG durch Hs 2).
- G zur Fortsetzung der Unternehmenssteuerreform (v 29.10.1997, BGBl I 1997, 2590): Änderung des § 34c Abs 4 EStG betr die Anrechnung ausländische Steuern aus dem Betrieb von Handelsschiffen im internationalen Verkehr.
- SeeschifffahrtsanpassungsG (v 09.09.1998, BGBl I 1998, 2860): Streichung des § 34c Abs 4 EStG.
- SteuerbereinigungsG 1999 (StBerG) v 22.12.1999 (BGBl I 1999, 2601): Ergänzung des § 34c Abs 6 EStG um S 4 betr den Fall, dass ein DBA-Staat Einkünfte aus einem Drittstaat besteuert.
- SteuersenkungsG (StSenkG v 23.10.2000, BGBl I 2000, 1433): Streichung des Verweises in § 34c Abs 1 S 2 EStG auf § 32c EStG wegen Aufhebung dieser Vorschrift ab VZ 2001 (§ 52 Abs 44 EStG idF StSenkG).
- G zum Abbau von Steuervergünstigungen und Ausnahmeregelungen (StVergAbG v 16.05.2003, BGBl I 2003, 660: Ersetzung des § 34c Abs 1 S 2 EStG durch S 3 und 4; Neufassung des Abs 6 – beides jeweils mit Wirkung ab VZ 2003 (Art 1 Nr 6 StVergAbG).
- JahressteuerG (JStG) 2007 (v 13.12.2006, BGBl I 2006, 2878): Neufassung des § 34c Abs 1 S 1, 2, Abs 2, 3, 6 (Art 1 Nr 25), anzuwenden ab 01.01.2007 (Art 20 Abs 6 JStG 2007).
- UnternehmensteuerreformG (UntStRefG) v 14.08.2007, BGBl I 2007, 1912): Erweiterung des Verweises in § 34c Abs 1 S 2 EStG auch auf den neu eingeführten § 34a EStG, der nicht entnommene Gewinne steuerlich begünstigt, Herausnahme des Verweises auf den nur im VZ 2007 geltenden § 32c EStG (Art 1 Nr 24, Nr 40 ab VZ 2008).
- JahressteuerG (JStG) 2008 (v 20.12.2007, BGBl I 2007, 3150): Wieder Herausnahme des Verweises auf § 34a EStG in § 34c Abs 1 S 2 EStG (Art 1 Nr 14, 37) ab VZ 2008 – offenbar eine Korrektur des Versehens aus dem UnternehmensteuerreformG.
- JahressteuerG (JStG) 2009 (v 19.12.2008, BGBl I 2008, 2794): Keine Anwendung der Anrechnungs- o Abzugsmethode auf KapVerm-Einkünfte, die der AbgSt unterliegen (§ 34c Abs 1 S 1 Hs 2, S 3 EStG nF), Einbeziehung der thesaurierten Einkünfte nach § 34a EStG in die Verhältnisrechnung (§ 34c Abs 1 S 2 EStG nF) – ab VZ 2009 (Art 1 Nr. 18, Art 1 Nr 41t JStG 2009).
- G zur Anpassung der Abgabenordnung an den Zollkodex der Union und zur Änderung weiterer steuerlicher Vorschriften (ZollkodexAnpG v 22.12.2014, BGBl I 2014, 2417): Neufassung des § 34c Abs 1 S 2 u S 3 Hs 1 EStG aufgrund EuGH v 28.02.2013, C-168/11, BStBl II 2015, 431 Rechtssache Beker durch Art 5 Nr 16 des G, anzuwenden grdsl ab VZ 2015, Art 16 Abs 2 des G mit Sonderregelung für nicht bestandskräftige Fälle in Art 5 Nr 23c des G = § 52 Abs 34a EStG nF.
- Durch Art 2 Nr 12 des Gesetzes zur weiteren steuerlichen Förderung der Elektromobilität und zur Änderung weiterer steuerlicher Vorschriften (v 12.12.2019, BGBl I 2019, 2451) wurden mWv VZ 2020 (Art 39 Abs 2 des Gesetzes v 12,12.2019) in § 34c Abs 6 S 2 EStG die Worte "die nach dem Abkommen anzurechnende ausländische Steuer" ersetzt durch "die nach dem Abkommen anzurechnende und um einen entstandenen Ermäßigungsanspruch gekürzte ausländische Steuer".
B. Der Sinn und Zweck der Vorschrift
1. Die Vermeidung der Doppelbesteuerung durch völkerrechtliche Verträge
Rn. 2
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Soweit mit ausländischen Staaten Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) bestehen, regeln diese als völkerrechtliche Verträge vorrangig (§ 2 AO, BFH BStBl II 1987, 856; BFH/NV 1988, 631; 1999, 1317), wie eine doppelte Erfassung von Einkünften im Wohnsitz- und im Quellenstaat zu vermeiden ist. Sonst wäre denkbar, dass beispielsweise ein in München ansässiger Deutscher mit Mieteinkünften in den USA in Deutschland im betr VZ (da sich dort sein Wohnsitz befindet und er dort mit seinem Welteinkommen erfasst wird, s § 1 Rn 11 (Teller)) und auch in den USA (da dort die Einkunftsquelle liegt) besteuert wird.
Rn. 3
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Art 23 des OECD-Musterabkommens (OECD-MA) sieht folgende zwei Möglichkeiten vor, die Doppelbesteuerung zu vermeiden (s Schönfeld/Ditz, DBA, Systematik Rz 50–52; Geurts in Frotscher/Geurts, § 3c EStG Rz 2):
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Freistellungsmethode (mit Progres... |