A. Form des Antrags und Zuständigkeit (§ 39a Abs 2 S 1 EStG)
Rn. 40
Stand: EL 152 – ET: 08/2021
Gemäß § 39a Abs 2 S 1 EStG ist der Antrag iSd § 39a Abs 1 EStG nach amtlich vorgeschriebenem Vordruck zu stellen und vom ArbN eigenhändig zu unterschreiben. Den Vordruck bestimmt das BMF im Einvernehmen mit den obersten FinBeh der Länder (§ 51 Abs 4 Nr 1 Buchst c EStG). Der Antrag ist unzulässig, sofern er nicht die Formvorschriften erfüllt (Jungblut in Lademann, § 39a EStG Rz 70 aE (Oktober 2018)).
Für nach § 1 Abs 1 EStG unbeschränkt estpfl ArbN ist im Regelfall das Wohnsitz-FA für die Bildung der LSt-Abzugsmerkmale und damit auch für die Ermittlung von Frei- und Hinzurechnungsbeträgen zuständig. Abweichend hiervon kann dies nach Zuständigkeitsverordnungen der Länder auch das für die Veranlagung zur ESt zuständige Finanzamt sein (zB durch Zentralisierungsmaßnahmen in Großstädten, s BMF BStBl I 2018, 1137). Soweit das FA auf Antrag des ArbN eines Frei- bzw Hinzurechnungsbetrag nach § 39a EStG als LSt-Abzugsmerkmal bildet (§ 39 Abs 1, 4 EStG, s § 39 Rn 10ff (Mues) und s § 39 Rn 50ff (Mues)), teilt es dies dem BZSt zum Zweck der Bereitstellung für den automatisierten Abruf durch den ArbG mit (§ 39e Abs 1 S 2 EStG, s § 39e Rn 12 (Mues)).
B. Antragsfrist (§ 39a Abs 2 S 2 u 3 EStG)
Rn. 41
Stand: EL 152 – ET: 08/2021
Die Frist für die Antragstellung beginnt am 1. Oktober des Vorjahres, für das der Freibetrag gelten soll (§ 39a Abs 2 S 2 EStG) und endet am 30. November des Kj, für das der Freibetrag gilt (§ 39a Abs 2 S 3 EStG). Werden Anträge auf LSt-Ermäßigung entgegen der gesetzlichen Vorgabe bereits vor dem 1. Oktober des Vorjahres gestellt, lehnt das FA diese Anträge nicht aus formalen Gründen ab, sondern bearbeitet diese Anträge mit Start des LSt-Ermäßigungsverfahrens (BMF BStBl I 2018, 1137 Rz 134).
C. Antragsgrenze (§ 39a Abs 2 S 4 EStG)
Rn. 42
Stand: EL 152 – ET: 08/2021
Nach § 39a Abs 2 S 4 EStG ist der Antrag auf Bildung eines Freibetrages aus der Summe wegen
- erhöhter WK (§ 39a Abs 1 S 1 Nr 1 EStG iVm § 9 EStG, s Rn 11),
- erhöhter SA (§ 39a Abs 1 S 1 Nr 2 EStG iVm § 10 Abs 1 Nr 4, 5, 7, 9 u Abs 1a EStG, §§ 10b u 33 EStG, s Rn 12),
- ag Belastungen (§ 39a Abs 1 S 1 Nr 3 EStG iVm § 33 EStG, s Rn 13),
- ag Belastungen in besonderen Fällen (§ 39a Abs 1 S 1 Nr 3 EStG iVm § 33a EStG, s Rn 13),
- ag Belastungen (§ 39a Abs 1 S 1 Nr 3 EStG iVm § 33b Abs 6 EStG, s Rn 13) sowie
- des Freibetrags wegen des Erhöhungsbetrags für Kinder bei verwitweten Alleinerziehenden (§ 39a Abs 1 S 1 Nr 8 EStG iVm § 24b EStG, s Rn 26)
nur zulässig, wenn
insgesamt 600 EUR übersteigen (beschränkt antragsfähige Ermäßigungsgründe).
Rn. 43
Stand: EL 152 – ET: 08/2021
Für die weiteren Ermäßigungstatbestände, dh
- die Pauschbeträge für Menschen mit Behinderungen und Hinterbliebene (§ 39a Abs 1 S 1 Nr 4 EStG iVm § 33b Abs 1–5 EStG, s Rn 14),
- den Erhöhungsbetrag beim Entlastungsbetrag für Alleinerziehende (§ 39a Abs 1 S 1 Nr 4a EStG iVm § 24b Abs 2 S 2 u 3 EStG, s Rn 15ff),
- die Beträge, wie sie bei der Festsetzung der ESt-Vorauszahlungen zu berücksichtigen sind (§ 39a Abs 1 S 1 Nr 5 EStG, s Rn 18ff),
- die Freibeträge für Kinder ohne Anspruch auf Kindergeld (§ 39a Abs 1 S 1 Nr 6 EStG, s Rn 22),
- die Freibeträge und die Hinzurechnungsbeträge bei mehreren Dienstverhältnissen (§ 39a Abs 1 S 1 Nr 7 EStG, s Rn 23ff) sowie
- die Freibeträge wegen Anrechnung ausländischer Abzugssteuern (s Rn 27ff),
greift die Antragsgrenze demgegenüber nicht (unbeschränkt antragsfähige Ermäßigungsgründe).
Rn. 44
Stand: EL 152 – ET: 08/2021
Stützt der ArbN seinen Ermäßigungsantrag auf mehrere Gründe und übersteigen die Aufwendungen zwar insgesamt die Antragsgrenze von 600 EUR, die Summe der Aufwendungen für lediglich beschränkt antragsfähige Ermäßigungsgründe allein dagegen nicht, ist der Antrag (nur) insoweit unzulässig.
Beispiel:
Der ArbN beantragt wegen
die Ermittlung eines Freibetrags für das LSt-Abzugsverfahren.
Der Antrag ist bzgl WK und SA unzulässig, da diese zusammen nur 525 EUR betragen (1 350 EUR (WK) ./. 1 000 EUR (WK-Pauschbetrag) + 175 EUR = 525 EUR.
IHv 1 000 EUR ist der Antrag dagegen zulässig, da die Steuerermäßigung nach § 35a EStG unbeschränkt antragsfähig ist.
Rn. 45
Stand: EL 152 – ET: 08/2021
Die FinVerw (R 39a.1 Abs 2 LStR 2015) geht bzgl der Frage, ob die Antragsgrenze nach § 39a Abs 2 S 4 EStG überschritten wird, von folgenden Grundsätzen aus:
- Soweit für WK bestimmte Beträge gelten, zB für Verpflegungsmehraufwendungen und pauschale Kilometersätze bei Auswärtstätigkeit, für Wege zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte, sind diese maßgebend.
- Bei SA iSd § 10 Abs 1 Nr 1a, 1b u 4 EStG (bestimmte, auf besonderen Verpflichtungsgründen beruhende, lebensla...