Dr. jur. Lukas Karrenbrock
A. Sachlicher Anwendungsbereich
Rn. 26
Stand: EL 147 – ET: 11/2020
Die Vorschrift des § 3c Abs 1 EStG greift iRd Einkünfteermittlung, nicht für Ausgaben, die von der Summe oder vom Gesamtbetrag der Einkünfte oder vom Einkommen abgezogen werden. Nach dem Wortlaut des § 3c Abs 1 EStG werden allein BA und WK einschließlich vorab entstandener und nachträglicher BA/WK erfasst und folglich nicht SA oder ag Belastungen. Für SA gelten die Sonderregelungen des § 10 Abs 1a Nr 2 S 1, § 10 Abs 2 Nr 1 EStG. Allerdings ordnet die Vorschrift des § 10 Abs 2 Nr 1 EStG ein Abzugsverbot nach dem Korrespondenzprinzip für SA an, die im unmittelbaren wirtschaftlichen Zusammenhang mit steuerfreien Einnahmen stehen (zum Abzugsverbot von Krankenversicherungsbeiträgen als SA im Zusammenhang mit steuerfreien Einnahmen s FG D'dorf v 08.05.2015, 9 K 400/14 E, EFG 2015, 1355; vgl auch Vorlagenbeschluss an den EuGH, BFH v 16.09.2015, I R 62/13, DStR 2016, 113 ff, nachgehend Urteil des EuGH v 22.06.2017, C-20/16).
Rn. 27
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Die Vorschrift des § 3c Abs 1 EStG hat grds deklaratorische Bedeutung, da diese Norm ein Resultat der von der Rspr entwickelten Grundsätze ist. Auf der Grundlage des objektiven Nettoprinzips werden nur die BA/WK zum Abzug zugelassen, die für die Gewinnung der stpfl Einnahmen erforderlich sind; die Abzugsfähigkeit von BA/WK zur Gewinnung steuerfreier Einnahmen würde zu einem ungerechtfertigten steuerlichen Vorteil führen (sog "ungerechtfertigtes superfluum"; vgl von Beckerath in K/S/M, § 3c EStG Rz A8, 279. EL; Levedag in Schmidt, § 3c EStG Rz 1, 39. Aufl).
Rn. 28–29
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vorläufig frei
B. Steuerfreie Einnahmen
Rn. 30
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Einnahmen iSd § 3c Abs 1 EStG sind alle Güter, die in Geld oder in Geldeswert bestehen und dem StPfl im Rahmen einer der Einkunftsart des § 2 Abs 1 Nr 1–7 EStG zufließen (§ 8 Abs 1 EStG). Zu den Einnahmen zählen nicht Einlagen (BFH v 21.12.1977, I R 20/76, BStBl II 1978, 346), Darlehensaufnahmen (BFH v 20.10.2004, I R 11/03, BStBl II 2005, 581) oder der Hinzurechnungsbetrag nach §§ 7, 10 Abs 2 AStG (BFH v 07.09.2005, I R 118/04, BStBl II 2006, 537).
Rn. 31
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Das EStG unterscheidet zwischen dem Begriff der Einnahmen (Roheinnahmen) und dem Begriff der Einkünfte (Ergebnis der Saldierung von Roheinnahmen und BA/WK). Die Vorschrift des § 3c Abs 1 EStG greift nur bei der Ermittlung der Einkünfte. Bei Auslandssachverhalten ist daher vorrangig zu prüfen, ob über das DBA Einkünfte oder Einnahmen steuerbefreit werden. BA/WK, die mit steuerbefreiten Einkünften nach DBA zusammenhängen, sind insoweit nicht in die Bemessungsgrundlage der ESt einzubeziehen (BFH v 11.02.2009, I R 25/08, BStBl II 2010, 536; BMF v 12.11.2014, BStBl I 2014, 1467 Rz 47; zur Aufteilung der BA/WK s Rn 46). In diesem Fall wird das Besteuerungsrecht an den Einkünften aufgrund eines DBA dem Quellenstaat zugewiesen, wie zB Einkünfte aus selbstständiger Arbeit nach Art 14 DBA-Belgien (FG Mchn v 14.02.2005, 1 V 305/04, EFG 2005, 928), Einkünfte aus unselbstständiger Arbeit nach Art 15 DBA-USA (BFH v 11.02.2009, I R 25/08, BStBl II 2010, 536) oder Einkünfte aus unbeweglichem Vermögen nach Art 3 Abs 1 u 4 DBA-Frankreich (BFH v 20.09.2006, I R 13/02, BFH/NV 2007, 410), sodass Verluste aus diesen Einkünften im vollen Umfang nicht im Inland abzugsfähig sind.
Hingegen findet das Abzugsverbot des § 3c EStG bei steuerfreien Einnahmen Anwendung.
Rn. 32
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Die Steuerfreiheit kann sowohl auf ausdrückliche Regelung im EStG bzw KStG (z B §§ 3, 3b EStG, §§ 5, 8b KStG) oder aufgrund sog technischer Steuerbefreiung beruhen (zB Pauschalierung der LSt nach §§ 40, 40a EStG). Gleiches gilt für faktisch steuerfrei belassene Zahlungen (BFH v 24.03.2011, VI R 48/10, BFH/NV 2011, 1321; aA von Beckerath in Kirchhof, § 3c EStG Rz 16, 19. Aufl, der eine Korrektur der falschen steuerlichen Behandlung fordert). Nach Ansicht des BFH findet § 3c Abs 1 EStG auch dann Anwendung, wenn eine verfassungswidrige Steuerfreiheit aus Gründen des Vertrauensschutzes für eine Übergangszeit erhalten bleibt (BFH v 26.03.2002, VI R 26/00, BStBl II 2002, 823).
Rn. 33
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Aufwendungen im Zusammenhang mit nicht steuerbaren Einnahmen erfüllen nicht den Begriff von BA bzw WK, weil sie weder betrieblich noch beruflich veranlasst sind. Somit scheidet ein steuermindernder Ansatz aus, ohne dass § 3c Abs 1 EStG anzuwenden ist (BFH v 07.12.2005, I R 34/05, BFH/NV 2006, 1068; Desens in H/H/R, § 3c EStG Rz 32, 292. EL; von Beckerath in Kirchhof, § 3c EStG Rz 15, 19. Aufl; Valta in Blümich, § 3c EStG Rz 33, 150. EL).
Rn. 34–35
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vorläufig frei
C. Ausgaben
Rn. 36
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Der Begriff der Ausgaben ist weit auszulegen und wirtschaftlich zu verstehen. Nach dem Wortlaut sind Ausgaben alle BA (§ 4 Abs 4 EStG) und WK (§ 9 EStG) einschließlich vorab entstandener und nachträglicher BA/WK. Der Begriff der Ausgaben iSd § 3c Abs 1 EStG umfasst nicht nur abgeflossene Ausgaben iSv § 11 Abs 2 EStG, sondern auch jede gewi...