Rn. 42
Stand: EL 166 – ET: 08/2023
Nach nahezu einhelliger Auffassung in Rspr (BFH vom 30.04.2009, VI R 54/07, BStBl II 2010, 996; BFH vom 02.09.2010, VI R 3/09; BStBl II 2011, 233) und Literatur (Heuermann in Brandis/Heuermann, § 42e EStG Rz 26 (Mai 2022); Bleschick in H/H/R § 42e EStG Rz 23 (Dezember 2020); Krüger in Schmidt, § 42e EStG Rz 7 (42. Aufl) handelt es sich bei der LSt-Anrufungsauskunft um einen feststellenden VA iSd § 118 S 1 AO, der hinsichtlich seines Regelungsgehalts bindend ist und nicht nur um eine Wissenserklärung ohne Verwaltungsaktqualität, wie dies der BFH in seiner früheren Rspr (so noch BFH vom 09.10.1992, VI R 97/90, BStBl II 1993, 166), gestützt auf einen Teil des Schrifttums, vertreten hatte; aA Eisgruber in Kirchhof/Seer, § 42e EStG Rz 6 (22. Aufl): Wissenserklärung. Die FinVerw ist der geänderten Rspr gefolgt, BMF vom 12.12.2017, BStBl I 2017, 1656 Rz 15.
Die Rechtsfolgen einer erteilten LSt-Anrufungsauskunft entsprechen somit denen einer verbindlichen Auskunft nach § 89 Abs 2 AO oder einer verbindlichen Zusage nach § 204 AO. Bei Letzteren ergibt sich deren Verwaltungsaktqualität eindeutig aus dem Gesetz, während dies in Bezug auf die LSt-Anrufungsauskunft nicht der Fall ist. Die Einstufung der LSt-Anrufungsauskunft als VA mit Bindungswirkung ist jedoch im Hinblick auf die daraus folgende gerichtliche Kontrolle ihres materiellen Inhalts gerechtfertigt, Bleschick in H/H/R, § 42e EStG Rz 23 (Dezember 2020); aA Eisgruber in Kirchhof/Seer, § 42e EStG Rz 7 (22. Aufl).
Rn. 43
Stand: EL 166 – ET: 08/2023
Aus § 42e EStG ergibt sich ein Rechtsanspruch der Beteiligten auf Erteilung einer Anrufungsauskunft über die Anwendung lohnsteuerlicher Vorschriften auf den im Auskunftsbegehren bezeichneten konkreten Sachverhalt, und nicht nur einen Anspruch auf förmliche Bescheidung. Die Beteiligten haben einen Anspruch auf eine inhaltlich richtige Auskunft, BFH vom 30.04.2009, VI R 54/07, BStBl II 2010, 996; ausführlich dazu s Rn 45. Diese erschöpft sich bei einer LSt-Anrufungsauskunft allerdings darin, wie die FinBeh einen ihr zur Prüfung gestellten typischerweise hypothetischen Sachverhalt im Hinblick auf die Verpflichtung zum LSt-Abzug gegenwärtig beurteilt, BMF vom 12.12.2017, BStBl I 2017, 1656 Tz 17. Nach neuerer BFH-Rspr (BFH vom 27.02.2014, VI R 19/12, BStBl II 2014, 894; BFH vom 27.02.2014, VI R 23/13, BFH/NV 2014, 1141, BFH vom 15.01.2015, VI B 103/14, BStBl II 2015, 447) unterliegt der Inhalt der erteilten LSt-Anrufungsauskunft somit nur einer Evidenzkontrolle, ausführlich dazu s Rn 84.
Rn. 44
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vorläufig frei