A. Allgemeines; Rechtslage für die nach dem 31.12.2014 zufließenden KapErtr
Rn. 150
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
Der Gesetzgeber hat mit dem BeitrRLUmsG vom 07.12.2011 (BGBl I 2011, 2592) in § 51a Abs 2c EStG für die KiSt bei den Einkünften aus KapVerm ein elektronisches Abzugsverfahren geschaffen. Dabei kann der KiSt-Abzugsverpflichtete die Religionszugehörigkeit beim BZSt elektronisch abrufen. Gleichzeitig hat der Gesetzgeber das bisherige in § 51a Abs 2c EStG geregelte Antragsverfahren abgeschafft. Da der StPfl jedoch durch einen Antrag auf Erteilung eines Sperrvermerks (§ 51a Abs 2e EStG) beim BZSt verhindern kann, dass seine Religionszugehörigkeit offenbart wird, kann er im Ergebnis weiterhin den Quellenabzug vermeiden. In der weit überwiegenden Mehrheit der Fälle wird jedoch das Aufkommen an KiSt zeitnah erfasst und gesichert werden (BR-Drucks 253/11, 94; Tormöhlen in Korn, § 51a EStG Rz 12.16.1 (Juli 2021)).
Die durch das BeitrRLUmsG in § 51a Abs 2c und 2e EStG getroffene Regelung sollte nach § 52a Abs 18 S 2 EStG idF BeitrRLUmsG erstmals auf die nach dem 31.12.2013 zufließenden KapErtr Anwendung finden. Die Vorschrift des § 52a Abs 18 S 2 EStG hat das AmtshilfeRLUmsG dahin geändert, dass die in § 51 Abs 2c und 2e EStG getroffene Regelung erst auf die nach dem 31.12.2014 zufließenden KapErtr Anwendung findet.
B. Das Abrufverfahren im Einzelnen
1. § 51a Abs 2c S 1 EStG
a) § 51a Abs 2c S 1 Nr 1 EStG
Rn. 151
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
§ 51a Abs 2c S 1 Nr 1 S 1 EStG bestimmt, dass das BZSt unabhängig von und zusätzlich zu den in § 139b Abs 3 AO genannten und nach § 39e EStG gespeicherten Daten des StPfl den KiSt-Satz der steuererhebenden Religionsgemeinschaft des KiStPfl speichert sowie zusätzlich die ortsbezogenen Daten, mit deren Hilfe der KiStPfl seiner Religionsgemeinschaft zugeordnet werden kann; aus diesen Daten bildet das BZSt das KiSt-Abzugsmerkmal (KiStAM) (gleich lautende Erlasse der obersten Finanzbehörden der Länder vom 19.07.2021, BStBl I 2021, 1014 Rz 7, 8). Auch bei Ehegatten erfolgt die Datenspeicherung getrennt (gleich lautende Erlasse der obersten Finanzbehörden der Länder vom 19.07.2021, BStBl I 2021, 1014 Rz 12).
Bei einer
- Änderung der Meldeanschrift,
- der rechtlichen Zugehörigkeit zu einer steuererhebenden Religionsgemeinschaft oder
- der territorialen Erweiterung der steuererhebenden Religionsgemeinschaft sowie
- bei Änderungen des jeweiligen KiSt-Satzes der Religionsgemeinschaft
nimmt das BZSt eine Änderung des KiStAM vor. Die Finanzverwaltung ist grundsätzlich an die melderechtlichen Daten gebunden, kann jedoch in begründeten Ausnahmefällen (zB Unklarheit oder Streitigkeit über die Zugehörigkeit zu einer steuererhebenden Religionsgemeinschaft) nach Beteiligung der Religionsgemeinschaft nach Maßgabe des jeweiligen KiSt-Gesetzes rechtliche Prüfungen zu melderechtlichen Merkmalen vornehmen und bei abweichenden Feststellungen selbst eine Entscheidung über die zutreffende Besteuerung zu treffen (gleich lautende Erlasse der obersten Finanzbehörden der Länder vom 19.07.2021, BStBl I 2021, 1014 Rz 10).
Bei der Bildung und der Änderung des KiStAM handelt es sich nicht um die gesonderte Feststellung von Besteuerungsgrundlagen im Sinne des § 179 Abs 1 AO.
Nach § 51a Abs 2c S 1 Nr 1 S 2 EStG stellt das BZSt diese Daten als automatisiert abrufbares Merkmal für den KiSt-Abzug bereit.
b) § 51a Abs 2c S 1 Nr 2 EStG
Rn. 152
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§ 51a Abs 2c S 1 Nr 2 EStG regelt, dass der KiSt-Abzugsverpflichtete die ID-Nr des Schuldners der KapSt, dh des StPfl iSd § 139b AO, beim BZSt anfragen kann, sofern ihm diese nicht bereits bekannt ist. Da der Anleger zur Erteilung eines Freistellungsauftrags seine ID-Nr mitteilen muss (§ 44a Abs 2a S 1 EStG), wird diese dem KiSt-Abzugsverpflichteten jedoch oftmals bereits bekannt sein.
Rn. 153
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
In der nach amtlich vorgeschriebenem Datensatz durch Datenfernübertragung zu erfolgenden Anfrage (§ 51a Abs 2c S 1 Nr 2 S 3 EStG) darf der KiSt-Abzugsverpflichtete nach § 51a Abs 2c S 1 Nr 2 S 2 EStG nur die in § 139b Abs 3 AO genannten Daten des Schuldners der KapSt angeben. Das BZSt teilt dem KiSt-Abzugsverpflichteten die ID-Nr mit, sofern die übermittelten Daten mit den nach § 139b Abs 3 AO gespeicherten Daten übereinstimmen (§ 51a Abs 2c S 1 Nr 2 S 4 EStG). Der KiSt-Abzugsverpflichtete hat die vom BZSt mitgeteilte ID-Nr zu verwenden (gleich lautende Erlasse der obersten Finanzbehörden der Länder vom 19.07.2021, BStBl I 2021, 1014 Rz 22).
Rn. 154–159
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
vorläufig frei
c) § 51a Abs 2c S 1 Nr 3 EStG
Rn. 160
Stand: EL 169 – ET: 12/2023
§ 51a Abs 2c S 1 Nr 3 S 1 Hs 1 EStG regelt die Verpflichtung des KiSt-Abzugsverpflichteten zur Abfrage der KiSt-Pflicht des Schuldners der KapSt (des Gläubigers der KapErtr). Die Abfrage erfolgt durch Anlass- und Regelabfrage beim BZSt durch Abruf des KiStAM des Schuldners der KapSt.
Der KiSt-Abzugsverpflichtete hat ab dem VZ 2022 bereits bei Begründung einer rechtlichen Verbindung beim BZSt anzufragen, ob der Schuldner der KapSt kistpfl ist (Anlassabfrage, § 51a Abs 2c S 1 Nr 3 S 1 Hs 1 EStG). Durch die Abfrage bereits bei der Begründung einer rechtlichen Verbindung sollen Lücken geschlossen werden, die bei KiSt-Abzug ent...