Rn. 36
Stand: EL 177 – ET: 12/2024
Die Bestimmung der zeitlichen Geltung des EStG bzw einzelner Regelungen des EStG durch § 52 EStG ist Teil der materiellen Regelungen des EStG, die durch den Gesetzgeber zu erfolgen hat, BVerfG v 07.07.1992, 2 BvR 1631/90, 2 BvR 1728/90, BVerfGE 87, 48, 32; Kanzler in Kanzler/Kraft/Bäuml/Marx/Hechtner/Geserich, § 52 EStG Rz 2 (6. Aufl 2021). § 51 Abs 4 Nr 2 EStG ermöglicht nur die Korrektur von redaktionellen Versehen und offensichtlichen Fehlern im Wortlaut des Gesetzes, Seiler in Kirchhof/Seer, § 52 EStG Rz 4 (23. Aufl 2024).
Rn. 37
Stand: EL 177 – ET: 12/2024
Dass die erstmalige Anwendung des erhöhten LSt-Einbehalts in der Seeschifffahrt sich nach § 52 Abs 40a EStG nach einer von der EU-Kommission erteilten Genehmigung richtet, stellt keinen Verfassungsverstoß dar. Nach BVerfG v 29.09.2020, 1 BvR 1550/19, BVerfGE 155, 378, Rz 36 ff, 40 ist es dem Grunde nach mit Art 82 Abs 2 S 1 GG vereinbar, das Inkrafttreten eines Gesetzes an die Bedingung beihilfenrechtlicher Maßnahmen der Europäischen Kommission zu knüpfen, wenn der Gesetzgeber das grundsätzliche Verbot staatlicher Beihilfen (vgl Art 107 Abs 1 AEUV) und das für tatbestandliche Beihilfen geltende Notifizierungserfordernis (vgl Art 108 Abs 3 AEUV) zu berücksichtigen hat.
Rn. 38
Stand: EL 177 – ET: 12/2024
Die Regelungen in § 52 Abs 36 und 37 EStG, die die Entscheidung über den Zeitpunkt der Bildung und erstmalige Übermittlung bestimmter LSt-Abzugsmerkmale sowie den Zeitpunkt der erstmaligen Anwendung des § 39a Abs 1–5 EStG an das BMF im Einvernehmen mit den obersten Länder-FinBeh delegieren, begegnen hingegen im Hinblick auf Art 82 Abs 2 S 1 GG rechtsstaatlichen Bedenken, Seiler in Kirchhof/Seer, § 52 EStG Rz 4 (23. Aufl 2024); Kanzler in Kanzler/Kraft/Bäuml/Marx/Hechtner/Geserich, § 52 EStG Rz 2 (6. Aufl 2021); aA Heuermann in Brandis/Heuermann, § 52 EStG Rz 36, 37 (02/2023).[RZABSCHNITT#LI13047769]
Rn. 39
Stand: EL 177 – ET: 12/2024
Die Bestimmung der erstmaligen Anwendung der Regelungen in § 50a Abs 3 und 5 ESt betreffend die AbgSt-Vorschriften für beschränkt StPfl und den hierfür notwendigen Quellensteuerabzug erfolgt gem § 52 Abs 47 EStG durch eine Rechtsverordnung der BReG, die der Zustimmung des BR bedarf und somit nicht durch Gesetz. Somit dürfte auch insoweit ein Verstoß gegen das verfassungsrechtliche Delegationsverbot vorliegen, das im Grundsatz der Gewaltenteilung fußt, Kanzler in Kanzler/Kraft/Bäuml/Marx/Hechtner/Geserich, § 52 EStG Rz 2 (6. Aufl 2021); vgl auch Seiler in Kirchhof/Seer, § 52 EStG Rz 4 (23. Aufl 2024).
Rn. 40–49
Stand: EL 177 – ET: 12/2024
vorläufig frei