Rn. 36
Stand: EL 157 – ET: 04/2022
Die Bestimmung der zeitlichen Geltung des EStG bzw einzelner Regelungen des EStG durch § 52 EStG ist Teil der materiellen Regelungen des EStG, die durch den Gesetzgeber zu erfolgen hat, BVerfG v 07.07.1992, 2 BvR 1631/90, 2 BvR 1728/90, BVerfGE 87, 48, 32; Kanzler in Kanzler/Kraft/Bäuml/Marx/Hechtner/Geserich, § 52 EStG Rz 2 (6. Aufl). § 51 Abs 4 Nr 2 EStG ermöglicht nur die Korrektur von redaktionellen Versehen und offensichtlichen Fehlern im Wortlaut des Gesetzes.
Die Regelungen in § 52 Abs 36 u 37 EStG, die die Entscheidung über den Zeitpunkt der Bildung und erstmalige Übermittlung bestimmter LSt-Abzugsmerkmale sowie den Zeitpunkt der erstmaligen Anwendung des § 39a Abs 1–5 EStG an das BMF im Einvernehmen mit den obersten Länder-FinBeh delegieren, beinhalten somit einen Verstoß gegen das verfassungsrechtliche Delegationsverbot, Seiler in Kirchhof/Seer, § 52 EStG Rz 4 (20. Aufl); Kanzler in Kanzler/Kraft/Bäuml/Marx/Hechtner/Geserich, § 52 EStG Rz 2 (6. Aufl).
Rn. 37
Stand: EL 157 – ET: 04/2022
Dass die erstmalige Anwendung des erhöhten LSt-Einbehalts in der Seeschifffahrt sich nach § 52 Abs 40a EStG nach einer vom BMF bekanntzugebenden Genehmigung der EU-Kommission richtet, begegnet rechtsstaatlichen Bedenken, Seiler in Kirchhof, § 52 EStG Rz 4 (20. Aufl) unter Hinweis auf BVerfG v 21.09.2016, 2 BvL 1/15, BVerfGE 143, 38, 52ff.
Auch bei den Regelungen in § 52 Abs 4a, 33a u 35a EStG zur Anwendung des § 3a, des § 32c EStG sowie des § 36 Abs 2 S 3 EStG bestehen ähnliche Bedenken, vgl Seiler in Kirchhof/Seer § 52 EStG Rz 4 (20. Aufl), da es insoweit jeweils einer Genehmigung der EU-Kommission bedarf. Zwar enthalten § 52 Abs 4a, 33a EStG jeweils zwar keinen Hinweis darauf, dass §§ 3a, 32c, 36 Abs 2 Nr 3 EStG erst nach Bekanntgabe einer von der EU erteilten Freigabe durch das BMF bzw nach beihilferechtlicher Freigabe durch die EU-Kommission gelten, diese Regelungen findet sich jedoch für § 3a EStG in Art 19 SchädlStPraktG v 27.06.2017, BGBl I 2017, 2074, bzgl § 32c EStG in Art 39 Abs 8 des Gesetzes zur weiteren steuerlichen Förderung der Elektromobilität …, BGBl I 2019, 2451 und bzgl des § 36 Abs 2 Nr EStG in Art 2 des Gesetzes v 20.12.2016, BGBl I 2016, 3045.
Rn. 38
Stand: EL 157 – ET: 04/2022
Die Bestimmung der erstmaligen Anwendung der Regelungen in § 50 Abs 2 EStG und in § 50a Abs 3 u 5 ESt betreffend die AbgSt-Vorschriften für beschränkt StPfl und den hierfür notwendigen Quellensteuerabzug erfolgen gemäß § 52 Abs 46 u 47 EStG jeweils durch Rechtsverordnungen der BReG, die der Zustimmung des BR bedürfen und somit nicht durch Gesetz. Somit liegt auch insoweit ein Verstoß gegen das verfassungsrechtliche Delegationsverbot vor, das im Grundsatz der Gewaltenteilung fußt, Seiler in Kirchhof/Seer, § 52 EStG Rz 4 (20. Aufl); Kanzler in Kanzler/Kraft/Bäuml/Marx/Hechtner/Geserich, § 52 EStG Rz 2 (6. Aufl).
Rn. 39–49
Stand: EL 157 – ET: 04/2022
vorläufig frei