A. Voraussetzungen des Ausschlusses
Rn. 26
Stand: EL 156 – ET: 02/2022
Der Ausschlusstatbestand des § 65 Abs 1 S 1 EStG hat nicht zur Voraussetzung, dass die dem Kindergeld vergleichbare Leistung tatsächlich gezahlt wird, BFH v 27.11.1998, VI B 120/89, BFH/NV 1999, 614. Der Ausschlusstatbestand ist bereits dann gegeben, wenn diese Leistung zu zahlen ist oder bei Antragstellung zu zahlen wäre, BFH v 27.10.2004, VIII R 68/99, BFH/NV 2005, 535; es reicht also das Bestehen eines materiell-rechtlichen Anspruchs auf die vergleichbare Leistung aus, A 28.1 Abs 1 S 1 DA-KG 2021; Wendl in H/H/R, § 65 EStG Rz 6 (Juni 2020). Dabei kommt es auch nicht darauf an, ob diese rechtzeitig beantragt wurde, BFH v 18.07.2013, III R 51/09, BStBl II 2016, 947; BFH v 05.09.2013, XI R 52/10, BFH/NV 2014, 33). Die Zahlung des Kindergelds ist bereits dann ausgeschlossen, wenn der Anspruch auf die vergleichbare kindbezogene Leistung iSd § 65 Abs 1 S 1 Nr 1–3 EStG irgendeiner Person zusteht, dagegen ist es nicht erforderlich, dass die vergleichbare kindbezogene Leistung gerade dem Berechtigten iSd § 64 EStG zusteht, vgl A 28.1 Abs 2 S 1 DA-KG 2021; BFH v 27.11.1998, VI B 120/98, BFH/NV 1999, 614; Wendl in H/H/R, § 65 EStG Rz 6 (Juni 2020). Wer der Empfänger der dem Kindergeld vergleichbaren Leistung ist, ist unerheblich, BFH v 04.08.2011, III R 56/08, BFH/NV 2012, 395; BFH v 25.03.2003, VIII R 95/02, BFH/NV 2003, 1306. Im Hinblick auf ausländische Familienleistungen galt hingegen während der Geltung der VO (EWG) 1408/71 nach der Rspr des EUGH v 14.10.2010, C-16/19 (Schwemmer), nachfolgend BFH v 18.07.2013, III R 51/09, BStBl II 2016, 947, dass eine ausländische Familienleistung dann nicht zu berücksichtigen war, wenn im Ausland kein entsprechender Antrag gestellt worden war.
Rn. 27
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Hat eine andere inländische Behörde über das Bestehen eines Anspruchs auf die vergleichbare Leistung positiv oder negativ entschieden, so kommt dieser Entscheidung Tatbestandswirkung zu, vgl FG RP v 28.05.1998, 5 K 1191/98, EFG 1999, 481; BFH v 25.07.2001, VI R 18/99, BStBl II 2002, 81. Dies gilt sowohl für den Fall einer positiven wie einer negativen Entscheidung, vgl Wendl in H/H/R, § 65 EStG Rz 6 (Juni 2020).
Rn. 28
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Hat eine ausländische Behörde – nach materiell-rechtlicher Prüfung – entschieden, dass ein Anspruch auf eine dem Kindergeld vergleichbare Leistung nach ausländischem Recht nicht gegeben ist, entfaltet diese Entscheidung gegenüber deutschen Behörden und Gerichten grds ebenfalls Tatbestandswirkung, Selder in Brandis/Heuermann, § 65 EStG Rz 15 (Mai 2020); offen gelassen von BFH v 13.06.2013, III R 63/11, BStBl II 2014, 711; BFH v 26.07.2017, III R 18/16, BStBl II 2017, 1237 (bejahend bezüglich der Entscheidungen von Mitgliedsstaaten der EU). Dies gilt jedoch dann nicht, wenn die ablehnende Entscheidung der ausländischen Behörde auf einer unzutreffenden Auslegung von Vorschriften des europäischen Gemeinschaftsrechts beruht, BFH v 13.08.2002, VIII R 54/00, BStBl II 2002, 869. Bei Streitigkeiten über die europarechtliche Qualifikation des österreichischen Kinderabsetzungsbetrags ist das FG-Verfahren nicht auszusetzen, BFH v 16.12.2002, VIII B 163/01, BFH/NV 2003, 497; BFH v 18.12.2002, BFH/NV 2003, 921. Zur Frage der Tatbestandswirkung von Entscheidungen französischer Behörden, die gemeinschaftsrechtswidrig sein könnten, vgl BFH v 24.08.2004, VIII R 4/04, BFH/NV 2004, 1649. Keine Tatbestandswirkung ist dann gegeben, wenn die Entscheidung einer anderen Behörde auf Angaben des Antragstellers beruht, die unzutreffend sind, BFH v 14.05.2002, VIII R 67/01, BFH/NV 2002, 1294.
Die Familienkasse darf Bescheinigungen ausländischer Behörden nicht allein deshalb nicht beachten, weil die Bescheinigungen nicht in deutscher Sprache ausgestellt sind, BFH v 18.12.2013, III R 4/11, BFH/NV 2014, 681; Selder in Brandis/Heuermann, § 65 EStG Rz 15 (Mai 2020). Ist eine Entscheidung einer ausländischen Behörde ergangen, ist der Kindergeldberechtigte verpflichtet, diese aufgrund seiner Mitwirkungspflicht (§ 68 EStG) der Familienkasse zugänglich zu machen.
Rn. 29
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vorläufig frei
Rn. 30
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Ist eine vergleichbare kindbezogene Leistung nicht gezahlt worden, ohne dass insoweit ein Ablehnungsbescheid mit Tatbestandswirkung vorliegt, hat die Familienkasse in eigener Zuständigkeit zu prüfen, ob ein Rechtsanspruch auf eine solche Leistung gegeben wäre, wenn ein Antrag gestellt würde, BFH v 13.06.2013, III R 10/11, BStBl II 2014, 706; BFH v 08.05.2014, III R 21/12, BStBl II 2015, 135; Wendl in H/H/R, § 65 EStG Rz 6 (Juni 2020). Insoweit trifft den Berechtigten eine – bei Auslandssachverhalten erhöhte – Mitwirkungspflicht (§ 90 Abs 2 AO); FG Münster v 09.11.2010, 1 K 4021/07 Kg, EFG 2011, 552; Weber-Grellet in Schmidt, § 65 EStG Rz 8 (40. Aufl), vgl dazu FG Sachsen v 23.06.2014, 6 K 1085/13 (Kg).
Rn. 31
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Allerdings hat das FG, wie zuvor die Familienkasse, den maßgebenden Inhalt des ausländischen Rec...