1. Allgemeines
a) Degressive Absetzung nach § 7 EStG
Rn. 419
Stand: EL 154 – ET: 11/2021
Die degressive AfA sah § 7 EStG vor:
- in Abs 2 für bewegliche WG des AV (= BV) – nur noch für vor dem 31.12.2010 angeschaffte/hergestellte WG, s Rn 277, 282
- in Abs 5, 5a für bestimmte in EU/EWR-Raum liegende Gebäude(-teile) des BV/PV – nur noch bei Anschaffung/Herstellung vor den Zeitpunkten in § 7 Abs 5 Nr 1–3 EStG (s Rn 311).
Die degressive AfA ist in beiden Fällen "Auslaufmodell" und nur noch für Altfälle relevant (auch s Rn 440a).
Rn. 420
Stand: EL 154 – ET: 11/2021
Im Umkehrschluss folgte daraus, wann die degressive AfA nicht zulässig war:
- für immaterielle WG des BV/PV (s Rn 82)
- für bewegliche WG des PV (s Rn 82, 235)
- unbewegliche WG des BV/PV, die keine Gebäude sind
- für drittländische Gebäude des BV/PV
- für in EU/EWR-Raum liegende Gebäude des BV/PV, die die weiteren Tatbestandsvoraussetzungen des § 7 Abs 5 EStG nicht erfüllten.
b) Unterschiede zwischen der degressiven AfA für bewegliche WG des AV und für Gebäude
Rn. 421
Stand: EL 154 – ET: 11/2021
Folgende Übersicht zeigt wichtige Unterschiede zwischen der degressiven AfA für bewegliche WG des AV (§ 7 Abs 2 EStG) und der für in EU/EWR-Raum liegende Gebäude (§ 7 Abs 5 EStG):
|
§ 7 Abs 2 EStG |
§ 7 Abs 5 EStG |
Herstellungsfall begünstigt? |
stets |
stets |
Anschaffungsfall begünstigt? |
stets |
nur, falls Anschaffung bis zum Ende des Jahres der Fertigstellung und keine AfA/AfaA/Sonderabschreibung durch Hersteller (§ 7 Abs 5 S 2 EStG) |
AfA-Verfahren |
Abschreibung von Rest-(buch-)wert, dh, jährlicher AfA-Betrag wird immer geringer |
Abschreibung in fallenden, gesetzlich vorgegebenen AfA-Sätzen, dh, jährlicher AfA-Betrag bleibt bestimmte Zeit konstant |
c) Begrifflichkeiten
Rn. 422
Stand: EL 154 – ET: 11/2021
Degressive AfA: Angesichts des AfA-Verfahrens bei § 7 Abs 5 EStG kann man sich sicherlich streiten, ob dies wirklich eine "degressive" AfA war. Es entspricht allerdings allg Meinung, sie als solche zu bezeichnen.
Erhöhte AfA: Die §-7-Abs-5-EStG-AfA war keine "erhöhte" iSd § 7a Abs 1 EStG (FG SchlH, 3 K 50 146/03, DStRE 2005, 1182 rkr; s § 7a Rn 10 (Handzik)).
d) Rechtfertigung und Sinn und Zweck der degressiven Gebäude-AfA
Rn. 423
Stand: EL 154 – ET: 11/2021
Zur Rechtfertigung der degressiven Gebäude-AfA hatte der BFH (BFH BStBl II 1974, 704; zustimmend BFH BStBl II 1977, 835) vor allem die Finanzierungsfunktion angeführt, da seiner Ansicht nach weder der technische Verschleiß noch technische oder wirtschaftliche Verbesserungen oder Überholungen bei Gebäuden in dieser Allgemeinheit zu einem degressiven Nutzungsverlauf führen, wie ihn § 7 Abs 5 EStG nach seinem Anwendungsbereich voraussetzte.
Rn. 424
Stand: EL 154 – ET: 11/2021
Sinn und Zweck der – auslaufenden (s Rn 419, 432, 440a) – degressiven Gebäude-AfA war es, einen Bauanreiz zu schaffen und eine Finanzierungshilfe zu bieten (BFH BStBl II 1977, 835; 2001, 599).
2. Die Absetzungsobjekte
a) In Inland bzw EU/EWR belegen
Rn. 425
Stand: EL 154 – ET: 11/2021
Das ursprüngliche Tatbestandsmerkmal "im Inland belegen" erklärte sich daraus, dass der Gesetzgeber die Bautätigkeit im Inland fördern wollte. Es galt der Inlandsbegriff des § 1 Abs 1 S 2 EStG (dazu s § 1 Rn 51ff (Teller)). Der Gesetzgeber hatte eingesehen, dass der Verstoß gegen EU-Recht nicht mehr haltbar war und durch Art 1 Nr 3 des Gesetzes zur Umsetzung steuerlicher EU-Vorgaben sowie zur Änderung steuerlicher Vorschriften (v 08.04.2010, BGBl I 2010, 386) mit Wirkung grds ab VZ 2010 (auf Antrag auch schon davor, soweit Steuerbescheid noch nicht bestandskräftig, Art 1 Nr 7a des Gesetzes) den Kreis auf Gebäude, die in einem EU-/EWR-Mitgliedstaat belegen sind, erweitert (Schnitter in Frotscher/Geurts, § 7 EStG Rz 455).
b) Gebäude
Rn. 426
Stand: EL 154 – ET: 11/2021
Die §-7-Abs-5-EStG-AfA galt nur für Gebäude bzw die in § 7 Abs 5a EStG genannten Gebäudeteile. Es galt derselbe Gebäudebegriff wie in § 7 Abs 4 EStG (s Rn 317ff).
c) Neubau
ca) Begriff "Neubau"
Rn. 427
Stand: EL 154 – ET: 11/2021
§ 7 Abs 5 EStG galt nur für Neubauten (st Rspr des BFH, zB BFH BStBl II 1992, 808; 1993, 188; 2004, 783; BFH/NV 1994, 705; H 7.4 EStH 2020 "Neubau"; Schnitter in Frotscher/Geurts, § 7 EStG Rz 464). Dies folgte aus der Formulierung "hergestellt oder bis zum Ende des Jahres der Fertigstellung angeschafft". Das bedeutete, das hergestellte Gebäude musste in bautechnischer Hinsicht neu sein (BFH BStBl II 1977, 725; 1992, 808; 1998, 625; 2005, 704; BFH/NV 1994, 705; FG Bre EFG 1995, 472 rkr; FG Münster EFG 1997, 463 rkr; H 7.4 EStH 2020 "Neubau"; Schnitter in Frotscher/Geurts, § 7 EStG Rz 464). Das war dann der Fall, wenn die tragenden Gebäudeteile (zB Fundamente, tragende Außen- und Innenwände, Geschossdecken und die Dachkonstruktion) in überwiegendem Umfang ersetzt wurden (BFH BStBl II 2004, 783; H 7.4 EStH 2020 "Neubau").
Rn. 427a
Stand: EL 154 – ET: 11/2021
Neu hergestellte Gebäudeteile waren nur dann Neubauten, wenn sie selbstständige unbewegliche WG sind (BFH BStBl II 1998, 625). Dazu folgende Einzelheiten:
cb) ABC bzgl Neubauten
Rn. 428
Stand: EL 154 – ET: 11/2021
Altbauteil
Eine Verwendung von Altbauteilen war für die Frage des Neubaus unschädlich, wenn deren Teilwert 10 % des Teilwerts des (neu) hergestellten WG nicht überschritt (BFH BStBl II 1984, 631; FG Münster EFG 1997, 463 rkr).
Anbau
Anbauten sind ein Neubau, wenn dadurch selbstständige WG geschaff...